The Witcher 3 - Storyteller-Test

CD Projekt REDs 'The Witcher'-Rollenspiel-Reihe basiert auf der Fantasy-Literatur des polnischen Autors Andrzej Sapkowski und erzählt von Ereignissen, die nach dessen Buchreihe passieren. Für Kenner ist es sozusagen ein “Was wäre wenn“ mit etablierten Charakteren. 2007 erschien der erste Teil, 2011 folgte das Sequel und seit Mai ist der vorläufig letzte Ableger erhältlich, der den Handlungsstrang rund um den Hexer Geralt von Riva abschließen soll. Vorwissen ist von Vorteil, aber auch für Neulinge soll das RPG zugänglich sein. Die polnische Spieleschmiede ging mit dieser Produktion ein Risiko ein: 80 Millionen Dollar wurden in die Entwicklung und das Marketing investiert. Ob die Investition sich gelohnt hat, verraten wir euch im ausführlichen Test und werfen einen Blick auf die erste DLC-Erweiterung 'Hearts of Stone', die eine neue Kurzgeschichte bietet.

Bilder

Fazit

Ausgezeichnet mit dem Adventure Corner Award
Wertungs-Lupe 90%

'The Witcher 3' ist aus meiner Sicht ein Highlight des Jahres. Die Action kann schwer bei Laune halten, die Charaktere wirken vor allem in der englischen Fassung sehr glaubhaft und die stimmungsvoll inszenierte Story ist der tollen Fantasy-Buchvorlage würdig. Natürlich hätte die narrative Ebene manchmal noch einen Ticken mehr in die Tiefe gehen können und angesichts der vielen Möglichkeiten in diesem Open-World-Spiel, machen sich die Limitationen gezwungenermaßen stärker bemerkbar. Bei einem Rollenspiel dieser Größenordnung muss man aber in Kauf nehmen, dass eben nicht alles perfekt sein kann. Wer intensiv in die Spielwelt eintauchen möchte, kann beim ersten Durchlauf locker um die 100 Stunden benötigen. Ich habe keine davon bereut. Obwohl es von Vorteil ist, Vorwissen mitzubringen, wartet hier selbst ohne ein abwechslungsreiches Rollenspiel-Abenteuer der Extraklasse. Sehr empfehlenswert!

Fazit von Maren Keitel:

Ich erinnere mich noch daran, dass mir der erste Teil der Reihe damals nur ins Auge gefallen war, weil ein örtlicher Elektronikmarkt ihn in einer hübschen Steelbook-Edition zu einem günstigen Preis auf den Markt gebracht hatte, inklusive Soundtrack. Die Investition habe ich keine Minute bereut. Seither haben die Entwickler kontinuierlich an der Saga gearbeitet und immer wieder nachgebessert. Kein Wunder also, dass der dritte Teil bereits im Vorfeld hohe Erwartungen wachrief. Diese hat ‘The Witcher 3 – Wild Hunt‘ zum größten Teil erfüllt. Abstriche muss man allerdings schon machen: Enttäuschend finde ich zum Beispiel das Charaktersystem. Da hätte ich mir ein paar Optionen mehr gewünscht. Nehmen wir zum Beispiel das Zeichen Axii: In Dialogen kann es uns helfen, andere Menschen zu manipulieren. Manchmal ist dafür die zweite Stufe des Zeichens erforderlich, das heißt, man muss es gesteigert haben. Damit das Zeichen auch wie gewünscht wirkt, muss man es im Talentbaum ausrüsten, allerdings zusammen mit der ersten Stufe. Während einige Spieler darin vielleicht ein taktisches Vorgehen sehen, empfand ich das System als etwas zu einschränkend bei den wenigen Slots.

Die Welt ist riesig und die Jäger und Sammler unter uns werden ihre Freude haben, denn es gibt viel zu entdecken. Ein gewisses Déjà-vu kommt allerdings schon auf, wenn das zehnte Monsternest beseitigt und der zwanzigste Schatz ans Tageslicht befördert wurde. Das Schöne daran ist aber, dass ich mich auch überwiegend auf die Story konzentrieren kann. Leider hat mich diese nicht mehr so in ihren Sog gezogen, wie beim zweiten Teil. Ein großer Teil beschäftigt sich eben damit, dass Geralt den Verbleib einer gewissen, jungen Dame ausfindig machen soll. Daher läuft vieles darauf hinaus, dass er diverse Aufträge erledigen muss, um an Informationen zu kommen. Wenn man das Spiel in Akte unterteilt, dann fehlt zudem auch etwas die Balance, da gerade der erste Teil etwas zu lang geraten ist, der zweite dafür aber zu kurz. Bei einigen Quests gibt es verschiedene Lösungswege und Ausgänge, aber auch hier sind die Auswirkungen nie so gravierend wie im zweiten Teil, wo der Spieler teilweise ganz unterschiedliche Level zu sehen bekam. Andererseits gibt es aber auch so herrliche Momente zu erleben, wie den, was drei Hexer so anstellen, wenn sie an ihrem freien Abend ein paar Kurze kippen (mehr wird dazu nicht verraten). Die Figuren sind auf jeden Fall gut gelungen, denn sie haben durchaus Gefühle. Einige von ihnen erschließen sich dem Spieler erst, wenn er sich die Zeit nimmt, sich mit einem Charakter näher zu beschäftigen, damit sich dieser ihm öffnet. Das trägt viel dazu bei, verschiedene Facetten in den Charakteren wahrzunehmen.

Alles in allem ist der dritte Teil ein sehr gut gelungener Abschluss der Reihe, in der es wie gewohnt die ein oder andere knifflige Entscheidung zu treffen gilt. Trotz meiner kleinen Nörgeleien, gebe ich ohne Umschweife zu, dass es ein atmosphärisch dichtes Spiel ist, das Laune macht und einen Wiederspielbarkeitswert hat. Wer noch nicht weiß, was er diesen Jahr in den langen Winterabenden machen soll, kann getrost zuschlagen.

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4 Kommentare

Digitalis.purpurea vor 8 Jahren
Wird in ein paar Monaten auch das neue WoW-Addon rezensiert? So eine ganz rudimentäre Geschichte hat es schließlich und Rätsel...naja wer erwartet die schon bei Spielen, welche auf einer Adventure-Seite vorgestellt werden?
Indiana vor 8 Jahren
Im Bereich Storyteller testen wir schon seit einigen Jahren hin und wieder Spiele, die keine Adventures sind, die aber aus verschiedenen Gründen auch für Adventure-Freunde interessant sein können. Bei dem Test zum Witcher handelt es sich um eben genau einen solchen Test.
Mikej vor 8 Jahren
Abgesehen davon ist The Witcher 3 den meisten aktuellen Adventures in Sachen Storytelling momentan leider weit voraus.
marenk vor 8 Jahren
Außerdem hatten wir die ersten beiden Teile auch schon getestet ;).

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