In den letzten Wochen sind jede Menge Kickstarter-finanzierter Adventures fertig geworden, eines davon ist 'Justin Wack and the Big Time Hack' von Entwickler Warmkitten. Das schwedische Team hatte Ende 2019 rund 25.000 Euro für die Entwicklung ihres Zeitreise-Abenteuers eingesammelt und das fertige Spiel vor wenigen Wochen veröffentlicht. Für Euch sind wir in der Zeit vor und zurück gereist und haben uns mit dem IT-Techniker Justin, seiner Ex-Freundin Julia und dem Steinzeitmenschen Kloot durch die Rätsel geknobelt. Wie uns der Ausflug gefallen hat, könnt Ihr hier nachlesen.
Justin und die Zeitmaschine
Der IT-Techniker Justin hängt depremiert am Schreibtisch in seinem Büro: Seine Freundin Julia hat eine Katze in die Wohnung aufgenommen - trotz Justins schlimmer Katzenhaarallergie. Aus der gemeinsamen Wohnung wurde nichts, denn Julia hat sich gegen ihren Freund und für den vierbeinigen Mitbewohner entschieden. Kann es noch schlimmer werden? Es kann! Als Justin sein Mittagessen mitsamt einer Aluschüssel in die Büro-Mikrowelle stopft, passiert es: Ein grün leuchtendes Portal öffnet sich. Justin ist mutig genug, hindurchzuschreiten und findet sich in einem Urwald wieder. Versteckt in einem Gebüsch hat der Urzeitmensch Kloot das Geschehen beobachtet und nutzt die sich bietende Gelegenheit seinerseits zum Sprung durch das Portal, das direkt danach zusammenbricht. Während Justin nun also weit in der Vergangenheit feststeckt, findet sich Kloot in der heutigen Zeit wieder. Nachdem der erste Schock überwunden ist, machen sich beide mit ihrer neuen Umgebung vertraut und suchen nach einer Rückkehrmöglichkeit in ihre jeweilige Zeit. Dabei stellen sich ihnen Roboter in den Weg, die Zeitreisen verhindern wollen und daran arbeiten, die Weltherrschaft zu übernehmen.
Dank der Lektüre eines Wörterbuchs und einem passenden Outfits mutiert Kloot zu einem angesehenen Hipster, der mittels Dating-Webseite auch gleich einmal Kontakt zur Frauenwelt aufnimmt - Natürlich beisst Julia an. Zudem wird er von den Robotern als Geheimagent eingesetzt, der helfen soll, die andauernden Zeitreisen zu unterbinden. Justin hingegen findet sich in einer veganen Urzeit-Kita wieder, in der die wenigen Menschen von sprechenden Dinosauriern betreut werden. Justin als einziger sprechender "Ötzi" fällt da natürlich auf und wird von den Erzieher-Dinos misstrauisch beäugt, schließlich ist er eine Gefahr für das große Geheimnis um die Verpflegung der Dinos, das damit zu tun haben könnte, dass auch immer wieder "Ötzis" verschwinden. Wie gut, dass Justin bald eine Möglichkeit zur Zeitreise in die Zukunft findet. Allerdings landet er in einer Zeit, in der die Roboter längst die Welt übernommen haben.
Verdrehter Adventure-Humor
Zeitreisen durch drei Epochen und drei spielbare Charaktere - neben Justin und Kloot dürfen wir im dritten Kapitel auch Julia steuern - das erinnert alles sehr an 'Day of the Tentacle' aus dem Hause LucasArts. Und tatsächlich finden sich deutliche Ähnlichkeiten in der Geschichte und dem Rätseldesign. So besuchen wir immer die gleiche Gegend, was man gut an den schon in der Urzeit angelegten Wegen erkennen kann. Auch bauen diverse Aufgaben darauf, dass in allen drei Zeitebenen Aktionen ausgeführt werden, damit am Ende der Lohn geerntet werden kann. Ab einem gewissen Punkt im Spiel dürfen die Charaktere auch Inventargegenstände miteinander tauschen, glücklicherweise ohne dafür an einen bestimmten Ort zu gehen oder nebeneinander zu stehen. Die Entwickler setzen dieses Feature oft im Spiel ein, im dritten Akt können Kloot und Julia beispielsweise fast alle Räume gleichzeitig besuchen, einige Aufgaben kann aber nur einer der beiden erledigen. So tauschen wir fleissig Gegenstände hin und her, was dem Spiel einige Abwechslung verleiht. Leider sind die Spielfiguren aber nicht auf dem gleichen Kenntnisstand. So müssen wir eventuell Gespräche wiederholen, weil wir es zunächst mit dem falschen Charakter probiert haben.
