Für gewöhnlich basteln die schwedischen Starbreeze Studios an kostspieligen Produktionen wie etwa EAs 'Syndicate'-Remake. Das 3rd-Person-Spiel 'Brothers – a Tale of Two Sons' hat deutlich weniger Budget vorzuweisen und blickt auf einige Jahre Entwicklungszeit zurück. Dieser hybride Genre-Mix aus Adventure und Plattformer ist die Herzensangelegenheit des schwedischen Filmemachers Josef Fares (u.a. 'Jalla! Jalla!', 'Kops'). Was sein interaktive Debütwerk zu bieten hat und für wen es spannend sein könnte, das verrät Euch unser Review.

Familiäre Schicksalsschläge
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Auf rein visueller Ebene wird dem Spieler vermittelt, was das Ziel ist |
Im Zentrum von 'Brothers – a Tale of Two Sons' stehen – der Titel nimmt es bereits vorweg - zwei Brüder und ihre Reise durch eine gefährliche Fantasy-Welt. Ihre Mutter war vor den Augen des jüngsten Sohnes ertrunken, der seither panische Angst vor Wasser hat. Nun könnte es ihren Vater treffen. Dessen lebensbedrohliche Erkrankung stellt den Priester des Dorfes vor ein unlösbares Problem. In dieser schweren Stunde fällt dem Geistlichen lediglich ein magischer Baum ein, dessen Wasser die Heilung ermöglichen könnte. Wo sich dieser befinden soll, das weiß allerdings niemand im Ort. Aus Mangel an Zeit machen sich die Brüder dennoch umgehend auf den Weg, in der Hoffnung, später auf hilfsbereite Leute zu treffen, die mehr über diesen Baum wissen könnten.
Miteinander statt Gegeneinander
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Auf dem Weg treffen wir viele Lebewesen die uns bereitwillig helfen |
Zu Beginn finden wir uns im sicheren Dorf wieder. Vögel zwitschern und die Bewohner gehen unbeschwert ihrer Tätigkeit nach. Mit dem Verlassen der Heimat wird jedoch bald deutlich, dass es um die Welt herum schlecht bestellt ist. Krieg und Zerstörung ziehen tiefe Narben durch ein Land, in dem das Gegeneinander das konstruktive Miteinander offenbar längst abgelöst hat.
Angesichts des wenig heiteren Settings ist es kaum ein Zufall, dass sowohl Gameplay als auch Story den Aspekt des Miteinanders so betonen. Kaum eine Aufgabe ist nur von einer Person alleine zu bewältigen. Und mehr noch, oft brauchen die beiden Brüder sogar Hilfe von anderen Geschöpfen. Zugleich ist es auch eine Geschichte der eigenen Überwindung, des über sich Hinauswachsens. Die Coming-of-Age-Geschichte ist zwar nicht unbedingt originell und komplex, aber gekonnt und fantasievoll erzählt.
Visuelle Erzählweise
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Szenen wie diese rücken die tief verwurzelte Angst des jüngsten Bruders in den Mittelpunkt |
Das es Josef Fares vorrangig um eine schöne, emotionale Geschichte geht, wird schnell deutlich. Auf repetitive Spielmechaniken wird verzichtet und praktisch jede Aktion ist eng ins Narrativ verflochten. Kaum etwas passiert öfter als zwei oder dreimal und Langeweile bildet die Ausnahme. Abseits der Haupthandlung gibt es kleine versteckte Nebenschauplätze, die beim ersten Durchlauf leicht übersehen werden (beispielsweise ein tragischer Selbstmordversuch).
Feine Details dieser Art könnten dazu motivieren, sich später nochmal auf die virtuelle Wanderschaft zu machen. Im Spiel wird übrigens eine fremde Sprache gesprochen und zwar ohne Untertitel. Deshalb lassen wir uns vorrangig durch Bildsprache und Gesten leiten. Mehr Erklärung braucht es eigentlich auch gar nicht. Eine deutsche Übersetzung gibt es (neben vielen anderen Sprachen), doch im Grunde wurde lediglich das Menü zum Spiel übersetzt sowie die ohnehin anschauliche Instruktion zur Steuerung.
