Für das finnische Entwicklerstudio Turmoil Games ist 'Alpha Polaris' das erste Spiel. Publisher Greenwood Entertainment und Just-A-Game haben sich der Geschichte um den jungen Biologen Rune Knudsen angenommen, nachdem der ursprüngliche Publisher The Games Company Insolvenz anmelden musste. Wir begleiteten Rune auf seiner Suche nach Eisbären in den hohen Norden, und verraten, was sich dabei so alles zugetragen hat, in unserem Test.
Alpha Polaris
Im kalten Grönland arbeitet der Student Rune auf der Öl-Forschungsstation Alpha Polaris - eigentlich ganz gegen seine Überzeugungen, denn Rune ist das eisige Land lieb und teuer. Daher ist er wenig begeistert von der Idee, dass dort irgendwo ein Förderturm die Bildfläche verschandeln könnte. Aber wie heißt es doch so schön? In der Not frisst der Teufel Fliegen. Rune sitzt nämlich gerade an einer wissenschaftlichen Arbeit über Eisbären und da er dort oben alleine im Schnee aufgeschmissen wäre, hat er sich mit den Ölsuchern Tully, Al und Nova zusammengetan. Als Al in einer Spalte mehr als nur Öl findet, verändert sich bald für alle die Situation dramatisch. Zusammen mit einem Ionensturm, der das Funkgerät lahmlegt und die vier von der Außenwelt abschneidet, kommen auch Albträume über die kleine Crew. Handelt es sich hier um alte Magie oder vielleicht doch eher um einen psychischen Zusammenbruch aufgrund der Isolation? Fest steht, dass das Verhalten der Betroffenen mit jedem Tag irrationaler wird.
Das klingt zunächst nach einem Rezept für eine spannende Story, wie es schon für so manchen Film verwendet wurde, in dem diverse Figuren von der Außenwelt abgeschnitten dem ein oder anderen Wahnsinnigen ins Auge blicken mussten. Leider überschlagen sich die Ereignisse am Ende zu schnell, sodass man nicht das Gefühl bekommt, man müsse vor lauter Spannung auf den Fingernägeln kauen. Auch mit der Frage, was denn nun das eigenartige Verhalten der Menschen auf Alpha Polaris auslöst, hätte man spielen und die Antwort hinauszögern können. Leider bietet sich einem hier kein großes Mysterium, denn wer Eins und Eins zusammenzählen kann, dem wird schnell klar, dass etwas Übernatürliches vor sich geht.
2D, 3D und Comic-Stil
Wer denkt, dass Schnee bis zum Horizont und eine Öl-Forschungsstation grafisch eher langweilig wirken, der hat nur teilweise Recht. Ein wenig Panoramafeeling kommt schon auf, wenn man einen Blick auf die fernen Gletscher wirft. Allerdings wirkt die Umgebung steril und die wenigen Locations kennt man schnell. Ein Neonschild und ein Deckenventilator im Aufenthaltsraum sind die einzigen Objekte, die sich bewegen. Mit Ausnahme der 3D-Figuren selbstredend, die allerdings nur über eine begrenzte Anzahl an Animationen verfügen. Die Texturen sind recht unscharf und erinnern an 'Tale of a Hero', das mit ähnlich verwaschenen Texturen aufwartete. Die Auflösung ist übrigens fix und liegt bei 1280x800 Pixeln. Alles in allem merkt man dem Spiel das niedrige Budget an. Bei Dialogen wird z. B. der Redner wie bei einem Comic als Zeichnung mit einer Sprechblase eingeblendet. Dabei klimpert die Figur höchstens mal mit den Wimpern, der Mund wird gar nicht bewegt. Immerhin vermeidet man so das Problem der Lippensynchronität.
In der Ruhe liegt die Kraft?
