Eine etwa vierjährige Entwicklungszeit hat das Krimi-Adventure 'Louisiana' hinter sich. Was man im Vorfeld dazu hören durfte klang verheißungsvoll: Variable Spielverläufe, veränderliche emotionale Beziehungen zu diversen Akteuren und ein noch relativ unverbrauchtes historisches Südstaaten-Setting. Das Entwicklerteam von Silver Play hat sich so gesehen einiges vorgenommen. Ob die Rechnung aufgeht, nun, das verraten wir Euch wie immer in einem Review.

Es war einmal ein Mord...
Wir schreiben das Jahr 1902. In den Vororten von New Orleans treibt ein brutaler Serienkiller sein Unwesen. Wie oft im Krimi-Genre sind die Ermittlungen der Polizei nicht von Erfolg gekrönt. Das nährt die Verunsicherung der Bevölkerung und ruft eine geheime Ermittlungsbehörde zur Tagesordnung. Diese FBI-ähnliche Organisation beauftragt nun ihre beste Agentin, um endlich Licht ins Dunkel zu bringen. Allerdings sollen die Ermittlungen zunächst geheim bleiben. Die Auserwählte trägt den Namen Katie und ist zugleich die Protagonistin unserer Geschichte. Damit starten wir also frisch und fröhlich ins Geschehen. Wer Krimis kennt, wird leicht ahnen, womit in weiterer Folge zu rechnen ist: Wir befragen Zeugen, lassen uns von diversen Hinweisen leiten und tasten uns so an die düstere Wahrheit heran...
Die Suche nach inhaltlicher Dynamik
Das Grundgerüst der Story wäre passabel, aber die Umsetzung hat vom Start weg Sand im Getriebe. Greifbare Charaktere fehlen und die Protagonistin bleibt bis zum Schluss an der Oberfläche kleben. Sie tut ihren Job und sehr viel mehr bringen wir über sie nicht in Erfahrung. Interessant wäre das non-lineare Spieldesign. Abhängig von den gewählten Entscheidungen kann die Reihenfolge einzelner Kapitel variieren. Es kann langfristig gesehen auch einen Unterschied machen, ob eine wichtige Nebenfigur mit uns kooperiert, oder sich aus irgendeinem Grund verweigert. Schade ist jedoch, dass einem im Spielverlauf immer nur wenige Handlungsalternativen angeboten werden, deren Konsequenzen oft allzu leicht antizipierbar sind. 'Louisiana' will es zudem bis zum Ende hin nicht gelungen, das Gefühl einer halbwegs glaubwürdigen Welt zu vermitteln. Die Umgebung wirkt starr und kalt. Hier stehen vorwiegend jene paar Personen demonstrativ herum, die für die Handlung wichtig sind und das sind leider nicht besonders viele.
Emotionen zu Akteuren im Spiel
Bei diesem Spiel wird uns stets der Beziehungsstatus zwischen der Protagonistin und ihrer Gesprächspartner rückgemeldet. Eine schlechte Beziehung führt dazu, dass einem gewisse Informationen oder Gegenstände auf einem Weg womöglich verschlossen bleiben. Grundsätzlich ein sinnvoller Ansatz, nur leider bleibt das Spiel wie so oft auch hier auf halber Strecke stehen. Letztlich läuft die Umsetzung auf folgendes Prinzip hinaus: Person A mag dich nicht. Finde einen Gegenstand den Person A benötigt, um damit die Beziehung entsprechend zu verbessern. Im Kern findet man diese Idee ohnehin längst in den meisten Adventures. Um wirklich innovativ zu sein hätte es ein paar Schritte mehr gebraucht. Immerhin ist es aber möglich, sämtliche Charaktere gegen Katie aufzubringen und trotzdem ans Ziel zu gelangen. Einige Ziele kann man mit unterschiedlichen Mitteln erreichen, doch leider kann die schwächelnde Umsetzung dieses Plus nicht ausspielen.
Wenig glaubwürdiges Rätseldesign
Das naiv geartete Rätseldesign erweckt oft den Anschein, als würde es sich an ein sehr junges Publikum richten. Es ist jedoch fraglich, wie passend die Suche nach einem brutalen Serienkiller für Kinder ist und Jugendliche, wie Erwachsene werden sich über manche Logikschwächen wundern. Wenngleich die Aufmachung von 'Lousiana' auf ein realistisches Spiel schließen ließe, würden manche Rätsel nämlich besser zu einem Comic-Adventure passen. Stehlen, täuschen, einbrechen und zerstören ist gerade in der ersten Stunde die Devise. Das ginge ja in Ordnung, würden manche dieser Aktionen nicht so unmotiviert passieren. An dieser Stelle ein paar kurze Beispiele und wer Spoiler meiden möchte, der sollte diesen Abschnitt ignorieren: Zu Beginn beschäftigen wir uns mit den Zeugen eines Mordes. Eine fremde Frau besuchen wir dazu auf ihrem Zimmer in einer Gaststätte. Statt bei ihr anzuklopfen, spazieren wir in ihr Apartment und schnüffeln dort gleich einmal herum. Die Zeugin steht derweilen stocksteif im Wohnzimmer und macht keinen Mucks. Im selben Raum können wir Gegenstände mitgehen lassen... ohne Reaktion von ihrer Seite. In einer anderen Situation werden wir von einem Angestellten beim Einbruch erwischt werden und der verpfeift uns nur dann nicht, wenn wir den Brunnen reparieren – diese Person hat keine Ahnung wozu unsere Figur eigentlich fähig ist und zuvor kein Wort mit ihr gewechselt und schlägt interessanterweise dennoch ausgerechnet so einen Deal vor. In einer anderen Situation kann es passieren, dass sich ein entflohener Gefangener prompt nach der Flucht, wenige Meter vom wachenden Polizisten entfernt und bei normaler Lautstärke mit der Protagonistin unterhält. Schwer nachvollziehbar ist auch, dass Katie ohne Geld zu so einer Ermittlung geschickt wird und dann oft mühsam kleine Geldbeträge zusammenkratzen muss. Hat diese Behörde kein Budget?
