Was habe ich damals Bauklötze gestaunt, als ich mit den 'Tex Murphy' Spielen und dem 'Gabriel Knight' Nachfolger 'The Beast within' in Berührung kam. Es schien mir als Adventurefan der Lucas Ära, als habe sich ein Tor zu neuen Adventure- dimensionen aufgetan und leider war diese Ära dann auch wieder so schnell vorbei, wie sie gekommen ist.

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Vorgeplänkel
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Unbekannt, aber Vorreiter der FMV Ära: 'Martian Memorandum' |
Doch waren dies lediglich spärliche Annäherungen an das, was später als FMV Adventure bekannt werden sollte. Das Medium der Diskette war in seinen begrenzten Speichermöglichkeiten logischerweise nicht im im Stande, dieses Subgenre einzuleiten.
Mit dem Medium CD Rom, wurden die Weichen dann allerdings neu gestellt und Spiele wie 'the 7.th guest' (Gefolgt von 'the 11.th hour' 1996) und 'Return to Zork' nutzen 1993 niedrig aufgelöste Videosequenzen sowie Schauspieler als Protagonisten. Besonders 'The 7.th guest' aus dem Hause Trilobyte nimmt hier eine revolutionäre Position ein. Im Grunde war dieses 2CDs fassende Spiel, ein bestenfalls mäßiger 3D Rätselmarathon, plus einer für damalige Verhältnisse beeindruckenden Technik. Doch als eines der ersten CD Rom Spiele, erzielte das Spiel hohe Verkaufszahlen, versetzte Spieler weltweit in Erstaunen und stellte die Frage, was von dieser neuen Technik -in Zukunft- wohl für Wunderdinge zu erwarten sein würden.
Die Zukunft hat begonnen
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'Under a killing moon' - Gestatten? Tex Murphy, Weltretter. |
Die für heutige Verhältnisse nicht sehr ansehnliche 3D Engine machte 'Under a killing moon' zu einem Hardwarefresser sondergleichen, der auf kaum einem Rechner der damaligen Zeit wirklich reibungslos lief. Während sich die englischsprachige Presse vor Lob überschlug und 'Under a killing Moon' mit Preisen überhäufte, fielen die Reaktionen der deutschen Presse unterschiedlich, aber in den meisten Fällen doch positiv aus.
Zu just diesem Zeitpunkt waren bereits einige andere FMV Adventures in Produktion, wieder andere bereits erschienen. Der Maßstab sollte allerdings erst einmal 'Under a killing Moon' lauten. Über eine ähnlich packende Story ( Um eine finstere Sekte die im Jahre 2042 -nach dem dritten Weltkrieg- versucht den Großteil der Menschheit auszurotten) oder einen ähnlich beliebten Hauptcharakter wie Privatdetektiv Tex Murphy, konnten die Konkurrenten zu dieser Zeit nicht verfügen. Doch auch in anderen Genres machte man sich bereits seit einiger Zeit gefilmte Sequenzen zunutze, so hatte bereits 'Wing Commander 3' neben einem Weltraumshooter, bereits einen mehrstündigen Science Fiction Film zu bieten (Ebenso wie die Nachfolger) und stellte sich damit indirekt an die Seite von 'Under a killing Moon'. In der Adventurewelt verging einige Zeit und einige mäßige Titel scheiterten kläglich daran, das Niveau von Access Software zu erreichen. Doch Hoffnung war bereits seit längerem in Sicht. Wohl beinahe jeder der Bilder des kommenden Sierra Titels 'Phantasmagoria' zu Gesicht bekam, freute sich auf ein Spiel das qualitativ die nächste Stufe der interaktiven Adventures einzuleiten versprach. Adventurelegende Roberta Williams höchstpersönlich, verbarg sich hinter einem der meist erwartetsten Adventures aller Zeiten.
Zwei Jahre zuvor deutete sich mit dem inhaltlich bis dato besten Sierra Adventure 'Gabriel Knight: Sins of the Fathers' bereits eine Phase der Veränderung an. Noch nie zuvor hatte ein Sierratitel über solch ein tiefgehendes erzählerisches Potenzial verfügt, wie dieser Titel und nun galt es also mit dem Medium FMV, den Fokus auf eben jenes Storytelling zu legen.
