'Beyond Blue' wurde im Sommer veröffentlicht und setzt auf eine spannende Verquickung von Spiel und Wissenschaft. Gemeinsam mit Tiefseeforscherin Mirai beobachten wir im Zuge der kurzen Geschichte Pottwale und zahlreiche andere Geschöpfe des Ozeans. Dieses explorative Abenteuer stammt übrigens von den Machern von 'Never Alone' (wo es um die Ureinwohner von Alaska geht). Zusammen mit BBC Studios und einigen Ozeanexperten hat das Team versucht, ein möglichst realistisches interaktives Erlebnis zu kreieren. Erhältlich ist es für PC, Apple Arcade und Konsolen.

Pottwale beobachten...
Das explorativ orientierte Third-Person-Adventure 'Beyond Blue' entführt uns ins Südchinesische Meer. Dort beobachtet Tiefseeforscherin Mirai eine Gruppe von Pottwalen und dokumentiert die Umgebung, die reich an Pflanzen, Fischen und vielen anderen Tieren ist. Per Scan sammeln wir deren Daten und können diese Informationen im Menü später beliebig oft abrufen. Das funktioniert wie eine kompakte Enzyklopädie und ist gut, um die Erinnerung aufzufrischen.

Das Schicksal der Pottwale begleitet uns bis zum Ende des knapp drei- bis vierstündigen Abenteuers. Im Zuge dessen wirkt E-Line Media bemüht, uns auch ein bisschen ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie das Leben einer solchen Forscherin ist - welche Opfer sie etwa durch ihre wochenlange berufliche Abwesenheit bringen muss. Nach jedem Tauchgang kehrt sie zurück in ihr kleines U-Boot und kommuniziert via Computer nicht nur mit den beiden Kollegen, sondern auch mit ihrer Schwester. Bei gewissen familiären Schwierigkeiten fühlt sich die Protagonistin tief unter Wasser hilflos. Zudem gibt es nach jedem Tauchgang einen Tagebucheintrag, der ebenfalls mehr Einblick in die Gefühlswelt Protagonistin bieten soll, zugleich aber wichtige Ereignisse rekapituliert. Will man nach einer längeren Pause wieder ins Spiel eintauchen, so ist das praktisch.
Wissenschaft und Exploration
Den Großteil der Zeit unter Wasser verbringen wir damit, beim Tauchgang die Unterwasserwelt zu dokumentieren (dazu müssen wir lediglich den Scan-Modus aktivieren - dieser war bei mir im Dauereinsatz). Wie gründlich wir das machen wollen, das bleibt uns überlassen. Jede neu entdeckte Art schaltet immerhin neue informative Dialoge mit den beiden Kollegen frei. Echte Gefahr droht dabei im Grunde nie und selbst Haie können aus der Nähe begutachtet werden.

Nach jedem Tauchgang werden im Menü neue Episoden der mehrteiligen Dokumentarreihe „Ocean Insights“ freigeschaltet, die auf echten Begebenheiten beruht und bei der echte Forscher über reale Sachverhalte sprechen. Die Episoden sind jeweils nur ein paar Minuten lang. Zusammen ergeben sie einen vollwertigen Dokumentarfilm. Film und Spiel ergänzen einander prima und vertiefen das Erlebnis. 'Beyond Blue' ist ohne diese Verbindung nur der halbe Spaß.
Technische Umsetzung
Gespielt haben wir das explorative Unterwasser-Abenteuer auf der PlayStation 4 mit Controller. Das ging gut von der Hand und man findet sich schnell zurecht. Maus und Tastatur werden am PC alternativ zum Controller unterstützt. Technische Probleme hatten wir auf der Konsole bis zum Ende keine.

Unter Wasser wird auf Musik in der Regel verzichtet. Stattdessen tönt das Geräusch des Ozean aus den Boxen, oder die Laute von Walen und anderen Geschöpfen. Um in die Situation eintauchen zu können, ist diese ordentlich gemachte Geräuschkulisse hilfreich. Nach jedem Tauchgang finden wir im U-Boot zwecks Auflockerung eine nette Playlist mit Songs – etwa von Miles Davis und The Flaming Lips.
Positiv fällt zuletzt die englische Vertonung auf. Mit Anna Akana (u.a. 'Youth & Consequences'), Hakeem Kae-Kazim (u.a. 'Hotel Ruanda'), Mira Furlan (u.a. 'Babylon 5') und Ally Maki (u.a. 'Toy Story 4') stehen durchwegs erfahrene SchauspielerInnen im Aufgebot. Bei Bedarf gibt es deutsche Untertitel, die ihren Zweck ordentlich erfüllen.
In narrativer Hinsicht schöpft 'Beyond Blue' das Potenzial höchstens ansatzweise aus. Lediglich grob wird vermittelt, welche Schatten der Job als Tiefseeforscherin hat. Die Probleme der Spielfigur werden nur oberflächlich angekratzt. Auch in Sachen Gameplay wählt E-Line Media einen sehr schlichten explorativen Zugang ohne jede Herausforderung.
All das störte mich beim Durchspielen aber wenig, denn sein eigentliches Ziel - die Verbindung von Wissenschaft, Dokumentation und Spiel - erreicht 'Beyond Blue' mit einer gewissen Bravour. Das Unterwasser-Abenteuer macht Lust, sich die kurzen dokumentarischen Videoausschnitte anzusehen und die zusätzlichen Informationen durchzulesen. All das ist häppchenweise und anfängerfreundlich aufbereitet. Dennoch lernt man als Spieler einiges dazu und wird sich bewusster, wie essenziell der Ozean für unser Dasein ist – eine Tatsache, die heutzutage oft untergeht.
Die Wirkung des Spiels hat selbst mich überrascht. Ich sehe mir sonst fast nie Dokumentationen an. Und klar, die 3D-Grafik könnte besser sein und die Unterwasserwelt ist nicht so bunt und faszinierend wie etwa jene von 'ABZÛ', doch dafür fühlt sie sich realistischer an. Aus meiner Sicht ist 'Beyond Blue' ein toller Einstieg in die Materie und macht Lust auf mehr. Ob es sich für jene Spieler lohnt, die sich in diesem Bereich schon sehr gut auskennen, ist jedoch ein wenig fraglich.
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Beyond Blue
- Entwickler
- E-Line Media
- Publisher
- E-Line Media
- Release
- 11. Juni 2020
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- https://www.beyondbluegame.com/
- Art
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Independent
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Beyond Blue im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
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2 Kommentare
In der Datenbank fehlt übrigens noch die iOS Unterstützung (Apple Arcade). Ich hatte das Spiel auf dem iPad ausprobiert, als es rauskam. Das kann ich aber nicht empfehlen, die Steuerung ist da hackelig und das ganze Setting wirkt auf einem größeren Bildschirm einfach besser.
Und ja, weitere Spiele dieser Art wären wünschenswert!!