Technisch saubere Umsetzung
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Bänke dienen lediglich dazu, die tolle Aussicht zu genießen |
Als Spiele-Engine dient einmal mehr die Unreal Engine 3. Es lohnt sich, die beiden Brüder auf einer Bank innehalten zu lassen, nur um die eindrucksvolle Aussicht zu genießen. Zudem verändert sich die Umgebung auf dem Weg ständig. Auch Tag und Nacht wechseln einander ab. Während die vielen abwechslungsreichen Schauplätze reich an Details sind, kommt die Mimik der Figuren gerade in Detailaufnahmen eher mäßig zur Geltung. Hier spürt man doch immer wieder, dass für dieses Projekt nicht gar soviel Budget zur Verfügung stand. Zudem speichert das Spiel immer automatisch, signalisiert allerdings nicht besonders klar wo und wann zuletzt gespeichert wurde. Trotz mancher Abstriche haben die Starbreeze Studios aber saubere Arbeit geleistet. Nett gelungen ist zudem auch die musikalische Untermalung, obgleich sie manchmal etwas zu sehr Emotionen heraufbeschwören möchte. Herzstück des Spiels ist allerdings die Steuerung...
Originelle aber gewöhnungsbedürftige Handhabung
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Mehr als diese schlichte Information braucht es zur Steuerung nicht |
Die Handhabung zu 'Brothers' ist eng auf den Xbox360-Controller zugeschnitten, der dem sehr speziellen spielerischen Ansatz spürbar entgegen kommt. Alternative Steuermethoden sind mit Vorsicht zu genießen. Am PC kann notfalls zwar die Tastatur benutzt werden - die Tasten können in diesem Fall sogar individuell neu belegt werden - doch diese Variante verkompliziert das Spielgefühl und ist nicht zu empfehlen.
Bei diesem 3rd-Person-Singleplayer-Abenteuers steuert der Spieler beide Brüder direkt und gleichzeitig. Jeder Figur ist eine Aktionstaste (LT und RT auf dem Xbox360-Controller) und ein Stick auf dem Controller zugeordnet, was sich als ungewohnte kognitive Herausforderung entpuppen kann, zumal dieses Duo meist an einer Aufgabe zusammenarbeitet (beispielsweise beim Sägen eines Baumes, oder wenn es darum geht mit einer Spielfigur ein Monster abzulenken und mit der anderen vorwärts zu laufen). Beide Sticks am Controller sind abhängig von der Tätigkeit ein wenig unterschiedlich zu bewegen. Wie genau, müssen wir stets selbst entdecken.
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Bei dieser Flugeinlage geht es um die passende Gewichtsverlagerung |
Da der Spieler bereits alle Hände voll zu tun hat mit Sticks und Aktionstasten, wurde auf weitere Aktionstasten verzichtet. Einige Handlungen setzen die Protagonisten ohne unser Zutun. Erreichen wir einen Abgrund, springt die jeweilige Spielfigur automatisch auf die andere Seite. Trotz solcher Vereinfachungen braucht es Zeit, um die Handhabung zu verinnerlichen, ohne prompt durcheinander zu geraten, sobald die beiden Akteure die Seite wechseln, oder die Zeit drängt. Weil der Schwierigkeitsgrad vorwiegend zwischen leicht und bestenfalls mittelschwer pendelt, hängt man in der Regel aber ohnehin selten lange an einer Stelle fest. Je nach Spielstil beträgt die Spieldauer etwa drei bis fünf Stunden.
Kontextuelle interaktive Herangehensweise
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Selbst Alkohol kann auf dem Weg probiert werden... na, also wenn das der ältere Bruder gesehen hätte! |
Die Gameplay-Philosophie erinnert an Spiele wie 'Heavy Rain' und wählt eine sehr kontextuelle Herangehensweise. Statt stereotype Aktionsmuster (d.h. eine Taste die für Sprüngen oder Schleichen steht) hängt die Aktion primär vom Hotspot und dem jeweiligen Akteur ab. Vor einer Bank trägt die Aktionstaste zum Niedersetzen bei, vor einem Ball zum Ballspielen, vor einem Hebel zum Benutzen des Hebels und so weiter.
