Gute sechs Jahre ist es her, das wir erstmals von einem Adventure mit dem Namen 'Saint Kotar' erfuhren. Das Entwicklerteam versprach eine gruselige Geschichte um eine Mordserie, die das kroatische Dorf Sveti Kotar in Atem hält und Anleihen in den Werken von H.P. Lovecraft oder Edgar Allan Poe nimmt. Für das Gameplay waren die Vorbilder mit 'Baphomets Fluch', 'Black Mirror' und 'Monkey Island' nicht minder groß. Viele Jahre Entwicklungszeit und eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne später ist das Werk Ende Oktober erschienen und wir prüfen ob 'Saint Kotar' die selbst gewählten Fußstapfen ausfüllen kann.

Der Tag des Heiligen Kotar

Am nächsten Morgen erwachen Benedek und Nikolay nach verstörenden Alpträumen in ihrer Pension. Von Viktoria ist keine Spur, ihr Bett ist unbenutzt. Weder haben beide eine Idee wohin Viktoria verschwunden sein könnte, noch warum es ihnen so schlecht geht oder ob sie überhaupt auf dem Schloss waren. Selbst an die Anreise erinnern sie sich nur noch Bruchstückhaft. Als beide sich etwas gesammelt haben und auf die Suche gehen wollen, laufen sie der Polizei in die Arme: Der Bürgermeister des Ortes wurde ermordet und verdächtig sind die drei Zugereisten - besonders aber Viktoria. Sie soll den Bürgermeister von einem Turm gestoßen haben, wie man sich erzählt. Und so stolpern Benedek und Nikolay mitten hinein in eine Geschichte um Okkultismus, Sekten, eine verfluchte Stadt und ihre teils gruseligen Einwohner.
Der König in Gelb

Dass Nikolay über das Fehlen seiner Frau und die anderen Vorkommnisse recht emotionslos hinnimmt, macht den Einstieg nicht glaubwürdiger. So muss man schon einige Zeit im Spiel verbringen, ehe man über diese Ungereimtheiten hinwegsehen kann. Hat man das geschafft, steht man schon bald der nächsten unglaubwürdigen Reaktion der Charaktere gegenüber. Leider zieht sich das wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte. Diesen roten Faden vermisst man dafür in der Rahmenhandlung. Es gibt ihn zwar, aber auch hier verheddert sich das Spiel an einigen Stellen. Es verbleibt der Eindruck, dass die Autoren zu viel machen wollten und sich dann etwas verrannt haben, das wird auch am Ende des Spiels ziemlich deutlich.

Verzichtet haben die Entwickler auf Jumpscares sowie auf einen Großteil der Zwischensequenzen. Letztere hätten das Spiel sicher aufwerten können. Man sitzt manchmal vor dem Bildschirm und fragt sich, warum der Charakter nun panisch aus dem Bild läuft, ehe man anschließenden Schilderungen entnehmen kann, welche Grausamkeiten Benedek und Nikolay eben sehen mussten.
Für das Grundgerüst borgen sich die Autoren Elemente bei Lovecraft und anderen Horrorgeschichten. Insbesondere Robert W. Chambers Kurzgeschichtensammlung 'Der König in Gelb' wird mehr als nur referenziert. Das verwundert nicht, da auch Lovecraft selbst sich immer wieder auf Chambers zurückbesinnt. Leider zeichnet 'Saint Kotar' nicht so tiefe Charaktere wie es in anderen Spielen mit diesen Vorlagen oft der Fall ist. Erschwerend kommt hinzu, dass einem sowohl Nikolay als auch Benedek über die gesamte Spielzeit nicht ans Herz wachsen wollen.
Viel zu bereden


Wenig zu rätseln

Hin und wieder stolpert man sogar über sowas wie ein echtes Rätsel. Da gilt es dann beispielsweise vor einer verschlossenen Tür auf sich aufmerksam zu machen. Die Lösung liegt oft so Nahe wie ein Blick ins Inventar. Schwieriger ist tatsächlich, immer den Charakter zu finden, bei dem es mit einem Gespräch weitergeht. Einen Überblick liefert eine ToDo-Liste, wobei einige der Aufgaben auch optional sind.
Stimmungsvolle Gegend

'Saint Kotar' gehörte nach seiner Ankündigung zu den kleinen Hoffnungsträgern. Ein Adventure im Stil von 'Black Mirror' - also mit einer ernsten, mystischen Geschichte und düsteren Grafiken. Beim Start der Kickstarter-Kampagne war ich entsprechend auch gern dabei. Die Demo hielt mich von einer größeren Spende ab, offenbarten sich damals schon einige Schwächen, die sich leider in das fertige Spiel gezogen haben. Angefangen mit dem nahezu kompletten Fehlen von Rätseln über die oft nur scheinbaren Multiple-Choice-Dialoge bis zu den unglaubwürdigen und unsympatischen Charakteren offenbart 'Saint Kotar' Schwachstellen, die man bei den selbstgewählten Vorbildern nicht findet. Sicher: Für ein Erstlingswerk mit einem recht kleinen Budget ist das Spiel ordentlich geworden. Zu einem guten Adventure fehlt aber leider zu viel.
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Saint Kotar
- Entwickler
- Red Martyr Entertainment
- Publisher
- Red Martyr Entertainment
- Release
- 28. Oktober 2021
- Spielzeit
- Offizielle Angabe: 10 Stunden
- Webseite
- http://www.saintkotar.com/de
- Art
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Independent
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter