2014 war aus Sicht der Storytellers das Jahr der großen Enttäuschungen. 'Destiny', 'Watch Dogs', 'Assassins Creed Unity' und viele andere Titel aus dem AAA Bereich schürten große Erwartungen, konnten diese jedoch nicht erfüllen.
Umso erfreulicher ist es dann immer, wenn mehr oder weniger unerwartet und aus dem Nichts ein Titel wie 'Child of Light' daher kommt, der trotz kleinerem Budget auf ganzer Linie begeistern konnte.

Eine positive Überraschung
Erschienen für PC und beide Konsolengenerationen gelang den kreativen Köpfen von Ubisoft Montreal mit 'Child of Light' eine nette Mischung aus märchenhaftem Open World-Sidescroller und Strategiespiel. Aus der Feder von 'Assassins Creed'- und 'Far Cry 3' Autor Jefffey Johalem und 'Far Cry 3' Director Patrick Plourde, mit denen wir uns bereits Anfang des Jahres über 'Child of Light' unterhalten durften.
Als schließlich die Review Version bei uns eintrudelte, durften wir uns folglich auch selbst ausführlicher mit Aurora in die geheimnisvolle, fantastische Welt von Lemuria begeben.
Story
Die Story von 'Child of Light' kommt als relativ typische Heldengeschichte daher. Die junge Prinzessin Aurora begibt sich auf eine Reise durch eine für sie fremde Welt, trifft auf Gegner und zahlreiche Verbünde und kommt schließlich der Verschwörung gegen ihren Vater auf die Spur.
Dass 'Child of Light' hier auf traditioneller Erzähltechniken setzt stört keinesfalls, Auroras Geschichte ist emotional, mitreißend und mit viel Fingerspitzengefühl erzählt. Aurora muss lernen, sich den Herausforderungen, innerlich wie äußerlich zu stellen, ihre Angst und Zweifel zu überwinden, um schließlich wachsen zu können. Sie muss lernen um Hilfe zu fragen, Vertrauen zu fassen und damit umzugehen, wenn dieses Vertrauen missbraucht wird.
Trotz der kindlichen Heldin und der Bilderbuch Grafik behandelt 'Child of Light' viele sehr erwachsene Themen, die mit genau der richtigen Mischung aus Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit behandelt werden.
Da ist dann auch der sehr laxe Umgang mit Metrik und Versmaßen zu verschmerzen, der einwandfrei in die Kategorie "Reim dich oder ich fress dich!" passt und nicht nur Literaturstudenten hin und wieder übel aufgestoßen sein dürfte.
Gameplay
Für so ein vermeintlich kleines Spiel kann 'Child of Light' mit einer Vielzahl Features und Mechaniken aufwarten, die trotz des begrenzten Rahmens durchaus gut funktionieren und ausbalanciert sind.
Zum Einen ist es ein 2D Sidescroller mit Rätseleinlagen, die sich im Schwierigkeitsgrad sehr moderat präsentieren. Mit Hilfe von Glühwürmchen Igniculus, der bei Bedarf auch von einem zweiten Spieler kontrolliert werden kann, lassen sich viele dieser Rätsel gut lösen und sollten vor allem für Adventure Veteranen keine größere Herausforderung darstellen.
Die verschiedenen Level in der Welt von Lemuria sind frei begehbar und vermitteln ein "Open World" Gefühl, auch wenn Child of Light definitiv nicht in diese Kategorie gehört.
Um sich gegen die finsteren Gesellen, die Lemuria okkupieren zu erwehren, steht dem Spieler ein ganzes taktisches, rundenbasiertes RPG nach japanischem Vorbild zur Verfügung. Im Vergleich zu Genre- Größen wie Final Fantasy ist das RPG System von 'Child of Light' zwar stark vereinfacht, wird jedoch vor allem durch den Einsatz von Glühwürmchen Igniculus im Kampf umso interessanter.
Erfahrene Spieler finden den Schwiergkeitsgrad von 'Child of Light' ausgesprochen moderat, so dass das Spiel auch für Einsteiger gut zu meistern ist.
In den Kämpfen sammeln Aurora und ihre Gefährten, RPG typisch, Erfahrungspunkte, die sie in einem Fähigkeitenbaum, der stark an die 'Far Cry' Reihe erinnert, ausgeben darf. Das Sammeln von sogenannten Occuli, die im Kern des kleinen, aber feinen, Crafting Systems stehen ist überaus spaßig und gut ausgeklügelt.
Grafik
'Child of Light' basiert, wie auch Ubisofts andere 2D Titel, auf dem UbiArt-Framework, der hauseigenen 2D Engine. Auch wenn es in der Zwischenzeit sogar eine Petition an Ubisoft gab, ihre 2D Engine doch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, so zeigt das UbiArt-Framework natürlich eins perfekt: Das unglaubliche kreative und handwerkliche Talent der 2D Artists bei Ubisoft.
'Child of Light' kommt in traumhafter Aquarell-Bilderbuchgrafik daher, die sich an Vorbildern wie den Animation von Studio Ghibli oder großen Illustratoren wie Arthur Rackham oder John Bauer orientiert. Hintergründe, Animationen und Charaktere passen ausgezeichnet zusammen und vervollkommnen das visuelle Gesamtkunstwerk, denn so darf man 'Child of Light' ohne mit der Wimper zu zucken nennen.
Musik
Auch im Audio Bereich hat 'Child of Light' einiges zu bieten, denn auch wenn das Spiel ansonsten nicht vertont ist, der einzigartig schöne orchestrale Soundtrack macht dies mehr als wett. Komponiert wurde der Soundtrack von der franco- kanadischen Singer- Songwriterin Coeur de Pirate und eingespielt vom in Montreal ansässigen Bratislava Symphony Orchestra. Klassische Klänge von Klavier und Streichern schaffen eine melancholisch- schöne Atmosphäre, die nicht nur Auroras Reise fulminant untermalt, sondern auch alleinstehend wunderschön ist. Der Soundtrack ist unter anderem per iTunes erhältlich und mehr als empfehlenswert.
Fazit:
'Child of Light' hat uns überrascht und war in einem ansonsten schmerzhaft enttäuschenden Jahr der Lichtblick, den die Branche gebraucht und Spieler verdient hatten.
Wie kein Anderes in 2014 lädt es den Spieler ein, sich in seine Welt hinein zu träumen und nimmt ihn mit auf eine einzigartige Reise, die mit ihren leisen Tönen und ihrem Fingerspitzengefühl punkten kann. Auroras Geschichte ist mitreissend, voller Emotionen und scheut sich nicht davor, die ganz großen Fragen anzugehen, die im Medium Computerspiel sonst mit einem großen Bogen umgangen werden.
Das Gesamtkunstwerk aus gut ausgeklügeltem, eher simplen Gameplay, atemberaubender Grafik und einem Soundtrack, der seinesgleichen sucht, hat uns auf ganzer Linie überzeugt und begründet für uns 'Child of Light' als Storyteller des Jahres 2014.
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Child of Light
- Entwickler
- Ubisoft
- Publisher
- Ubisoft
- Release
- 30. April 2014
- Auszeichnungen
- Storyteller des Jahres Redaktionswahl
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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