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Schönheitschirurgie à la 'Phantas- magoria' |
Der Mix aus altmodischem Horror, gepaart mit drastischen Ekeleffekten, sowie dem bis dato für ein Horroradventure nicht gekanntem realen Spielerlebnis, machten 'Phantasmagoria' mit über einer Million verkauften Einheiten, zum bis dato erfolgreichsten Titel der glorreichen Firmengeschichte. Gleichzeitig schürte das Spiel das Vorurteil gegenüber filmischen Adventures, dass der Einfluss des Spielers im Vergleich zu Point and Click Adventures wesentlich begrenzter ausfiel, was für 'Under a killing Moon' noch in keinster Weise galt. Doch ebenso wie Sierra schon den Point and Click Adventures ihren Stempel aufgedrückt hatten (Ohne Roberta Williams hätte es die klassischen Lucas Film/ Arts Tage wohl nie gegeben) so ist es eben Sierra gewesen, das auch in dieser neuen Technologie die wohl bedeutendste Rolle (neben Access Software) spielte.
Aus kommerzieller Sicht war zu Großteilen 'Phantasmagoria' dafür verantwortlich, aus qualitativer Sicht setzte Sierra jedoch zum Jahreswechsel 1995/1996 das ultimative Ausrufezeichen hinter die kurzlebige FMV Generation.
Der qualitative Höhepunkt
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Das Vorzeigemodell der FMV Generation: 'Gabriel Knight 2: The beast within' |
'The beast within' nannte sich der zweite Teil und wie sollte es anders sein, die gezeichneten Figuren des Erstlingswerkes, waren Videosequenzen mit echten Schauspielern gewichen.
Intensiv beobachtete Jane Jensen Roberta Williams Arbeit und Erfahrung mit der neuen Technologie, bei der Entstehung 'Phantasmagorias'. So beeindruckt sie von den neuen Möglichkeiten auch war, so war sie nicht wirklich begeistert von den künstlichen Hintergründen vor denen die Schauspieler in 'Phantasmagoria' agierten. So begab sich Jensen an den Schauplatz ihres neuen Werkes – nach Deutschland- und nahm mit ihrem Team alle Kulissen des Spiels real auf, so dass sich die Schauspieler – die nach wie vor im Bluescreen Verfahren aufgenommen wurden- hinterher in den eingesetzten, realen Hintergründen wesentlich organischer einfügten, als es in Roberta Williams Werk der Fall war.
Inhaltlich war 'The beast within' eine Revolution. Mit einer hochintelligenten und extrem komplexen Story um Werwolfsmorde in Bayern, Ludwig den Zweiten, Schuld und Erlösung zeigte Jensen dem Rest der Adventurewelt, zu was Adventures als Plattform für Geschichtenerzähler wirklich im Stande waren. Auch die spielerische Limitierung war im Vergleich zu 'Phantasmagoria' sehr deutlich reduziert, auch wenn dieser Titel nicht mehr so fordernd wie der Erstling sein sollte.
Eine rührende, fast poetische, tieftraurige und gleichzeitig nicht minder bedrohliche Atmosphäre brachte Jensen einen Reigen an Auszeichnungen ein und besonders im englischsprachigen Raum schlug das Spiel ein wie eine Bombe. Nicht wenige Maßstäbe die Jensen mit diesem Spiel definiert hat, wurden in der Form tatsächlich bis zum heutigen Tag nicht mehr erreicht.
