Amanita Design ist ein kleines tschechisches Indie-Studio, das schon seit 2003 Adventure-Spiele entwickelt. Neben der 'Samarost'-Reihe zählen auch 'Machinarium' und 'Chuchel' zu den Titeln des Spiele-Entwicklers. Das neueste Spiel heißt ‘Creaks‘ und ist das erste Puzzle-Adventure des Studios. Wir haben es für Euch getestet:
Hinter der Wand
Die Lichter flackern, der Boden beginnt zu wackeln und ein Erdbeben erschüttert das kleine Zimmer des Protagonisten. Verwundert blickt er von seinem Schreibtisch auf und legt das Buch zur Seite. An der hinteren Wand ist ein Riss in der Tapete und dahinter wird eine rostige, alte Tür sichtbar. Ein langer, dunkler Tunnel führt zu einer Leiter, die viele Meter in die Erde führt. Begleitet von einem zweiten Erdbeben steigt er in die Tiefe, wo ein riesiges unterirdisches Haus emporragt.
Wir spielen diesen Protagonisten und erkunden mit ihm das unheimliche Anwesen und die mysteriösen Vogelmenschen in seinem Inneren. Immer wieder wird das Haus dabei von Erdbeben erschüttert und schon bald finden wir heraus, dass hinter den Erdbeben mehr als normale seismische Aktivitäten stecken.
Wildgewordene Möbel, versteckte Kunstwerke und Rätsel-Räume
‘Creaks‘ ist ein klassisches Puzzle-Adventure. Wir arbeiten uns von Raum zu Raum durch das Anwesen der Vogelmenschen und müssen dabei eine Reihe von Hindernissen und Gefahren bewältigen. Unser Weg führt uns über Bücherstapel und Leitern immer tiefer hinein in die Welt unter uns. Immer wieder begegnen uns dabei wildgewordene Möbelstücke, die außerhalb von elektrischem Licht zu Roboterwachhunden, Beholdern und bösartigen Schatten werden und uns das Leben schwer machen oder es gar beenden wollen.
In jedem Raum erwartet uns ein Rätsel. Im Wesentlichen geht es immer darum, ungesehen vom Eingang zum Ausgang zu kommen und dabei nicht gefressen zu werden. Das Niveau steigt dabei stetig an. Am Anfang sind die Rätsel noch einfach, werden aber bald komplexer und kniffliger. Der Schwerpunkt des Spiels liegt deutlich auf den Rätseln, die Geschichte um die Vogelmenschen wird nebenbei erzählt.
Zwischen den Rätseln haben wir immer wieder Gelegenheit, die Bewohner zu beobachten. Sie wollen etwas gegen die andauernden Erdbeben unternehmen. Diese haben nämlich keinen natürlichen Ursprung und werden von riesige Klauenhände begleitet, die auch die ein oder andere Mauer im Haus zum Einstürzen bringen.
Die Vogelmenschen sind Bücher- und Kunstliebhaber und hinter dem ein und anderen Bild verbergen sich nicht nur kleine musikalische Kunstwerke, sondern auch kurze Mini-Spiele die wir entdecken können. Wir müssen u. a. einen Halunken ungesehen ans Ziel bringen, die richtige Melodie spielen oder einen Schwertkampf gewinnen. Die Minispiele sind eine schöne Abwechslung, wenn einem die Rätsel-Räume mal zu eintönig werden.
Bei der Steuerung können wir zwischen Tastatur oder Gamepad wählen. Gespeichert wird automatisch nach jedem Raum. Sterben wir unverhofft, werden gefressen oder mit Haut und Haar verschlungen, starten wir wieder am Anfang des Raumes, den wir jederzeit auch manuell zurücksetzen können. Wie alle Spiele von Amanita Design kommt auch ‘Creaks‘ komplett ohne Dialoge und Text aus und überzeugt visuell durch handgezeichnete Grafiken und Hintergründe. Auch der Soundtrack harmoniert perfekt mit Design und Gameplay. Insgesamt bietet das Puzzle-Spiel uns Rätsel für mindestens vier bis sechs Stunden.
‘Creaks‘ ist das erste Puzzle-Adventure von Amanita Design. Bisher hat das Indie-Studio ausschließlich Point-and-Click-Spiele entwickelt. Auch hier bleiben die Entwickler dabei ihrer bisherigen Linie treu: Handgezeichnete Hintergründe, ein harmonischer Soundtrack und Storytelling ohne Text und Dialoge sorgen für den richtigen Wiedererkennungswert.
Der Fokus des Spiels liegt auf den Rätseln und nicht auf der Geschichte. Diese wird zwischen den Rätselsequenzen erzählt, hat aber wenig Tiefgang. Ausgeglichen wird die fehlende Spieltiefe durch knifflige und komplexe Rätsel, die aber trotzdem lösbar bleiben. ‘Creaks‘ ist aber kein Spiel, das man vier bis sechs Stunden am Stück spielen kann. Zwar bietet das Puzzle-Adventure für mindestens vier bis sechs Stunden Spielspaß, dennoch wiederholt sich das Rätsel-Gameplay oft und kann dann schon etwas eintönig werden.
Insgesamt gefällt mir das Spiel gut, auch wenn ich die Point-and-Click Elemente der früheren Titel von Amanita Design etwas vermisst habe. Der Genre-Wechsel ist aber sonst gut gelungen und man hat zu meiner großen Freude altbewährte und geliebte Elemente auch diesmal aufgenommen.
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Creaks
- Entwickler
- Amanita Design
- Publisher
- Amanita Design
- Release
- 22. Juli 2020
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://amanita-design.net/games/creaks.html
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Creaks im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
3 Kommentare
Ich habe zufälligerweise auch einen kleinen Artikel über Creaks auf Gamersglobal in der kommenden Usergallerie (erscheint Anfang September) geschrieben und hab fast 1:1 das gleiche Fazit wie du. Ein nettes Game doch leider wiederholen sich die Rätsel einfach zu sehr. Die Wertung von 75% passt perfekt - an Machinarium kommt es leider nicht mehr heran. Fein das wir uns so einig sind, ich hatte Zweifel ob ich mit dieser Meinung vielleicht gar alleine da stehe.
Es sieht aber optisch wieder erste Sahne aus.