Kürzlich wurde eine englische Fassung des japanischen Krimi-Adventures 'Chase: Cold Case Investigations - Distant Memories' für den Nintendo 3DS veröffentlicht. Dahinter steckt u.a. Taisuke Kanasaki von CING ('Hotel Dusk: Room 215' und 'Last Window'). Die Geschichte handelt von einem alten Fall, der neu aufgerollt wird. Im Review werfen wir einen Blick darauf und verraten Euch, was hier zu erwarten ist.

Ein Team für ungelöste Fälle
Shonosuke Nanase und seine Kollegin Koto Amekura bilden gemeinsam eine Abteilung, die für ungelöste Fälle zuständig ist. Eines Tages läutet das Telefon und zur Abwechslung geht es mal nicht um irgendeine Banalität. Ein anonymer Anrufer weist auf einen Unfall hin, der fünf Jahre zurückliegt und seiner Meinung nach eigentlich ein Mord gewesen sein soll. Über solche Arten von Tipps freut sich freilich lediglich die engagierte junge Ermittlern. Ihr mürrisches Gegenüber hätte sich lieber weiterhin selbst die Zeit vertrieben.
Damit starten also die Ermittlungen. Amekura macht sich an die Arbeit und präsentiert bald erste Informationen: Ein von einem Kind versehentlich beschädigter Gasbehälter füllte damals eine Krankenhaus-Räumlichkeit des Personals mit Gas. Die Zigarette des verstorbenen Angestellten soll unfreiwillig für den tödlichen Funken zuständig gewesen sein. Doch war das wirklich nur ein unglücklicher Zufall?
Kurze Krimi-Kost für Zwischendurch
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Verdächtige Personen werden befragt |
'Chase: Cold Case Investigations – Distant Memories' wird als günstiges Einzelspiel im Shop von Nintendo angeboten (Nintendo 3DS), wirkt jedoch wie die erste Episode einer Serie. Die Spieldauer beträgt 90 bis 120 Minuten. Das Handheld-Adventure kann für sich stehen, wobei ein übergeordneter Handlungsstrang angedeutet wird.
Der Fall rund um den Verstorbenen im Krankenhaus ist spannend gelungen und motiviert zum Mitdenken. Neugieriger macht weniger die Frage, wer es getan hat (es gibt nur drei verdächtige Personen), als die Frage nach dem Warum.
Gefasst sein sollte man jedoch auf eine Produktion mit wenig Budget: Das Büro bleibt der einzige echte Schauplatz. Dort treffen wir auch die verdächtigen Personen zum Verhör. Den Tatort sehen wir nur als Vorher-Nachher-Foto, was natürlich Sinn macht, da der Vorfall mehrere Jahre zurückliegt. Die 2D-Anime-Grafik bietet wenig Abwechslung, aber einen stimmigen Stil. Auf eine Sprachausgabe hofft man vergeblich und muss sich mit englischen Texten begnügen. Die Textfülle hält sich in Grenzen, lesefaul sollte man aber nicht sein.
Erinnern ist wichtig
Das Gameplay fällt in Sachen Komplexität deutlich hinter 'Hotel Dusk: Room 215' zurück. Vorrangig geht es darum, sich im Verhör oder im Gespräch zwischen dem Ermittler-Duo, an Informationen zu erinnern und Schlussfolgerungen zu ziehen (mehrere Antworten stehen zur Auswahl). Positiv hervorzuheben ist, dass die Ermittlungen in der Regel logisch und durchdacht ablaufen.
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Namen sollte man sich merken. X informiert darüber, wie viele Fehler man sich noch leisten kann (für gewöhnlich wird mehr als ein Punkt abgezogen) |
Selbst Namen werden abgefragt und wann etwas passiert ist. Wer japanische Namen nicht gewohnt ist, kann schon durcheinander geraten. Obwohl manche Fragen wie ein banaler Gedächtnistest wirken, kann man sich gut in die Ermittlerrolle hineinversetzen. Vielfältiger hätte das Gameplay trotzdem sein können. Ein bisschen anders funktioniert letztlich nur die Untersuchung von zwei Fotos vom Tatort, anhand derer wir wichtige Hotspots herausfiltern.
Ein Inventar fehlt. Zwar existiert ein Logbuch, mit den bisherigen Dialogen zum Nachlesen, doch wer zwischendurch eine Pause einlegt und später den Spielstand lädt, findet hinterher für gewöhnlich ein leeres Logbuch. Deshalb macht es Sinn, sich manche Fakten zu notieren, wobei eine kleine Anzahl an Fehlern sehr wohl toleriert wird. Es ist auch nicht möglich, den Falschen zu beschuldigen und Abläufe sind streng linear vorgegeben. Wer auf Nummer sicher gehen und keinen Fehlversuch riskieren möchte, kann jederzeit einen Speicherstand anlegen.
Die Steuerung ist unkompliziert. Bezüglich der Benutzeroberfläche hätte man sich aber ein Beispiel an der 'Ace Attorney'-Reihe nehmen können, wo die relevanten Funktionen stets unten angezeigt werden. Bei 'Chase: Cold Case Investigations' muss man dazu erst eine Taste drücken, was ein wenig unübersichtlich, aber verschmerzbar ist.
'Chase: Cold Case Investigations' ist ein recht nettes, wenngleich kurzes Krimi-Abenteuer für Zwischendurch. Weder grafisch, noch spielerisch eine Referenz und dennoch unterhaltsame Kost. Der im Mittelpunkt stehende Fall wirkt inhaltlich durchdacht, wobei ich in investigativer Hinsicht lieber häufiger komplexe Deduktionen gehabt hätte, als kleine "Gedächtnistests", die wiederholt im Zentrum stehen. Das Ende wirft interessante Fragen auf und eine Fortsetzung könnte zweifellos in eine spannende Richtung gehen. Für sich allein stehend macht 'Chase: Cold Case Investigations' allerdings noch nicht satt.
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Chase: Cold Case Investigations: Distant Memories
- Entwickler
- Aksys Games
- Publisher
- Aksys Games
- Release
- 13. Oktober 2016
- Sprachen
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- Systeme
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