Davon abgesehen wirken die Rätsel sehr gut durchdacht. Zwar ist nicht jede Lösung logisch oder nachvollziehbar, nach etwas grübeln (und manchmal auch probieren) kommt man aber darauf. Falls man dann doch mal richtig festhängt, sorgt der eingebaute Hilfs-Chat für den richtigen Hinweis. Das Spiel ist sich auch nicht zu schade, die Charaktere in tödliche Fallen tappen zu lassen oder Aktionen auszuführen, die in ein Game Over münden. Wir werden dann aber immer an die Stelle vor der letzten Aktion zurückversetzt. Dafür bekommen wir einen Hinweis, warum wir gerade gescheitert sind und können uns auch so eine Lösung erarbeiten.
Bei all diesen Aufgaben nimmt sich das Adventure selbst nicht zu ernst. Immer wieder wird die vierte Wand durchbrochen und die Charaktere kommunizieren direkt mit dem Spieler oder referenzieren andere Adventures. Neben Anspielungen, die sich in der Grafik verstecken, wird auch in Dialogen oft auf Genre-Klischees oder bekannte Spiele verwiesen. Ansonsten setzen die Gespräche stark auf Humor, der zumindest bei mir nicht funktioniert hat. Nur sehr selten gelang es dem Spiel, mich zum Lachen zu bringen. Sicher ist Humor Geschmackssache, auf mich wirkte er aber eher bemüht als wirklich gekonnt. Den deutschen Untertiteln kann man dafür keinen Vorwurf machen, denn die englische Sprachausgabe verrät ja die Unterschiede. Im Gegenteil: Die deutschen Texte sind hervorragend übersetzt.
Simple Steuerung
Das eigentliche Spielen geht via Maus leicht von der Hand. Mit Linksklick wird direkt eine Aktion ausgeführt, bei mehreren Möglichkeiten öffnet sich ein Menü. Per Tastendruck können wir Hotspots anzeigen lassen und mit dem Mausrad scrollen wir durchs Inventar, das dauerhaft am oberen Bildrand sichtbar ist. Zum Kombinieren oder Einsetzen von Objekten ziehen wir diese einfach in die Spielgrafik. Natürlich können die Figuren per Doppelklick schneller gehen oder direkt in den nächsten Raum gelanken. Weiteren Komfort bietet eine Aufgabenliste sowie die Möglichkeit, über das Inventar durch die verschiedenen Zeiten zu reisen.
Die 2D-Comic-Grafik sieht schick aus, leistet sich aber teils deutliche Abstriche bei den Animationen. Immer wieder stolpern wir in Dialogen über Bewegungen der Gesprächspartner, die so garnicht zum gesagten passen wollen und daher irgendwie seltsam erscheinen. Dazu kommt, dass die Sequenzen sehr kurz sind und sich dann wiederholen. Kurz gesagt: Die Screenshots sehen schicker aus, als das Spiel in Bewegung. Das ist aber meckern auf hohem Niveau, denn abgesehen von den Animationen ist das Spiel wirklich schick. Bei dem geringen Budget darf man vielleicht auch nicht mehr erwaten, denn immerhin bekommen wir hier über zehn Stunden Spielspaß geboten, komplett Englisch und bis auf wenige Ausnahmen überzeugend vertont.
Das Erstlingswerk von Warmkitten kann sich durchaus sehen lassen: 'Justin Wack and the Big Time Hack' ist ein solides Adventure geworden. Schwächen bei der Animation können durch gelungene und ausgewogene Rätsel ausgeglichen werden, die deutschen Untertitel sind hervorrahend über- und die englischen Sprecher überwiegend gut besetzt. Dennoch fehlt das gewisse Etwas zum Hit. Auch der Humor zündete bei mir leider nicht.
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Justin Wack and the Big Time Hack
- Entwickler
- Warm Kitten
- Publisher
- Warm Kitten
- Release
- 23. August 2022
- Webseite
- https://www.warmkitten.com/justin/
- Art
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Crowdfunding Independent
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
2 Kommentare
Nice mellow tune.
"Yeah, so I like a load of stuff, l guess...
Like the band Rush are really cool."
I guess so. Right now, this one is nice too: https://www.youtube.com/watch?v=y02J02iWmck
Mir haben an Justin Wack aber vor allem die Atmosphäre (erinnerte mich etwas an Mutropolis) und die Welt gefallen, ich hätte auf jeden Fall gerne mehr Adventures in diese Richtung und bin schon gespannt auf das nächste Projekt von Warm Kitten.