Tomb Raider - Storyteller-Test

1996 erblickte eine Spielheldin das Licht der Bildschirme, die sich aufgrund ihrer Toughness auszeichnete und – nicht zuletzt aufgrund ihrer Anatomie – zur wohl bekanntesten Action-Adventure Ikone wurde. Viele Spiele und Kinofilme folgten, sogar ein Auftritt im Musikvideo 'Männer sind Schweine' von der Band die Ärzte steht in ihrer Vita. Die Rede ist natürlich von Lara Croft aus 'Tomb Raider'. Nach dem eher untypischen 'Lara Croft and the Guardian of Light' gehen Publisher Square Enix und Entwickler Crystal Dynamics nun zurück zu den Wurzeln der Serie und sogar darüber hinaus: Das elfte Spiel der Serie stellt zugleich einen Neuanfang dar, einen Reboot. Wie dieser gelungen ist, verraten wir in unserem Test.

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Fazit

Wertungs-Lupe 81%

Die Neuauflage von 'Tomb Raider' versucht sich ein Beispiel an der überaus erfolgreichen 'Uncharted'-Reihe zu nehmen und setzt dafür mehr auf Kämpfe denn auf Rätsel. Im Vergleich mit dem Vorbild fallen die immer wieder eingestreuten, fast sandboxartigen Level auf, in denen Lara große Freiheiten für die Erkundung der Insel hat (wenn denn erst einmal alle Gegner besiegt wurden). Da nahezu überall etwas zu finden ist, macht das Erkunden auch wirklich Spaß. Leider kommen die Rätsel im Vergleich zu den eigenen Vorfahren deutlich zu kurz – Überwiegend findet man sie nur in den geheimen Gräbern. Das ist wirklich schade, denn dadurch fühlt sich das Spiel nicht mehr so richtig an, wie ein „echtes“ 'Tomb Raider' sondern eher wie ein 'Uncharted' – und selbst dort sind die Rätsel besser in die Haupthandlung eingebunden. In Kombination mit der doch sehr schnellen Charakterentwicklung sorgt das dafür, dass das aktuelle 'Tomb Raider' leider kein überragendes Spiel ist. Es ist aber immer noch ein sehr Gutes, das über die gesamte Spielzeit fesselt und unterhalten kann.

Fazit von Matthias Glanznig: Als Adventure-Fan hat mich der 'Tomb Raider' Reboot doch im Zwiespalt zurückgelassen. So viel Story und Charakterentwicklung hatte die Reihe einerseits noch nie. Früh gerät man in Situationen, die auch zu jedem Action Blockbuster hervorragend passen würden. Klar, die Logik ist nicht immer stimmig und vieles kommt einem bekannt vor, aber es geht die Post ab. Lara hat als Figur an Tiefe gewonnen und die Motive der Feinde und Verbündeten werden spätestens dann nachvollziehbarer, wenn man sämtliche Dokumente entdeckt hat. Andererseits sind die Rätsel diesmal stark in den Hintergrund gerückt. Fast alle Aufgaben dieser Art findet man nur bei der Erkundung der Gräber. Die sind wiederum bloß als optionaler Bonus gedacht und für die Story nicht von Relevanz. Auch bedingt durch diese Priorisierung rücken Schießereien und Quicktime Events im Spielverlauf mehr und mehr in den Vordergrund.

Die teilweise Anbiederung an den erfolgreichen AAA-Mainstream - also Spiele wie 'Call of Duty' oder 'Far Cry' - macht diesen Reboot zugänglicher für die breite Masse, es raubt zugleich allerdings etwas vom Charme der Reihe. Oft gibt es nur einen Weg zum Ziel und man fühlt sich bei den akrobatischen Einlagen nicht so frei wie vielleicht gewohnt. Auch die Möglichkeit von Ort zu Ort reisen kennt man von Open World-Spielen, sie wirkt hier jedoch deplatziert. Es mutet falsch an, mal so eben einen Abstecher zu einem Grab am anderen Ende der Insel zu wagen, während wie üblich ein Leben auf dem Spiel steht. Verschnaufpausen vermisst man und das könnte mit ein Grund sein, warum das Spiel im Mittelteil womöglich etwas repetitiv ist. Zudem bietet der einfallslose Multiplayer-Modus bloß austauschbare Shooter-Kost, die sich weder von 'Half Life' und Co. abhebt, noch einen tieferen Bezug zu dem hat, was 'Tomb Raider' eigentlich ausmacht.

Und trotzdem hat mich 'Tomb Raider' mehr als 15 Stunden lang gut unterhalten. Erstklassige Grafik mit viel Liebe zum Detail, dynamische Kameraführung, tolle Präsentation, nette Story und eine höchst engagierte schauspielerische Leistung, wobei auch die deutsche Synchronisation überzeugen kann. Geboten wird ein aufregendes Actionspiel und als solches ist es aus meiner Sicht empfehlenswert, selbst wenn es echte Ballerprofis selten fordern wird. Aus Storyteller Sicht ist es hingegen mit Vorsicht zu genießen.

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