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'Tex Murphy 4' - Bis heute eines der komplexesten Adventures aller Zeiten: 'Die Pandora Akte' |
Aaron Conners Story um eine Regierungsverschwörung und außerirdische Existenz, zeigte sich als meisterhaft gewobenes Film Noir Gebilde, das mit multiplen Erzählsträngen und unterschiedlichen Endsequenzen bis heute zu den inhaltlich intelligentesten und komplexesten Adventures aller Zeiten gehört. Doch anders als im Falle 'Gabriel Knight 2' , waren bei der 'Pandora Akte' die Verkaufszahlen – Im Vergleich zum Vorgänger- bereits stark rückläufig und das Millionenschwere Produkt machte große Verluste. Der Vorteil der revolutionären Komponente war bereits verflogen und trotz nicht weniger Jubelarien auf dem englischsprachigen Markt, schaffte das Spiel es unberechtigterweise nicht, neben vielen Sagenhaft schlechten FMV Adventures genug Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Bis heute bedauern es Conners und Jones den Titel nicht 'Under a killing moon 2: Die Pandora Akte' genannt zu haben, um mit dem prominenten Titel des Vorgängers, auch dem Nachfolger zum verdienten Erfolg verholfen zu haben.
In wie weit diese Lösung erfolgreich gewesen wäre, darf dennoch bezweifelt werden, denn das Verhältnis von guten zu schlechten FMV Adventures war zu diesem Zeitpunkt bereits viel zu extrem auf die negative Seite übergeschwappt, so dass es auch gute Titel der Post 'Gabriel Knight2' Ära schwer hatten, die Vorurteile gegenüber dem Subgenre abzubauen. Die Begeisterung, mit der auch der Massenmarkt auf Titel wie 'Under a killing moon' und 'Phantasmagoria' gewartet hatte, war bereits in Resignation umgeschlagen, so dass neue Titel aus kommerzieller Sicht, bereits immer stärker in ein Nischensegment abgedrängt worden waren.
Und trotz der enorm hohen Produktionskosten wurden nach wie vor fleißig Filmadventures hergestellt. Die Firma die schlussendlich den Untergang einleiten sollte, war vielleicht ausgerechnet die, die das Medium neben Access Software am stärksten geprägt hatte- Sierra.
Der Schwanengesang
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'Phantasmagoria 2': Nur nicht den Kopf verlieren |
Mit einer inhaltlich nicht an den ersten Teil anknüpfenden Story, neuen Charakteren, Psychosplatter statt altmodischem Grusel und neuem Personal sollte 'Phantasmagoria 2: Labor des Grauens' verlorenen Boden gutmachen. Entwickelt wurde der zweite Teil des Megasellers von Lorelei Shannon, die sich zuvor - ebenso wie einst Jane Jensen- ihre Sporen durch die Mitarbeit an einigen Adventures der klassischen Sierratage verdient hatte.
Der Umstand dass die ungeschnittene deutsche Version auf dem Index landete, zeigt bereits dass 'Labor des Grauens' ein wenig zimperliches Spiel wurde. Die Story um Hauptcharakter Curtis Craig, der zunehmend mehr von furchtbaren Visionen geplagt wird, während um ihn bestialische Morde geschehen, die ihn zunehmend mehr zu der Ansicht bringen, dass er der Verantwortliche sein könnte, bot Splatterszenen am laufenden Band sowie eine ausgeprägte Sadomaso Komponente.
Größtenteils (Wenn auch nicht ausschließlich, wie etwa der extrem positive Test des PC Jokers belegt, dem ich mich nur anschließen kann) hagelte es Verrisse für das 'Labor des Grauens'. Zu Großteilen auch aus dem Grunde, dass das Gameplay den Spieler wie im ersten Spiel streng limitierte. Die extrem beklemmende Atmosphäre, der sehr hohe Gruselfaktor und die kurzweilige Unterhaltung die dabei aber auch herauskamen, fanden wenig Anerkennung. Somit entwickelte sich 'Phantasmagoria 2' für Sierra –finanziell- zu einem riesigen Reinfall. Der bereits geplante dritte Teil wurde somit eingestampft, bevor er es überhaupt in den Produktionsstatus geschafft hatte. Als Reaktion drehte Sierra den FMV Adventures den Rücken zu und Roberta Williams höchstpersönlich verkündete, dass der bereits geplante dritte Teil der 'Gabriel Knight' Saga über keine Videosequenzen mehr verfügen würde. Zähneknirschend musste Jane Jensen dies nun zur Kenntnis nehmen und so wurde das qualitativ beste FMV Adventure in 3D Grafik fortgesetzte, was 1999 im letzten großen Adventure aus dem Hause Sierra, in Form von 'Gabriel Knight 3' endete.
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Interaktive Seelenschau: 'Die Versuchung' |
Eine überraschend gute (wenn auch nicht überragende) TV Adaption fand 1998 mit der Versoftung der X-Akten unter dem Namen 'X-Files: The game' seinen Weg auf den deutschen Markt. Auch wenn Mulder und Scully nur Gastauftritte hinlegten, so fanden sich doch alle bekannten TV Gesichter - im von Fox Interactive entwickelten- Spiel wieder und die vertraute Akte X Atmosphäre übertünchte die ein oder andere Gameplayschwäche.
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Das Ende kommt mit einem Cliff- hanger: 'Tex Murphy Overseer' |
Auf dem deutschen Markt hingegen, wurde 'Overseer' sechs Monate nach dem eigentlichen Release, nur in einer Budgetversion ohne DVD veröffentlicht.
Der Umstand dass 'Overseer' in einem Cliffhanger endete, liegt der Tatsache zu Grunde, dass bereits das nächste Tex Murphy Spiel in Planung war. Mit gebundenen Händen mussten Access Software (die mittlerweile aufgrund ihrer Golfsimulationen von Microsoft aufgekauft worden waren) mit ansehen, wie das Spiel so gut wie keinerlei PR erfuhr und der Titel kommerziell voll gegen die Wand gefahren wurde. Man könnte sagen, dass sich der Kreis geschlossen hat. Den Revolutionären der Full Motion Video Adventures war es zu Teil geworden, das letzte Ausrufezeichen in einem sterbenden Subgenre zu setzen. Und dennoch wirkt der Cliffhanger von 'Overseer' symbolisch für die ganze Epoche. Das Ende ist gekommen und dennoch wirkt es so, als wäre noch nicht alles erzählt, als sei da noch unendlich viel Raum für weitere Heldentaten…
Das gab es sonst noch
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Gameplay aus der Hölle, spannende Story: 'Ripper' |
So brachte es etwa die Kombination Gametek/Take2 auf drei Filmadventures. Den Beginn machte 1994 das katastrophal schlechte 'Hell', mit Dennis Hopper und Grace Jones. Immer noch mit groben Gameplayschnitzern, aber dafür mit einer spannenden Story und guten schauspielerischen Leistungen veröffentlichte man 1996 mit 'Ripper', eine Story um einen futuristischen Jack the Ripper im Jahre 2042, indem sich bekannte Namen wie Christopher Walken und Karen Allen die Klinke in die Hand gaben. Dennoch gerieten die virtuellen Taten des Rippers schnell in Vergessenheit, wohingegen das dritte Spiel im Bunde 'Black Dahlia' 1998 zwar in Deutschland reihenweise schlechte Wertungen einsackte, aber bis heute seine Fangemeinde hat. Auf 8 CDs galt es sich im Jahre 1941 mit dem so genannten Torsokiller und finsteren Nazischergen auseinanderzusetzen. Nach 'Hell' arbeitete Dennis Hopper hier bereits zum zweiten Mal für Gametek/ Take2.
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Wem bereits hier der Appetit vergeht, sollte um 'Harvester' besser einen großen Bogen machen. |
Wer sich für Privatdetektivspiele a la 'Tex Murphy' – bzw. generell den Film Noir- begeistern kann, mag sich auch durchaus für das 1996 von Beam Software veröffentlichte 'Puppen, Perlen und Pistolen' interessieren. Auch das abgedrehte 'Pyschic Detective' von Electronic Arts -aus dem Jahre 95- könnte bei solchen Neigungen einen Blick wert sein, nur sollte man dabei keine Spiele auf 'Tex Murphy' Niveau erwarten.
