Bill Tillers Comic-Adventure 'A Vampyre Story' hat einen langen, beschwerlichen Weg hinter sich. Bereits im Jahr 2004 erfolgte die Ankündigung des ehemaligen Lucas Arts-Grafikers, jetzt mit seinem Studio Autumn Moon Entertainment ein eigenes Adventure zu erstellen. Als Publisher wurde bald Bad Brain Entertainment bekannt gegeben. Große Pläne hatte man beim deutschen Publisher mit dem Spiel, so sollten beispielsweise eine Comicserie und Actionfiguren das Potential ausschöpfen. Dennoch gab es einige Schwierigkeiten mit dem Publisher, von dem sich Tiller bald wieder lossagte. Bad Brain Entertainment ist inzwischen nicht mehr existent, nicht ein Spiel wurde je veröffentlicht. Ein neuer Publisher wurde mit Crimson Cow gefunden. Dennoch war der schwere Weg noch nicht zu Ende. Mehrfach wurde ein Releasedatum genannt, nur um dann doch wieder verschoben zu werden.
Unterdessen wuchs die Vorfreude unter den Spielern immer weiter. Doch das Warten hat ein Ende: In gut drei Wochen sollen nun endlich die Hoffnungen aller Adventure Spieler erfüllt werden, Publisher Crimson Cow hat versprochen, das Spiel am 30. Oktober 2008 zu veröffentlichen. In einer Vorschau werfen wir einen Blick auf das erste Kapitel und prüfen schon einmal, ob das Spiel wirklich das schwere Erbe der LucasArts Klassiker antreten könnte.
Mona de Lafitte
Mona de Lafitte lebt in einem gruseligen Schloss mitten im gespenstigen Draxylvanien. Das Problem an der Sache: Sie kann das Schlossleben nicht so richtig genießen. Nicht nur, dass sie im Schloss von ihrem Verehrer Baron Shrowdy von Kiefer gefangen gehalten wird, nein er hat Mona bei der Gelegenheit auch gleich zum Vampir gemacht. Mona selbst ist alles andere als Glücklich mit der Situation, sie wäre viel lieber in Paris, um dort an ihrer Karriere als Opernsängerin zu arbeiten. Als Shrowdy auf einem seiner Soloausflüge in die Falle eines Vampirjägers tappt und nicht mehr ins Schloss zurückkehrt, will Mona die sich erstmals bietende Chance zur Flucht nutzen. Dass dieses Vorhaben nicht so einfach ist, versteht sich von selbst, was nicht zuletzt auch an den von Shrowdy getroffenen Vorkehrungen liegt.
Wenigstens hat Mona auf ihrer Flucht einige Helfer, darunter auch ihr ständiger Begleiter, die Fledermaus Froderick, der sich nicht nur durch vorlaute Kommentare auszeichnet. Im ganzen Schloss wimmelt es nur so vor seltsamen Charakteren. Mit einem sprechenden Wasserspeier ist noch längst nicht das Ende der Skurrilität erreicht.
Das kenne ich doch…
… mag man vielleicht denken, nachdem man die ersten Bilder von 'A Vampyre Story' gesehen hat. Und in der Tat: Wenn man 'Monkey Island 3' kennt, erkennt man sofort den Grafikstil von Bill Tiller wieder. In 'A Vampyre Story' natürlich auf dem neuesten Stand der Technik mit hochauflösenden, wunderschönen 2D-Hintergründen und detailliert modellierten 3D-Charakteren. Wenn man sich die Grafiken etwas genauer anschaut, kann man auch verstehen, warum das Spiel so lange auf sich warten lassen hat. Die Hintergründe sind liebevoll im Comicstil gezeichnet und werden durch kleine Animationen aufgelockert. Noch mehr liebe zum Detail lassen aber die Charaktere erkennen. Mona und Froderick überzeugen durch gelungene Animationen, die auch ein großes Repertoire an Gesten und Gesichtsausdrücken mitbringen. Am deutlichsten wird der betriebene Aufwand in den Gesprächen, während denen das Spiel gern auf eine Nahansicht umschaltet. Doch das alles wäre nichts, wenn die Beleuchtung nicht passen würde. Eine unbegründete Sorge, wenn der Chefentwickler des Spiels auch der Grafiker ist. Folglich wird Mona immer passend zur jeweiligen Lichtquelle korrekt beleuchtet, in 'A Vampyre Story' ist es ein Unterschied, ob das der Mond oder ein Kaminfeuer ist.
Die Zwischensequenzen unserer Preview-Version sahen schon recht schick aus, waren aber noch stark komprimiert. Crimson Cow verspricht für die finale Fassung eine für die Optik bessere Kompression. Doch schon jetzt kann man sagen, dass sich auch die Cut-Szenes gut in die Welt von Mona de Lafitte einfügen werden.
