Leisure Suit Larry 7 - Yacht nach Liebe - Klassiker-Test

Schiff Ahoi!

Eben noch genießt Larry die traute Zweisamkeit mit Shamara, die er im Finale von Leisure Suit Larry 6: Shape Up or Slip Out kennen- und liebengelernt hat. Zumindest glaubte Larry zusammen mit unzähligen Abenteurern an die große Liebe im Finale des Vorgängers. Doch wir kennen ja alle unseren "Frauenhelden" und so verwundert es nicht, dass auch dieses Date zu einem Fiasko wird: Noch ehe die Nacht vorüber ist, findet sich Larry ans Bett gekettet in einem brennenden Hochhaus und von seiner Angebeteten ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Ihm gelingt eine waghalsige Flucht vor den Flammen und er hat Glück im Unglück, denn er stolpert förmlich über einen Reisegutschein für eine Kreuzfahrt! Wer denkt da nicht an das 'Traumschiff'? Romantische Sonnenuntergänge, Abenteuer in fremden Häfen und die eine oder andere Beziehungskiste?

Abenteuer, Romantik und Beziehungskisten - das ist genau Larrys Ding! Allerdings etwas anders, als die ZDF-Serie uns vermittelt und weniger jugendfrei. Das beginnt schon direkt, als Larry an Bord geht und auf die Kapitänin Thygh trifft. Die naturblonde Schwedin hat es ihm sogleich angetan. Wenn es nur einen Weg geben würde, beim Kapitänsdinner einen Platz in der Nähe der holden Schönheit zu erlangen... Noch während Larry überlegt, was er zu solch einem Event wohl an- oder auszieht, fällt ihm eine Lösung in den Schoß: Auf dem Schiff findet ein Wettbewerb statt. Der Sieger des "Thygh-Liebhaberpreises" darf die nächste Woche in der Privatkabine der Kapitänin verbringen und ihr dort zu Liebesdiensten zur Verfügung stehen. Keine Frage, um diese Ehre zu gewinnen, muss man schon durchtrainiert, gut gebaut, intelligent und attraktiv sein. Oder eben Larry...

Der Wettbewerb

In sechs Kategorien muss Larry sein Können unter Beweis stellen, um am Ende siegreich zu sein, darunter das Pupsdeck-Hufeisenwerfen, eine Kochmeisterschaft oder Bowling. Während sich nun alle anderen Passagiere den Wettbewerben widmen und üben, was das Zeug hält, besinnt sich Larry lieber auf seine Spezialitäten: Schummeln, betrügen und mit Frauen flirten. Und schon sind auch wir mitten drin im Abenteuer - oder zumindest in einer überraschend geräumigen Kabine, die Larry bewohnen darf. Der Nachteil des großen Platzes: Larry muss sich sein Zimmer mit den Schiffsmotoren teilen, eine winzige Glaskabine dient als Dusche, die Toilette ist nicht ans Abwassersystem angeschlossen und als Bett dient eine einfache Pritsche. Wie gut, dass Larry ohnehin nur wenig Zeit hier verbringen will!

Die kenne ich doch?

So macht er sich auf, das Schiff und die anderen Passagiere kennenzulernen. Mit an Bord sind natürlich auch diverse Schönheiten, so beispielsweise die nudistisch veranlagte Drew Baringmore, die gewiefte Dewmi Moore oder das Country-Musikduo Wydoncha und Nailme. Wem einige der Namen oder Gesichter vage bekannt vorkommen: Die Figuren sind Anspielungen auf Personen aus dem öffentlichen Leben. Al Lowe berichtete, dass man eine Liste von Hollywood-Darstellerinnen vom Namen an das Spiel angepasst und diesen dann Eigenschaften gegeben hat. Anhand der Namen und Eigenschaften haben die Grafiker dann losgelegt. Mit allen diesen Damen darf und muss Larry näher in Kontakt kommen, zunächst in Gesprächen, später auch körperlich - sofern man in Larry-Adventures überhaupt davon reden kann, denn auch im siebten Teil der Reihe (der eigentlich der sechste ist, denn einen vierten Teil hat es nie gegeben) sind Larrys amouröse Abenteuer nie von Dauer. Dafür bieten sie um so mehr Unterhaltunsgwert, denn Larry tappt nicht nur von einem Fettnäpfchen ins nächste, er bereitet uns Spielern dabei auch jede Menge Spaß. Bis es aber soweit ist, muss Larry zunächst die Frauen von sich überzeugen, auch hier steht oftmals wieder etwas Flunkern auf dem Programm: Ein Craps-Würfelspiel gewinnt Larry mit gezinkten Würfeln und beeindruckt so Dewmi. Ganz nebenbei sammelt er einen Highscore für den Wettbewerb. Die gezinkten Würfel stellt Larry natürlich selbst her, wozu wir zunächst ein Kunstwerk zerstören müssen und dann Schmirgelpapier benötigen. Das finden wir (Achtung, Minispoiler!) als Klopapier in Larrys Kabine. Ja, auch Larry muss bei vielen Rätsel mal leiden. Obwohl die Logik im Spiel öfter mal hinkt und die Lösung nicht immer gleich ersichtlich ist, liefert 'Larry 7' genügend Hinweise im Spiel.

