Wir bestellen bei der Barista folgende Mischung: Ein Teil Visual Novel, den Anime-Stil eines 'Persona 5' und die Sonnenuntergangsstimmung von 'Firewatch'. Dazu noch eine Prise Melbourne, Hipster-Kultur eines Coffee Shops und Nekromantie. Das ist 'Necrobarista'. Der Visual Novel des australischen Studios Route 59 ließ schon bei der Ankündigung und den Previews aufhorchen. Immerhin kann der Anime-Stil mit einer Produktion von AAA-Niveau des Hauses Atlus Games (bekannt für die 'Persona'-Serie) mithalten. Dazu mischt das Spiel Visual Novel mit 3D-Kamera-Perspektiven und kurz Animationen sowie freie Exploration zwischen den Story-Beats. Schauen wir uns das Kaffeehaus der Zwischenwelt genauer an.

Willkommen im Terminal

Himmel: Grafik und Geschichte

Auf ähnlichem Niveau befindet sich die Geschichte. In zwei Akten erleben wir die Geschichten der vier Charaktere und auch noch ansatzweise weniger Nebencharaktere. Der Humor kommt nicht zu kurz, die Aussichtlosigkeit der Vier ist genauso zu spüren. Man fiebert mit, obwohl von Anfang an klar wird, dass kein Einfluss auf die Geschichte besteht. Die Linearität tut der Erzählung hier aber gut. Erst relativ spät wird klar, was eigentlich der Sinn hinter der Nekromantie ist, wer dieser Ned eigentlich ist und was die vier Charaktere ausmacht. Es ergibt sich eine spannende und selten charakter-fokussierte Geschichte. Mit den humorigen Sprüchen und den Anspielungen auf das Australien unserer Welt ergibt sich so eine wirklich ordentliche Geschichte.

Das dazwischen: Der Sound und die Steuerung

Die Kaffee-Scherze kommen natürlich im Spiel auch nicht selten zum Vorschein. Gerade Klischee-Sorten der Hipster aus diversen Coffee-Shops mit wenig Kaffee und vielen anderen Flüssigkeiten werden auf die Schippe genommen. Genauso eine mäßig schmeckende Brühe ist auch die Steuerung. Sie wäre zwar relativ schnörkellos, funktionierte aber erst nach Patches richtig. Eine Gameplay-Steuerung funktioniert mittlerweile halbwegs, braucht es aber nicht und ist auch nicht zu empfehlen. Es reicht nämlich die Enter-Taste oder die linke Maustaste zum Vorankommen. Hie und da kann man ein gelb hervorgehobenes Wort anklicken, um noch etwas Zusatzinformation zu bekommen. Dank Patches kann man jetzt auch bis zu 5 Dialogsequenzen nach hinten springen – falls man sich einmal verklickt. Der Interaktionsgrad im Spiel hält sich also in Grenzen – nett ausgedrückt. Wer Rätsel möchte, findet keine. Wer große Interaktion will, ist höchsten in den kurzen Sequenzen zwischen den Story-Teilen kurz aufgefangen. Wegen dem Gameplay spielt man 'Necrobarista' nicht. Da ist ein Idle Game ähnlich anspruchsvoll: Linksklick reicht.
Zumindest teilweise die Hölle: Die deutsche Übersetzung

'Necrobarista' sah schon in den Trailern grandios aus und versprach einen spannenden Mix. Der Mix aus Exploration und Visual Novel geht zwar nur zum Teil auf, aber gerade die Ästhetik, die erfrischend charakter-fokussierte Geschichte und zum teil auch die Vertonung lassen das zum Großteil vergessen. Vor den ersten Patches lief das Spiel noch etwas unrund. Eine Gamepad-Steuerung lief bei mir gar nicht und es ruckelte teilweise enorm. Mittlerweile sind die Ruckler zumindest bei mir ausgebügelt und es lässt sich auch besser steuern. Der wirkliche große Wermutstropfen bleibt für jene, die mehr Interaktion erwartet haben. Die ist noch immer rudimentär. Glücklicherweise ignoriert 'Necrobarista' auch die Falle der Entscheidungen und fokussiert sich auf eine stringente Story. Das tut der Erzählung sehr gut. Achtung für jene, die das Spiel auf Deutsch spielen wollen. Hier scheint es zumindest ein paar Übersetzungsfehler zu geben. Wer hier empfindlich ist, sollte auf Englisch spielen.
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Necrobarista
- Entwickler
- Route 59
- Publisher
- Route 59
- Release
- 22. Juli 2020
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- https://www.necrobarista.com/
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