Im Spielverlauf wird die Handhabung zusehends anspruchsvoller und geht bis hin zum parallelen Klettern, Bootfahren und dem Lenken eines kleinen Fluggefährtes ohne sich in ein Hindernis hinein zu manövrieren. Der ältere Bruder ist bedeutend größer, hat mehr Kraft, kann schwimmen und geht ernster in die Interaktion mit anderen Figuren. Der jüngere Brüder treibt gerne Schabernack und hat Angst vor Wasser. Er ist schwächer und kleiner, passt deshalb aber auch eher durch Gitterstäbe. Wenn Wasser zu überqueren ist, dann muss er vom größeren Bruder festgehalten werden. Wenn wiederum ein Passant sich nicht durch nettes Fragen beirren lässt, vielleicht hilft Unfug? Derartige Abgrenzungen erleichtern den gezielten Einsatz der beiden Figuren.
Die alte Frage nach der Genrezugehörigkeit
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Auch diese Feder hat Symbolkraft |
Bei 'Brothers - a Tale of Two Sons' haben wir es weder mit einem typischen Plattformer, noch einem herkömmlichen Adventure zu tun. Der starke Story-Fokus in Verbindung mit zahlreichen Rätseln rechtfertigt aus unserer Sicht allerdings einen Test im Rahmen der Hauptseite.
Mit den Geschicklichkeitseinlagen werden sich viele Adventure-Fans aber anfreunden müssen, wenngleich diese immer fair und gut schaffbar sind. Leider kommen die Rätsel über ein eher casuales Niveau nicht ganz hinaus und hier bestünde noch Verbesserungspotential. Dafür wird aber ungemein viel Abwechslung geboten! So gilt es diverse fremde Mechanismen zu verstehen und vier Kontrahenten durch clevere List zu überwinden. Vorwiegend haben wir es also mit physikalischen Aufgaben zu tun, doch die echte Herausforderung ruht primär im Gameplay-Konzept. Vereinzelt ist übrigens sterben möglich, freilich ohne dramatischen Folgen, da wir ohnehin beliebig viele Anläufe nehmen dürfen und die automatischen Speicherstände stets knapp vor kritischen Ereignissen gesetzt sind.
'Brothers – a Tale of Two Sons' besticht durch eine sehr ansprechend erzählte und überaus menschliche Fantasy-Story. Mit der sehr ungewöhnlichen Steuerung hat man anfangs vielleicht Schwierigkeiten, aber letztlich macht sie jenen besonderen Reiz aus, der dafür sorgen dürfte, dass dieser Titel nicht so bald in einer grauen Masse an Spielen untergehen wird. Wer mit dem casualen Rätseldesign, sowie einigen - dafür stets fairen - Geschicklichkeitseinlagen keine Probleme hat, der findet hier in jedem Fall ein ungemein abwechslungsreiches und lohnenswertes Abenteuer für schätzungsweise vier Stunden. Empfehlenswert.
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Brothers: A Tale of Two Sons
- Entwickler
- Starbreeze Studios
- Publisher
- 505 Games
- Release
- 7. August 2013
- Spielzeit
- 5 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://de.brothersthegame.com/startseite
- Art
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Independent
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Brothers im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
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7 Kommentare
Ich komme in den Bergen (nach dem Riesen) zu einer Höhle wo der kleine durch ein Gitter gehen muß um auf der anderen Seite eine Kurbel zu betätigen damit das Gitter hochgeht und der große durchgehen kann. Bei mir geht nur das Gitter nicht hoch was kann man tun?
Gibts dafür eine Lösung?
http://spass-und-spiele.blogspot.co.at/ ... jMo7j-XjUc
auf YouTube
bei 06:00 Minuten ist die Szene die ich meine.
Nur bei mir geht eben das Tor nicht auf!!!
Liebe Grüße
Wie gesagt bei mir kurbelt der kleine, aber das Gitter geht nicht hoch!!!!
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