Nagetier trifft Tasten

Für die Steuerung hat sich Sierra etwas Besonderes ausgedacht: Statt der Icon-Steuerung, die mit 'Larry 5' ihren Einzug fand, werkelt der Spieler nun in Kontext-Menüs herum. Die ploppen auf, sobald man mit dem Mauscursor (in Form eines aufgerollten Kondoms!) auf einen Gegenstand oder eine Person klickt. Übrigens zeigt der Cursor aktive Hotspots deutlich an: Fahren wir mit der Maus über etwas Interessantes, rollt sich das Kondom ab, bei Ladepausen oder Zwischensequenzen ist das Kondom "eingepackt". Das Menü zeigt dadurch nur Verben an, die für Larry in der Situation auch Sinn ergeben. Es kann auch weitere Möglichkeiten geben, die wir dann per Tastatur eingeben müssen. Ein Klick auf "Andere..." öffnet ein Fenster zur Befehlseingabe. So können wir Larry Dinge zerbrechen lassen, einen Biber melken oder ähnlichen Unfug anstellen.

Die Dialoge laufen ebenfalls in dieser Form ab und auch hier dürfen wir eigene Themen ansprechen. Dass wir so auch für viel Schweinkram sorgen können, versteht sich von selbst. Über einen Rechtsklick öffnet sich ein Short-Cut-Menü mit Schnellzugriff aufs Inventar, die Schiffskarte (für die Schnellreise) oder die Speicherfunktion.

In der Schachtel lag neben dem Datenträger und dem Handbuch auch eine CyberSNIFF 2000-Karte, die dem Spieler die Gerüche des Spiels vermitteln sollte. Dabei handelt es sich um eine Pappkarte mit zwölf Feldern, die jeweils einen passenden Duft verströmten, wenn man daran gekratzt hat. Am Pool duftete es so dann nach Sonnenmilch, in Larrys Kabine hingegen waren die Dünste nicht so angenehm...

Spaß mit Helmut Kohl

Obwohl sehr viele der Witze auch heute noch gut funktionieren, sind einige aus der Zeit gefallen. Speziell die Anspielungen auf Politiker oder Berühmtheiten der 1990er Jahre zünden immer schlechter, je mehr Zeit vergangen ist. Wer 'Larry 7' damals gespielt hat oder schon in dem entsprechenden Alter war, wird sicher noch die Namen der Politiker in Erinnerung haben und sich vielleicht sogar an einige der Eigenheiten erinnern. Wer das Spiel jetzt nachholen möchte, dürfte die Witze aber nicht mehr verstehen. Dabei haben sich die Übersetzer große Mühe gegeben und die Texte hervorragend eingedeutscht, ganz anders noch als bei 'Larry 5' oder dem dritten Teil der Reihe, deren Übersetzungen hin und wieder keinen Sinn ergaben und nur sehr selten wirklich witzig waren. Das Highlight des Spiels ist in jedem Fall der Kommentator, der Larrys Erfolge wie Misserfolge mit einem trockenen Humor kommentiert und so auch die größte Niederlage des Helden noch zu einem Spaß macht.

Schmuddelfaktor

Eine wichtige Frage bei 'Larry'-Spielen ist die nach der Verträglichkeit für Jugendliche. Im Gegensatz zu den direkten Vorgängern, die sich bei nackten Tatsachen eher zurückhielten, geben die Entwickler um Al Lowe hier wieder etwas mehr Gas. Entsprechend hat das Spiel auch eine USK-Empfehlung "Ab 16" bekommen, die trotz des harmlos wirkenden Grafikstils auch gerechtfertigt erscheint. Im "normalen" Spiel sind die Brüste der Damenwelt zwar immer verdeckt. Erotische Anspielungen wie die Formen, die eine Lava-Lampe bildet oder die Schiffslobby, in der sich eine güldene Flüssigkeit zwischen großen Säulen ihren Weg bahnt, sind ebenfalls gut versteckt. Erwachsene wissen dennoch, was gemeint ist. Dazu kommen oft sehr doppeldeutige und humorvoll vertonte Dialoge. Und dann sind da ja noch die Dildos...