Die gute alte Zeit…
Wer bei der Grafik noch nicht in Nostalgie schwelgt, wird spätestens beim Interface von der Vergangenheit eingeholt, Kenntnisse der älteren LucasArts Spiele einmal vorausgesetzt. Wie schon in 'Vollgas' und 'Monkey Island 3' erscheint das Interface als Aktionsfeld, in dem zwischen vier verschiedenen Möglichkeiten ausgewählt werden kann. Mona kann reden, Gegenstände benutzen oder betrachten. Je nach Gegenstand werden den Symbolen auch andere Verben zugeordnet, so kann Mona sich beispielsweise in eine übel riechende Grube übergeben. Die vierte Aktion lässt Monas Vampirkräfte zur Entfaltung kommen: Mona verwandelt sich dann in eine Fledermaus und kann an sonst unzugängliche Orte fliegen.
Kleinere gefundene Gegenstände transportiert Mona in einem Sarg herum, der sich per Rechtsklick öffnen lässt. Will sie einen größeren Gegenstand mitnehmen, taucht hingegen nur ein Gedanke daran im Inventar auf. Die lassen sich aber wie jeder normale Gegenstand auch benutzen und kombinieren. Kommt ein gemerkter Gegenstand zum Einsatz, holt Mona sich den Gegenstand in einer kurzen Zwischensequenz dort ab, wo sie ihn gefunden hat und führt ihn dann seiner vom Spieler geplanten Bestimmung zu. Als Gedanken tauchen aber nicht nur Gegenstände auf, auch z.B. Codezahlen merkt sich Mona und legt sie im Inventar ab. Komplettiert wird das Inventar von einem Froderick-Symbol, denn auch Monas kleiner Begleiter wird für die Lösung so manches Rätsels benötigt.
Die Rätsel sind zumindest im ersten Kapitel durchweg klassischer Natur und bestehen überwiegend aus Inventar und Kombinationsrätseln. Dialogrätsel selbst finden sich zwar nicht im Spiel, dennoch wird darauf geachtet, dass ein Dialog nichts vorweg nimmt, was Mona noch gar nicht kennt. Im Gegenteil: Oftmals werden durch Dialoge erst andere Möglichkeiten frei geschaltet. Mona kann dann entweder neue Tätigkeiten durchführen oder hat weitere Dialogoptionen bei anderen Charakteren.
Lustige Vampirwelt
Was den Humor betrifft, leistet sich 'A Vampyre Story' keine Schwächen. Zwar kennen wir bisher nur die englische Version, doch die macht schon mal mächtig Spaß. Das liegt nicht zuletzt an den bissigen Kommentaren die Froderick immer wieder abgibt. Doch auch die anderen Charaktere versorgen die Lachmuskeln immer wieder mit Arbeit. Es bleibt zu hoffen, dass Crimson Cow den Humor in der deutschen Übersetzung gut umsetzt. Inzwischen sind auch die Sprecher der Hauptcharaktere bekannt geworden, es handelt sich dabei um Celine Fontanges und Tetje Mierendorf. Während Celine Fontanges bisher eher Nebenrollen gesprochen hat, ist Tetje Mierendorf den Meisten wohl aus der 'Schillerstraße' oder 'Frei Schnauze' bekannt, er war aber auch als Musicalsänger aktiv. Nach Angaben von Crimson Cow hat man bewusst auf die Sprecher bekannter Schauspieler verzichtet, alle Stimmen mussten sich in einem Casting durchsetzen. Man hofft, so die besten deutschen Stimmen für das Spiel gefunden zu haben.
Bill Tiller hatte zu Beginn der Entwicklung von 'A Vampyre Story' angekündigt, dass sein Spiel ganz im Zeichen der alten LucasArts-Werke stehen soll. Nicht weniger scheint er zu schaffen. Wenn das zweite Kapitel die Qualität bei Geschichte, Grafik, Rätseln und Witz halten kann, erwartet uns sicher ein Spiel, auf das nicht nur die Fans der alten LucasArts Spiele lange gewartet haben. Wenn auch die Übersetzung stimmt und die versprochenen Änderungen eingefügt werden, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Zu den Änderungen gehören eine bessere Komprimierung der Videos, eine Hotspotanzeige sowie kleinere technische Verbesserungen. Viele Hoffnungen und Erwartungen wurden mit 'A Vampyre Story' geweckt, und es sieht danach aus, als ob diese hohen Erwartungen erfüllt werden.
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A Vampyre Story
- Entwickler
- Autumn Moon Entertainment
- Publisher
- Crimson Cow
- Release
- 17. November 2008
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award • Die beste Grafik des Jahres
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.vampyrestory-game.com
- Sprachen
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- Stichwörter
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