16.02.2005, 10:02
Na gut, dann erzähl ich es Euch. Das Schlimme an dieser Geschichte ist, dass die Bild sogar mal recherchiert hat, wie man es eigentlich macht, nur leider haben die ihre Informationen nicht geprüft.
Hier die Fakten: Jemand, der mal in meinem Heimatdorf gewohnt hat, hat seine Freundin in einem Bremer Krankenhaus angeschossen. Danach ist er dann zur Tanke gegenüber des Krankenhauses gegangen, hat sich ne Cola gekauft und ist da aufs Klo, um sich umzubringen. Die Freundin hat auf jeden Fall überlebt, ob er es geschafft hat, kann ich nicht sagen, es wurde nach einer Woche nicht mehr darüber berichtet. Das ereignete sich 1999, vielleicht erinnert sich jemand von Euch noch an die Geschichte, lief auch in den einschlägigen Fernsehmagazinen (Blitz, Taff und so).
Die Bild schrieb (kurz zusammengefasst), dass Alexander (18) aus Gnarrenburg seine Freundin in Bremen angeschossen hat. Die Waffe (ein Revolver) hat er vom Jugendsportleiter Tobias (das bin ich!) der Schützengesellschaft gekauft, mit dem er sich auch diverse Male zum Spielen von verbotenen Ballerspielen getroffen hat.
Ich war damals beim Bund, da durfte ich dann erst mal einen Gegenbeweis erbringen. Die wollten mich da direkt wegsperren. Die örtliche Polizei war natürlich auch da und hat sich erkundigt, ob da was dran ist.
Nun muss ich die zwei Sachen auseinanderbröseln, damit es jeder versteht:
Der Täter hat mal eine Zeitlang mit seiner Mutter in einer Straße in meinem Heimatort gewohnt, sagen wir mal in Hausnummer 25. Alexander wohnt in derselben Straße, allerdings in Hausnummer 18. Die Bildzeitung kannte nur den Straßennamen und hat dann dort die Nachbarn befragt. Eine Nachbarin (Hausnummer 20) erinnert sich an Alexander und meint, sie würde dem so etwas auch zutrauen, da er ja in der Jugend vom Schützenverein ist. Wenn die wichtigste Zeitung Deutschlands fragt, erzählt man ja gern viel, also gab die freundliche Nachbarin auch gleich mit an, dass Alexander eine Ausbildung zum Computertechniker macht (in der gleichen Firma, in der auch ich vor der Bundeswehrzeit gearbeitet habe, ich war sogar sein Ausbilder). Die Bildleute sind dann zur Tanke im Ort gefahren, wo eigentlich jeder mit Auto bekannt ist. Von dieser Tanke hat die Bild dann erfahren, dass ich eben der Verantwortliche für die Jugendabteilung vom Schützenverein bin. Daraufhin sind die zur Schule gefahren und haben mit einigen Jugendlichen gesprochen. Natürlich waren wir auch da bekannt. Alexander von verschiedenen Lanpartys und ich eben vom Verein. Danach stand dann die Bild vor meiner Tür, ich war leider nicht zu Hause, nur meine Mutter, die das Alles erstmal bestritten hat. Trotzdem stand es nächsten Tag in der Bild.
Wie habe ich nun meine Unschuld beweisen können? Beim Bund genügte zum Glück ein Anruf bei meinem ehemaligen Arbeitgeber und ein Gespräch mit dem betreffenden Alexander, der ja nachweislich nicht im Krankenhaus lag. Für die örtliche Polizei genügte ein Blick in den Schießstand während des Trainings, um festzustellen, dass wir nur mit den uns erlaubten Waffen (da gehören keine Revolver zu) trainieren und ein Telefonat mit den Polizisten aus Bremen, die bestätigten, dass der Täter eben nicht der von der Bild benannte Alexander ist.
Der wirkliche Täter war übrigens ein 24 jähriger Türke und Automobilmechaniker. Die Waffe soll er irgendwo in Bremen organisiert haben. Das stand zumindest in der regionalen Zeitung.
Zuletzt geändert von
Indiana am 16.02.2005, 10:06, insgesamt 1-mal geändert.
! Schauts euch mal an, vielleicht bekommt ihr ja auch lust euren hirnmüll in einem Lexikon zu verewigen *g*.
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