Am französischen Pavillon auf der gamescom in Köln haben wir uns mit Elizabeth Maler vom Indie-Team Accidental Queens getroffen. Im Gepäck der Designerin: 'Another Lost Phone', der geistige Nachfolger zum 2016 veröffentlichen 'A Normal Lost Phone'. Obwohl es um andere Themen und Charaktere geht, ist das Spielprinzip sehr ähnlich gestrickt.

Erneut fällt Spieler/innen ein fremdes Handy in die Hände, das einer verschwundenen Person gehört. Schrittweise muss nun die Hintergrundgeschichte der Vorbesitzerin aufgeblättert werden. Etwa durch das Lesen von Textnachrichten und E-Mails, dem Einloggen in persönliche Online-Profile oder dem Betrachten privater Bilder. Was wie die Ausgangsgrundlage eines Krimis klingen mag, dürfte sich allerdings auch dieses Mal nicht als solcher entpuppen.
Behandelte 'A Lost Phone' noch die Sorgen und Nöte des Teenagers Sam, so wird nun die Geschichte der jungen Frau Laura erzählt. Figuren und Handlung der beiden Titel stehen nicht miteinander in Verbindung, auch die Transgender-Thematik des Vorgängers wird nicht mehr aufgegriffen. Stattdessen soll sich 'Another Lost Phone' mit einem anderen gesellschaftlichen Aspekt befassen, den Elizabeth Maler noch nicht verraten wollte. Dafür drückte sie uns Maler ihr Smartphone in die Hand und ließ uns eine circa fünfzehnminütige Demo spielen.
Vertrautes Spielprinzip
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Der Grafikstil erinnert stark an den Vorgänger |
Dabei wurde schnell deutlich, dass die Bedienung exakt der des vorherigen Titels entspricht. Auch wer diesen nicht gespielt hat, dürfte die Spielmechanik schnell erlernen können. Nach wie vor bedienen wir ein fiktives Handy und greifen auf die verschiedenen Funktionen des Geräts zu. Laufend erhalten wir neue Nachrichten oder schalten Bereiche frei, die zunächst geschützt sind. Benötigen wir etwa ein bestimmtes Passwort, erhält das bislang verfügbare Material entsprechende Hinweise.
Beispielsweise wird erwähnt, Laura setze eine bestimmte Art von Passwort immer aus Zahlen zusammen, die mit einem prägenden Tag in ihrem Leben zusammenhängen. Nun sollten wir also nach Hinweisen auf infrage kommende Tage suchen. Finden wir etwa in einer SMS eine Andeutung auf einen solchen Tag, nutzen wir Lauras mobilen Kalender, um das exakte Datum herauszufinden. Im Idealfall haben wir das Passwort gefunden und dürfen uns ein klein wenig wie ein Detektiv fühlen.
Lebensnahe Texte und Charaktere
'A Normal Lost Phone' konnte nicht zuletzt durch seine lebensnahen Texte und Charaktere punkten. Eben diesen Eindruck vermittelt auf Anhieb auch 'Another Lost Phone'. Die Spieler/innen lernen Laura und ihr Umfeld auf eine sehr intime Weise kennen. Neue Erkenntnisse wurden in der Demo – wie im Vorgänger – nur häppchenweise serviert. Selbst während des kurzen Probespielens konnte dieser Umstand für Motivation sorgen.
Akustisch orientiert man sich mit verträumten Indie-Rock-Klängen am Original und visuell wird erneut auf eine gezeichnete Optik gesetzt, die bisweilen auch eine symbolische Funktion erfüllt. Etwa im Falle eines in warmen Farben gezeichneten Fotos, auf dem alle Figuren strahlen. Lesen wir kurze Zeit später einen Text, der sich auf den fotografierten Moment bezieht, spricht Lauras Inneres eine komplett andere Sprache und die Wärme des Bildes wird als reine Fassade enthüllt.
Release im Herbst
Während der Messe befand sich 'Another Lost Phone' laut Aussage von Elizabeth Maler nicht mehr weit von der Fertigstellung entfernt. Die Veröffentlichung auf PC, iOS und Android ist schon für den diesjährigen Herbst geplant; inklusive deutscher Untertitel. Der genaue Preis wurde uns noch nicht verraten, wie schon bei 'A Normal Lost Phone' ist aber auf allen bedienten Plattformen mit einem sehr moderaten Verkaufspreis zu rechnen. Wer sich im Vorläufer die Zeit genommen hat, alle Texte gründlich zu lesen, dürfte nicht viel mehr als zwei Stunden mit dem Titel verbracht haben. In einem ähnlichen Zeitrahmen dürfte sich auch die Spielzeit des Nachfolgers bewegen.
Ob sich das vertraute Grundkonzept über die gesamte Spieldauer wiederholen lässt, ohne an Wirkung zu verlieren, wird sich zeigen müssen. Was wir von 'Another Lost Phone' sehen konnten, verfügte zumindest über die Stärken, die auch den geistigen Vorgänger auszeichneten. Wer diesen zu schätzen weiß und/oder sich für das Erzählprinzip begeistern kann, sollte den Release im Auge behalten. Letztlich handelt es sich bei allem Realismus natürlich um ein Videospiel. Wie sehr der Gedanke, ein fremdes Handy auszuspionieren, für einzelne Spieler/innen dennoch ein Problem darstellten könnte, muss jeder mit sich selbst ausmachen.
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Another Lost Phone: Laura’s Story
- Entwickler
- Accidental Queens
- Publisher
- Playdius
- Release
- 21. September 2017
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.anotherlostphone.com/
- Art
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Independent
- Sprachen
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