Von Ostereiern und Dildos

Im Laufe des Spiels finden sich 32 kleine Dildos versteckt. Mal auffälliger, mal nur wenige Pixel groß. Findet man sie alle und entdeckt man zusätzlich noch die sieben Ostereier, führt das zu mehr erotischen Belohnungen im Spiel, sogar das Finale ist etwas länger und bereitet Larry mehr "Freude"... Die Ostereier sind wirklich gut versteckt und erfordern meist eigenständige Befehle oder besondere Tastenkombinationen. Die Fundorte aller Dildos aus Larry 7 haben wir für Euch in einer Galerie aufgelistet.

Wenn man seine Freunde beeindrucken wollte, konnte man sich sogar selbst ins Spiel einbauen. Es ist möglich, eine Grafikdatei mit dem eigenen Gesicht abzuspeichern, die dann im Spiel an einer bestimmten Stelle angezeigt wird. Ebenfalls dürfen eigene Sprachaufnahmen oder Soundeffekte genutzt werden, die dann anstelle der (übrigens sehr guten) deutschen Sprecher zu hören sind. Und auch in die andere Richtung wird es interaktiv: Das Spiel tauscht auf Wunsch das Hintergrundbild von Windows gegen Larrys jeweils neueste Eroberung aus.

Disney lässt grüßen

'Yacht nach Liebe' entstand in einer Zeit, in der Sierra verstärkt auf Comic-Grafik setzte. Das Spiel ähnelt wie auch King's Quest 7: The Princeless Bride den Disney-Comicfilmen aus den 1990ern. Obwohl nur in einer Auflösung von 640x480, sieht das Spiel auch heute noch gut aus. Sicher sind die Linien inzwischen pixelig, es ist aber kein Vergleich zu 3D-Grafiken, wie sie unter anderem in Gabriel Knight 3: Blut der Heiligen, Blut der Verdammten zum Einsatz kamen. Glücklicherweise ist Larry dieses Schicksal erspart geblieben.

Was wurde aus Larry 8?

Ganz am Ende von 'Larry 7' fährt das Schiff in den Sonnenuntergang. Da erscheint plötzlich ein UFO, beamt das Kreuzfahrtschiff mitsamt Larry und den anderen Gästen an Bord und verschwindet wieder im All. Eine Texttafel kündigt an, dass Larry im Jahr 1998 Uranus erkunden wird - ja, auch hier versteckt sich ein Wortspiel. Mitten in die Entwicklung platzte der CUC-Deal, bei dem Sierra aufgekauft wurde (ausführlich könnt Ihr die Hintergründe in unserer Sierra-Studie nachlesen). Al Lowe hingegen wurde von den neuen Firmeninhabern gebeten, das nächste 'Larry'-Spiel zu entwickeln. Über vertragliche Dinge wie eine Bezahlung, Rechte oder Ähnliches wollte man irgendwann später reden, wenn Al Lowe das Konzept erarbeitet hatte. Auf diesen Deal ließ sich Lowe nicht ein, obwohl er schon eine Handlung für den Nachfolger im Kopf hatte, die er später auf seiner Homepage veröffentlichte:

Nach der Entführung findet sich Larry in seinem perönlichen Paradies wieder: Disco, Musik aus den 70ern und hübsche Amazonen, die ihn attraktiv finden. Die Frauen stammen aus einer fernen Galaxie und sind den Menschen technisch und biologisch überlegen. Noch dazu sind sie unsterblich, weswegen sie keine Kinder bekommen dürfen und keine Männer brauchen. Nachdem sie ihre eigenen Männer ausgerottet hatten, beschlossen sie, andere Planeten zu besiedeln. Bei einem Vorbeiflug an der Erde schnappten sie den Funkspruch vom Kreuzfahrtschiff auf und erfuhren so vom 'Sexiest Man Alive', dem aktuellen Gewinner des "Thygh-Liebhaberpreises" - also von Larry. Da die Amazonen für Erden-Augen eher unschön aussehen, wurden Larry eine Analsonde und eine Gehirnwäsche verabreicht. Für Larry sahen die außeridischen Damen nun total erotisch aus und auch die Welt war so, wie Larry es sich wünschte. Das Paradies ist also nur eingebildet. Der perfide Plan: Mit Larrys Hilfe sollte eine Armee von menschlich aussehenden Amazonen gezeugt werden, um damit die Erde zu übernehmen. Nun liegt es an Larry, den Planeten zu retten. Schade, dass aus diesem Spiel nichts geworden ist.

Kompatibilität und Verfügbarkeit

Was muss man nun heute unternehmen, um 'Larry 7' zu spielen? Nicht viel, denn das Spiel gibt es komplett auf Deutsch bei GOG zu kaufen. Bei Steam hingegen findet sich nur die englische Fassung. Deutlich teurer ist das Spiel in der großen Box beispielsweise bei ebay, speziell wenn die CyberSNIFF 2000-Karte dabei ist. Spielen kann man 'Larry 7' dann aber problemlos via DosBox.