'Shadow of the Tomb Raider' ist das Finale der Prequel-Trilogie rund um die geschickte Abenteurerin Lara Croft. Für sie geht es darum herauszufinden, was ihre Bestimmung ist. Ein drohender Weltuntergang erschwert dieses Unterfangen und sorgt für Selbstzweifel. Ohne Schuld ist sie nämlich nicht. Erhältlich ist das 3D-Action-Abenteuer von Square Enix und Eidos Montreal für Windows PC, PlayStation 4 und Xbox One – inkl. deutscher Vertonung. Im Test unserer Storyteller-Ecke nehmen wir es genauer unter die Lupe.

Croft versus Trinity
Lara Croft ist dem jahrhundertealten Trinity-Orden auf den Fersen, die in Mexiko nach einem Artefakt suchen. Wer die Vorgänger kennt, der weiß bereits, dass Trinity für die Ermordung ihres Vaters verantwortlich ist. Die Rivalität ist also sehr persönlicher Natur. In Mittelamerika stößt die geschickte Archäologin auf den Anführer dieser Gruppierung, ein gewisser Dr. Dominguez. Hat er sie vor vielen Jahren zur Waise gemacht?
Bald darauf entdeckt Lara das gesuchte Artefakt, ein verzierter alter Dolch mit Maya-Ursprung. Viel Zeit bleibt nicht, da wie gewöhnlich alles beim Einstürzen ist. In letzter Sekunde schnappt sie sich den Gegenstand und ignoriert sämtliche Warnungen. Angeblich soll das Artefakt nämlich mit einer Maya-Apokalypse in Zusammenhang stehen. Ehe sich die Abenteurerin Gedanken machen kann, ob da vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit dran sein könnte, sucht die erste Katastrophe die Ortschaft heim und sorgt für ein Bild des Schreckens. Zufall? Wohl kaum! Gemeinsam mit Jonah macht sie sich eiligst auf den Weg, um die Macht des Artefakts zu bändigen, ehe der Weltuntergang vollendet ist. Die Spur führt in die verlorene Stadt Paititi in Peru.
Dünne Geschichte mit meist platten Charakteren
In geschichtlicher Hinsicht wird viel miteinander vermischt: Maya, Inka und andere Hochkulturen - zwischendurch darf man religiöse Lichträtsel rund um Jesus lösen. Teils braucht es etwas guten Willen, um diesen wilden Mix zu schlucken, der mit einer satten Portion übernatürlicher Ereignisse gepaart wurde. Unterm Strich ist der Abgang von Autorin Rihanna Pratchett deutlich spürbar, die insbesondere in 'Rise of the Tomb Raider' für ein spannendes Abenteuer gesorgt hat.
Zwischendurch gibt es zudem einige Logiklöcher zu schlucken. Beispielsweise muss sich Lara in einem Abschnitt als Wache tarnen. Sie ist die einzige weibliche Wache, spricht als einzige nicht den hiesigen Dialekt und trotzdem kommt niemand auf die Idee sie zu enttarnen. In einer anderen Situation hat Lara anfänglich gar keine Waffe bei sich. Während sie heimlich Gegner beseitigt, kommt sie nie auf die Idee, ihnen ein Gewehr abzunehmen. Damit kommen wir auch schon auf das Gameplay näher zu sprechen.
Schleich- und Action-Kost
In spielerischer Hinsicht wird viel von den Vorgängern übernommen, wobei es diesmal deutlich weniger Ballerorgien gibt. Ein wesentlicher Teil der Konfrontationen ist durch Schleich-Einlagen zu bewältigen. Wer Laras Überlebenssinn aktiviert, der sieht die Feinde farblich markiert: Leuchtet die Farbe rot, stehen diese unter Beobachtung. Bei gelb sind sie unbeobachtet und können ungestört erledigt werden. Scheitert es mit der Heimlichkeit, kann es rasch zum gröberen Gefecht ausarten. Die Zahl der Gegner steigt dann an, was gerade per Controller nicht so einfach ist, da dort das Zielen wie so oft schwieriger ist als per Maus.
Die Herausforderung steigt insbesondere dann, wenn Laras Überlebenssinn im Menü komplett deaktiviert ist. Nicht nur im Kampf hat das gravierende Auswirkungen. Der Überlebenssinn zeigt z.B. wichtige Hotspots und interessante Gegenstände an, oder weist die Richtung zum Zielort, was bei verzweigten unterirdischen Höhlen zwecks Orientierung praktisch sein kann. Ohne diesen Sinn bleibt uns im Endeffekt vorwiegend die In-Game-Karte und ein gutes Auge. Auf der Jagd können wir uns allerdings mit einem Mittel behelfen, das die Wahrnehmung schärft, wodurch Tiere leichter ersichtlich sind. Außerdem können im Skill-Baum entsprechende Fähigkeiten freigeschalten werden, die auch im höchsten Schwierigkeitsgrad die Objekte optional wieder aufleuchten lässt.
Wie in jedem Teil der Reihe wird mit möglichst wenig Hilfestellungen jedoch die interessanteste Erfahrung geboten. Generell ist der Schwierigkeitsgrad im Spiel zwar höher als beim letzten Teil, viel mehr als durchschnittliche Kost wird trotzdem nicht geboten. Wer das Hauptspiel durchgespielt hat und nicht genug hat, der kann sich dafür am NG+-Modus versuchen, wo eine zusätzliche Schwierigkeitsstufe verfügbar ist.
Exploration, Rätsel und höchst abwechslungsreiche Gräber
Die meiste Zeit verbringt Lara damit, durch den Dschungel zu wandern, finstere Höhlen zu erkunden, oder unter Wasser zu tauchen. Die größte Lebensgefahr droht ihr beim Klettern, wobei es unter Wasser durchaus blutrünstige Piranhas und andere Kreaturen geben kann. Auch die Höhlen sind nicht immer komplett unbewohnt und manchmal lauern dort Fallen. Vorsicht ist also besser als Nachsicht. Optional stehen kleine Nebenquests zur Auswahl, die inhaltlich nicht aufregend sind (Befreie Person X, hole Gegenstand Y), aber uns manchmal zu Orten bringen, die leicht zu übersehen sind.
Herausragend gelungen sind bei 'Shadow of the Tomb Raider' die Gräber, in denen es richtige Rätsel gibt und die mitunter mit anspruchsvolleren Klettereinlagen verbunden sind. Wir platzieren z.B. Lichtquellen um Übergänge zu aktivieren, oder ändern den Wasserstand um eine Plattform zu erreichen, wo dann Hebelwirkung eingesetzt wird um ein Tor zu öffnen, und vieles mehr. Insbesondere Physikrätsel stehen auf dem Programm. Jedes Herausforderungsgrab ist eigen. Der Großteil davon ist optional, doch hin und wieder trifft man in der Hauptstory auf ähnliche Herausforderungen.
Wer sich vorwiegend auf die Hauptstory konzentriert, der ist wahrscheinlich nach 10 bis 12 Stunden bei den Credits angelangt. Wer besonders gründlich vorgeht, braucht eher doppelt so lange. Es gibt zwar eine Vielzahl von freischaltbaren Fähigkeiten, doch davon ist nur eine kleine Handvoll von Bedeutung. Als Tipp: Unterwasser-Fähigkeiten werden besonders häufig benötigt und je länger Lara die Luft anhalten kann desto besser. Diese Fähigkeit sollte unbedingt ausgebaut werden.
Gewohnt gute Präsentation
In den Höhlen und Gräbern ist die Umgebung im Gegensatz dazu oft extrem dunkel und vieles ist schwer zu erkennen. Lara verfügt zwar über eine Taschenlampe, sie packt sie nur leider selten aus, wodurch nicht immer gleich ersichtlich ist, ob man sich irgendwo anhalten kann. Das erschwert die Klettereinlagen mitunter ganz beachtlich.
Positiv fällt unser Resümee auch zum akustischen Bereich aus, wo selbst die deutsche Vertonung stimmig ist. In der englischen Fassung ist ein bisschen spürbar, dass Camilla Luddington nicht mehr so ganz mit voller Begeisterung dabei ist. In den nächsten Spielen dürfte die Hauptdarstellerin eine andere Stimme erhalten. Trotzdem leistet die Sprecherin von Lara Croft wieder einmal gute Arbeit.
Rein von den Gräbern her ist 'Shadow of the Tomb Raider' unterhaltsam gelungen. In diesen Abschnitten darf der Spieler Zeit mit unterhaltsamen Rätseln und fordernden Klettereinlagen verbringen und die eher hanebüchene Geschichte drumherum vergessen. Im Hinblick auf die Actioneinlagen gibt es diesmal lediglich aufgewärmte Kost, dafür auf recht solidem Niveau. Wer gern klettert, Rätsel in Gräbern löst und nach alten Schätzen sucht, der kann dennoch getrost einen Blick riskieren. Als Zeitvertreib für Zwischendurch passt es. Nur inhaltlich sollte man wie gesagt mit niedrigen Erwartungen an 'Shadow of the Tomb Raider' herantreten.
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Shadow of the Tomb Raider
- Entwickler
- Crystal Dynamics
- Publisher
- Square Enix Ltd.
- Release
- 14. September 2018
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- https://www.tombraider.com/de
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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