Natürlich können solche Dinge in einem Adventure-Spiel vorkommen, doch wenn sie praktisch am laufenden Band passieren und zwar ohne glaubwürdig in der Handlung integriert zu sein, dann wird es irgendwann schwer, sich auf die Geschichte einzulassen.
Detektivpunkte als Belohnung
Vergleichbar mit 'Tex Murphy' erhält man bei manchen Aufgaben Detektivpunkte, die dann in die Spielstatistik eingehen. Diesen Bonus gibt es zum Beispiel dann, wenn man das verschlüsseltes Schloss rasch und ohne mehrfaches Probieren öffnen kann, oder im Gespräch in wichtigen Momenten auf Anhieb die richtige Antwort wählt. Der Schwierigkeitsgrad wird diesem sinnvollen Ansatz allerdings nicht gerecht und das Rätseldesign ist über weite Strecken uninspiriert, eintönig und viel zu einfach. Freunde kognitiver Kopfnüsse werden mit diesem Titel keine Freude haben. Die durchschnittliche Spielzeit ist mit rund 5-7 Stunden übrigens eher kurz geraten.
Durchwachsene Technik
Nun zur technischen Seite. Welches der folgenden Spiele stellt am Papier die höchsten Anforderungen an die Grafikkarte: a) 'Skyrim', b) 'Assassin's Creed' oder c) 'Louisiana'. Die Antwort ist c, was sich jedoch nicht in der Optik widerspiegelt, obgleich auf der auf der Verpackung von „zeitgemäßer 3D-Grafik“ die Rede ist. Visuell erinnert das Gezeigte eher ein wenig an das bereits 2006 erschienene Rollenspiel 'Gothic 3', ohne jedoch eine Steigerung zu bieten. Die Grafik mag nett sein, sie wirkt aus heutiger Sicht jedoch ein bisschen altbacken und zieht gegen 'Memento Mori 2' ganz klar den Kürzeren. Dafür ist die klassische musikalische Vertonung solide und stimmungsvoll, auch wenn sie hin und wieder am Geschehen vorbei läuft. Weniger überzeugen kann die deutsche Sprachausgabe. Das liegt jedoch weniger an mangelhafter Professionalität der Sprecher, denn an vielfach unbeholfen geschriebenen Dialogen. Ihren Zweck erfüllt dafür aber die passable Steuerung. Diesmal wird kein klassisches Point-and-Click geboten. Per Tastatur manövrieren wir die Protagonistin durch die Umgebung. Die Maus steuert dabei ihre Blickrichtung und per Mausklick interagieren wir mit Objekten und Subjekten.
Absturzanfälligkeit als Folge hoher Systemanforderungen?
'Louisiana' ist über weite Strecken durchaus mittels deutlich schwächerer Grafikkarten spielbar, als es die offiziellen Mindestanforderungen vermuten lassen (z.B. ATI Radeon Xpress 1150). Nur sieht man sich dann womöglich mit wiederholten Abstürzen konfrontiert und kann das Spiel im schlimmsten Fall nicht zu Ende spielen. Und selbst wenn die eigene Grafikkarte lediglich knapp unter der geforderten Hardware ist, besteht dieses Risiko. Wer das Spiel also besitzt und mit Abstürzen kämpft, sollte diese mögliche Ursache in Erwägung ziehen. Zudem trifft man mit Fortdauer des Spiels auf nicht wenige Bugs: Beispielsweise kann es passieren, dass jemand einen Meter über dem Boden schwebt oder wir einen Dialog mit einem Laternenpfahl führen. Letztere Konversation steht dann übrigens in einem späteren Kapitel noch einmal auf dem Programm - dann immerhin mit einer sichtbaren Gesprächspartnerin. Noch dazu besteht gerade bei einem Klavierpuzzle in der entscheidenden Phase des Spiels auf einigen Systemen eine besonders hohe Absturzgefahr. All das sind gravierende Macken, die an einer ausgiebigen Beta-Testung zweifeln lassen.
'Louisiana' bietet zwar ansprechende Ansätze, es wirkt jedoch in vieler Hinsicht unausgereift! Über Defizite im grafischen Bereich könnte man als Adventure-Fan vielleicht noch hinwegsehen, doch kann auch die zahnlose Story nicht überzeugen. Den stereotypen Charakteren mangelt es an Substanz und die wenigen Rätsel sind zu einfach und naiv geraten. Die hohe Absturzanfälligkeit auf vielen Systemen verbessert den Gesamteindruck auch nicht unbedingt. Variable Handlungsverläufe sind eine spannende Angelegenheit, doch was nutzen sie, wenn das Spiel selbst bestenfalls Mittelmaß ist? Am Ende ist es richtig schade um das interessante Südstaaten-Setting.
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Louisiana: Das Geheimnis der Sümpfe
- Entwickler
- Silver Play
- Publisher
- Deep Silver
- Release
- 16. November 2012
- Spielzeit
- 6 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.silverplay.biz/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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