Das 1998 vom legendären Discovery Channel produzierte 'Byzanzine – Tod in Istanbul' hingegen, lieferte neben einer spannenden Storyline noch die Möglichkeit, eine virtuelle Reise durch Istanbul zu unternehmen und einiges wissenswertes über die Stadt in Erfahrung zu bringen. Bei solchen Features liegt der Gedanke nahe, es mit einem seichten Multimediawerk zu tun zu haben, doch schaffte der spannende Firstperson Krimi es schnell, den Spieler diese Bedenken über Bord werfen zu lassen.
Lange nach der eigentlichen Ära der FMV Adventures, nutzte der für seine ungewöhnlichen Spiele bekannte Hersteller Lexis Numerique, erfreulicherweise rund 45 Minuten an FMV Sequenzen, sowie real fotografierte Hintergründe für das 2003 veröffentlichte 'In Memoriam'. Ein klassisches Filmadventure ist es dennoch nicht, das belegt schon die Tatsache dass sich das Spiel auf einer einzigen CD befand, wie auch die Nettozeit der Filmsequenzen. Auf der Suche nach einem Killer wurde der Spieler hier so fest, wie wohl in kaum einem anderen Spiel, in die Handlung integriert. Mit benötigten, eigenen Internetrecherchen, einer Reihe von präparierten Websites, vom Programm an die eigene E-Mail Adresse versandten E- Mails (Unter anderem vom Killer selbst), entstand das Gefühl selber ein realer Teil des Geschehens zu sein.
Das originelle Spielkonzept löste – wenig überraschend – sehr gespaltene Reaktionen aus, darf geduldigen, anspruchsvollen Spielern so wie Frustresistenten Rätselfreunden aber nach wie vor empfohlen werden. Gleiches gilt im Übrigen für den 2006 veröffentlichten Nachfolger 'In Memoriam 2: Das letzte Ritual'.
Cast und Crew
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Altstar mit finsteren Absichten: Michael York in 'Tex Murphy Overseer' |
Ein kleiner Auszug aus Prominenz und B- Prominenz in FMV Adventures:
John Hurt (1984, Der Elefantenmensch)
- 'Die Versuchung'
Dennis Hopper (Easy Rider, Apocalypse now)
- 'Hell', 'Black Dahlia'
Michael York (Flucht ins 21. Jahrhundert, Die drei Musketiere)
- 'Tex Murphy Overseer'
Barry Corbin (No Country for old men)
- 'Die Pandora Akte'
Tanya Roberts (James Bond: Im Angesicht des Todes)
- 'Die Pandora Akte'
Kevin McCarthy (Die Dämonischen)
- 'Die Pandora Akte'
Russel Means (Natural born killers)
- 'Under a killing moon'
Christopher Walken(Die durch die Hölle gehen, True Romance)
- 'Ripper'
Karen Allen (Indiana Jones 1 +4, The Wanderers)
- 'Ripper'
John Rhys Davies (Indiana Jones 1+3, Der Herr der Ringe)
- 'Ripper'
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In der 'Versuchung' diente John Hurt glücklicherweise keinem Alien als Brutstätte. |
- 'Ripper'
Peter Lucas (Inland empire)
- 'Gabriel Knight 2'
Erika Eleniak (Baywatch)
- 'Panic in the Park'
David Duchovny (Akte X)
- 'X Files: The game'
Gillian Anderson (Akte X)
- 'X Files: The game'
Tia Carrere (Wayne's World)
- 'Daedalus Encounter'
Zwischen den Stühlen – Von Dark Seed bis Overclocked
Parallel zum FMV Boom mehrten sich auch die Spiele, die Schauspieler als Protagonisten in ein klassisches Point and Click Adventure einfügten (Im Normalfall mit gezeichneten beziehungsweise gerenderten Hintergründen). Anders als bei klassischen Subgenre Spielen, wurden große Teile der Story in Spielgrafik erzählt und auch wenn es zum Teil kurze Videosequenzen gab (In manchen Fällen auch durchgängig bei Dialogen), traten diese eher vereinzelt und oft in kleinen Fenstern auf. So dass dieses Feature eher ein Gimmick, als ein wichtiges Spielelement war und diese Spiele den klassischen Adventurespielen zuzuordnen sind und daher auch nicht im Hauptteil der Reportage behandelt wurden. Doch auch diese Spiele haben den ein oder anderen Hochkaräter hervorgebracht.
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Faszinierende Weltreise: 'Das Rätsel des Master Lu' |
Herauskam eine faszinierende Weltreise, in der ein echter Schauspieler Robert Ripley darstellte und gelegentlich auch mal ein Video die Story weitererzählte, auch wenn auch in diesem Falle der Großteil der Story in Spielgrafik erzählt wurde. Die wunderschöne Hintergrundgrafik war zwar künstlich gerendert, aber bei ihrem enormen Detailreichtum war dies teilweise kaum noch wahrzunehmen.
Nicht nur für 'Indiana Jones Fans' stellt dieses Spiel noch heute eine eindeutige Empfehlung dar, allerdings sollten sich nur Adventureveteranen an dieses Spiel trauen, und auch denen wird es alles andere als leicht fallen, es bis zum Abspann zu schaffen.
Ein Jahr später schickten Burst Entertainment Hollywood Schauspieler Christopher Lloyd (Doc Brown aus Zurück in die Zukunft I-III) in 'Toonstruck' in eine kunterbunte Comicwelt.
Der Comiczeichner Mal Block (Dargestellt von Lloyd) findet sich in seinen eigenen Comicgeschichten wieder und muss dem finsteren Grafen Widerlus das Handwerk legen.
'Toonstruck' war ein Zeichentrickfilm auf optisch allerhöchstem Niveau, der Christopher Lloyd als einzigen menschlichen Charakter, wunderbar in die gezeichneten Welten integrierte. Doch das Gameplay und der stets politisch unkorrekte Humor des Spiels, fielen gegenüber der prachtvollen Technik in keinster Weise ab. Bis heute hat dieses famose Spiel eine treue Fangemeinde, die es bis heute bedauert, dass der geplante zweite Teil, es aufgrund des finanziellen Misserfolgs von Teil Eins niemals zur Realisierung brachte.
Eine andere Serie die einen Schauspieler als Hauptcharakter in eine (Zum Teil von H.R. Giger persönlich) gezeichnete Welt schickte, war 'Dark Seed' von Cyberdreams.
Hier bekam es der Spieler mit einer extrem finsteren Welt zu tun und so punkteten die beiden Teile der Horrorreihe mit einer sehr eigenen, faszinierenden Atmosphäre und Gigers Höllenvisionen.
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Gibt es ein Erwachen aus der ewigen Nacht? Szene aus 'Noctropolis' |
Auch in diesem von Electronic Arts 1994 veröffentlichten Adventure wurde der Hauptcharakter Peter Grey (Ähnlich blass und nichts sagend wie Mike Dawson in 'Dark Seed 1 und 2') von einem Schauspieler dargestellt. Wie auch in 'Toonstruck' verschlägt es diesen in eine Comicwelt, allerdings eine gänzlich andere. In der ewig finsteren, apokalyptischen Metropole Noctropolis regieren Chaos, Mord und Perversion, seit dem Superheld Darksheer sich aus der Stadt zurückgezogen hat. Es liegt nun am Spieler der neue Darksheer zu werden und einer Reihe von Superschurken das Handwerk zu legen. Atmosphärisch ein Hochgenuss, gab es mitunter in kleinen Videofenstern sehr trashige Kurzvideos zu bewundern. Für Adventurepuristen ein Graus, für Horrorfans und Atmosphäriker aber definitiv einen Blick wert.
Doch auch gänzlich losgelöst von realen Schauspielern oder Videosequenzen gibt es immer wieder Spiele, die dem Format interaktives Adventure noch deutlich näher sind, als die eben genannten "Zwitter" die am Ende klassischer Natur sind. Ein auffälliges Merkmal ist, dass in diesen Spielen oft die Rätseleinlagen eine untergeordnetere Rolle spielen, dafür aber der Fokus auf dem Inhalt liegt. Gerade in den letzten Jahren hat die Adventurewelt zwei Spiele gesehen, die sich exzellent dieser Methode bedient haben und nebenbei in ihrerer Kunstvollen Inszenierung stark an Hollywoodfilme angelehnt waren.
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Abgedrehter Genremix mit Gehalt: 'Fahrenheit' |
Ende 2007 war es dann die deutsche Adventureinstitution aus Bremen, House of Tales, die mit 'Overclocked' weniger Wert auf Rätsel, dafür aber umso mehr den Fokus auf das Storytelling, einen fantastisch ausgearbeiteten Hauptcharakter und eine Schnitttechnik a la Hollywood legten. Neben der Hauptstoryline konnte der Spieler hier betrachten, wie Protagonist David McNamara aufgrund von privaten Problemen, zunehmend mehr die Kontrolle über sein Leben zu verlieren droht.
Diese Charakterausarbeitung ist in Adventures leider nach wie vor selten und ein deutlicher Qualitätsunterschied zwischen dem Medium Spiel und dem Medium Film.
Quantic Dreams und House of Tales hingegen erkannten diesen Punkt und folgten damit in gewisser Weise dem Pfad, den schon Jane Jensen und Aaron Conners Jahre zuvor eingeschlagen hatten. Wer also auf starke Charaktere Wert legt,einen starken Inhalt als elementar ansieht und wer ein Fan der wirklich guten FMV Adventures ist, dürfte auch mit 'Fahrenheit' und 'Overclocked' sehr viel Freude haben, ohne dass wir hier einen einzigen realen Schauspieler auf dem Bildschirm sehen.
Bilanz:
Es war eine kurze aber aufregende Zeit, die die Ära der interaktiven Adventures uns Adventurespielern beschert hat. Noch heute kann ich meine Finger nicht von den Klassikern jener Zeit lassen und so gehören diese zu den wenigen Spielen, die ich alle Jahre wieder in stetiger Regelmäßigkeit spiele.
Manch einer mag sich darüber wundern, warum im Hauptteil dieser Reportage eine recht kleine Anzahl an FMV Adventures behandelt wurde und da wären wir dann auch schon bei einem der Hauptprobleme dieses Themas. Es gibt nur sehr wenige interaktive Spiele, die wirklich Einfluss auf Adventures als Ganzes gehabt haben oder auf einem hohen Qualitätslevel gewesen sind, während diese Ära schlechte Spiele vom Fliessband produziert hat. Einer der Gründe ist ein nicht nur für die Spieleindustrie typisches Muster. Sobald ein neuer Trend ausbricht, gibt es zig Mitbewerber, die versuchen ihren Teil vom Kuchen abzubekommen, egal ob es sich dabei um Egoshooter, Talkshows oder Reality TV handelt und ebenso war es auch in diesem Falle.
Erinnert sich ernsthaft noch jemand an die Entwickler von Gurken wie 'Daedalus Encounter'? Wohl kaum und dafür gibt es einen guten Grund, sie hatten in keiner Weise die Fähigkeiten ein auch nur annähernd gutes Spiel herzustellen, aber zumindest dank des neuen Trends die finanzielle Unterstützung. Solche Entwickler gibt es –vereinzelt- nach wie vor, nur dass sie klassische Adventures herstellen, die vom Kostenaufwand in keiner Weise mit FMV Adventures gleichzusetzen sind. Autoren wie Jane Jensen oder Aaron Conners sind Ausnahmetalente die es nun mal in jeder Form der Unterhaltungsbranche nur sehr selten gibt und dennoch sind es diese Ausnahmetalente, die die Grenze zwischen Spiel und Kunst fließend verschmolzen haben. Leute die Spiele von solch komplexer Tiefe geschaffen haben, wie ich sie bis heute nicht mehr gesehen habe. Waren es also die ganzen schlechten Filmadventures, die die guten direkt mitbegraben haben? Nun ein sehr wichtiger Punkt liegt tatsächlich in dieser Region, denn bei weniger FMV Adventures, die dafür auf ähnlich hohem Niveau gewesen wären, hätte dieses Nischengenre seinen schlechten Ruf wohl nie erlangt.
Und dennoch wäre es viel zu einfach zu behaupten, allein dies habe diese Form des Spiels zu Grabe getragen. In der Tat wird es Zeit den Bogen zum gesamten Genre zurückzuschlagen: Subgenre hin oder her, auch FMV Adventures sind nun mal in erster Linie eines: Adventures Und wenn man sich die Entwicklung der klassischen Point and Click Adventures, parallel zur Entwicklung der interaktiven Sparte ansieht, wird man feststellen, dass es hier eine einheitliche Linie gab. Auch die klassischen Adventures befanden sich, ab spätestens 1996, im freien Fall. Von wenigen Ausnahmen wie 'Baphomets Fluch' abgesehen, blieben viele hochklassige Spiele wie 'The Dig', 'Gabriel Knight 3', 'Grim Fandango' oder 'Toonstruck' wie Blei in den Regalen liegen. So stieg ein renommierter Entwickler nach dem anderen, peu a peu aus dem Genre aus. Betrachten wir also den Niedergang des interaktiven Adventures, sehen wir den Niedergang des Adventuregenres als Ganzes.
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Abschied von alten Freunden? Szene aus 'Gabriel Knight 2: The beast within' |
Andererseits stellt sich die Frage, ob ein FMV Spiel zwanglsäufig so teuer sein muss, wie die Spiele der ersten Generation. Viele dieser Spiele entstanden aufwändig im Bluescreen Studio, was kaum finanzierbar ist, mit dem richtigen Willen und Verwendung von Independentfilm Strukturen hingegen, wäre es nicht unmöglich ein qualitativ hochwertiges FMV Adventure mit einem halbwegs verkraftbaren Budget herzustellen, doch dafür benötigt es den Mut sich mit neuen Märkten abseits der Spieleindustrie zu beschäftigen.
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Seitdem Curtis seine FMV Medikation zwangsweise abgesetzt hat, verfällt er zunehmend mehr dem Wahnsinn. Wir fühlen mit und sehnen uns nach neuem "Stoff". Szene aus 'Phantasmagoria 2' |
Auch in diesem Falle spielt wieder der Faktor Geld eine wichtige Rolle. Und doch sehe ich dies als beinahe Überlebenswichtig an, sollte sich ein Publisher finden, der Geld in die Entwicklung eines FMV Adventures zu investieren bereit ist. Aussichtslos ist die Situation auf die langfristige Sicht jedenfalls nicht. Derweil spiele ich ein paar Runden 'Gabriel Knight 2', 'Phantasmagoria 1 und 2', die 'Tex Murphy' Reihe und hoffe nebenbei, dass irgendjemand Roman Abramowitsch auf die Idee bringt, Adventures zu mögen!
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Gabriel Knight: Sins of the Fathers
-
Gabriel Knight 2: The Beast within
- Entwickler
- Sierra
- Publisher
- Sierra
- Release
- 1996
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
-
Gabriel Knight 3: Blut der Heiligen, Blut der Verdammten
- Entwickler
- Sierra
- Publisher
- Sierra
- Release
- 5. Oktober 1999
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
-
Tex Murphy: Overseer
- Entwickler
- Access Software
- Publisher
- Eidos Interactive
- Release
- 1998
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
-
Tex Murphy: Under a Killing Moon
- Entwickler
- Access Software
- Publisher
- Eidos Interactive
- Release
- 1994
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
-
Die Versuchung: Tender Loving Care
- Entwickler
- Aftermath Media
- Publisher
- Funsoft
- Release
- 1998
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.aftermathmedia.com/tlc/index.html
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
-
Puppen, Perlen und Pistolen
- Entwickler
- Beam Software
- Publisher
- Philips Interactive Media
- Release
- 1996
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
- Schlagwort: FMV Adventures Special
2 Kommentare
Super Artikel. Endlich mal jmd der Phantasmagoria richtig bewertet. Damit fing alles an. Das Ende war noch vor erscheinen des 2. Teils ja schon besiegelt, wie der zerrissen wurde. Hoffe doch sehr das Genre fängt sich wieder. Das es auf einem guten Wege ist, beweisen ja jungs aus NEZ mit casebook...