Wo wir gerade bei Lippen sind: Die Synchronisation ist im Großen und Ganzen zufriedenstellend. Manchmal klingen die Sprecher ein wenig emotionslos, aber da ohnehin nur die Dialoge vertont wurden, hält sich das in Grenzen. Zusätzliche Kommentare, z. B. beim Betrachten eines Gegenstandes, gibt es nicht. Auch mit der Musik ist man sehr sparsam umgegangen. Vielleicht dachte man sich ja, dass in der Ruhe die Kraft liegt, die Rune braucht, um die Strapazen zu überstehen. Immerhin hat man es gut gemeint mit den Antwortmöglichkeiten in einem Gespräch. So kann der Spieler wählen, ob Rune beleidigt, freundlich oder sarkastisch reagiert. Nur ändert sich dadurch überhaupt nichts im Spiel. Die anderen Figuren verhalten sich je nach Antwort etwas anders, aber sehr viel mehr als ein einzelner Satz ändert sich nicht.
Vorwärts geht es mit der Maus
Gesteuert wird mit der Maus in typischer Point-&-Click Manier. Standardmäßig bewegt man sich mit einem Linksklick auf den Boden vorwärts und untersucht Gegenstände mit einem Rechtsklick. Mögliche Interaktionen werden durch kleine Symbole am Cursor angezeigt. Ein Druck auf die Leertaste zeigt Hotspots im Bild an. Gegenstände, die Rune mit sich führt, wandern in seine Tasche, die am unteren linken Bildschirmrand dargestellt ist und sich per Mausklick öffnen lässt. Das Inventar bleibt übrigens stets übersichtlich. Beim Test hatte ich die Option „Tasche automatisch schließen“ gewählt, doch das hat nie so recht geklappt.
Kombinationsgabe und Rätselraten
Die Rätsel sind oftmals eine Herausforderung. Stellen, an denen es einfach nur darauf ankommt, Gegenstände einzusammeln und an anderer Stelle wieder zu benutzen, gehören da zum leichten Kaliber, denn notfalls probiert man einfach ein wenig herum. Schwieriger wird es da schon, wenn es darum geht, die Route eines Eisbären zu verfolgen, an dem Rune zuvor einen Peilsender angebracht hat. Der Weg des Tieres lässt sich nur mittels Triangulation berechnen. Die Berechnung selbst übernimmt zwar zum Glück Runes Laptop, aber die Werte muss der Spieler schon selbst eingeben. Der Kopf raucht so richtig, wenn man bestimmte Symbole erraten muss. Anhand von zwei Artikeln, die Rune seiner Kollegin Nova abschwatzen kann, entschlüsseln wir kryptische Glyphen und tippen das Lösungswort in ein Textfeld ein. Dabei sind die Wörter recht eng gefasst und lassen dem Spieler wenig Freiraum. Wird z. B. das Wort „Schamane“ gesucht, dann kann man nicht etwa „Medizinmann“ oder „Priester“ eingeben, sondern es muss „Schamane“ sein. Da kommt schon mal ein wenig Frust auf. Insgesamt gesehen sind die Rätsel jedoch logisch und vor allem gut in die Geschichte integriert. Manchmal fühlt man sich sogar selbst wie ein Forscher.
'Alpha Polaris' ist ein Spiel mit einer halbwegs spannenden Geschichte, die nur leider viel zu schnell vorbei ist. Ein erfahrener Spieler wird vermutlich nicht länger als fünf bis sechs Stunden brauchen, bevor er die Schlusssequenz sieht. Jüngere Semester werden wahrscheinlich an den Symbol-Rätseln hängen bleiben, wenn sie nicht gerade in die Lösung gucken wollen. So richtiges Paranoia-Gefühl will außerdem auch nicht so recht aufkommen. Wenig Animationen und fehlende Musik versetzen dem Spielspaß darüber hinaus auch einen kleinen Dämpfer. Aber was kann das Spiel bieten? Ein ungewöhnliches Setting, interessante Charaktere und anspruchsvolle Rätsel, die gut in die Story integriert wurden. Wer also abgeschiedene Locations mag und wer ohnehin nicht so viel Zeit für ein Computerspiel aufbringen kann, dem sei dieses Spiel empfohlen.
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Alpha Polaris: a Horror Adventure Game
- Entwickler
- Turmoil Games
- Publisher
- Phenomedia AG
- Release
- 24. Juni 2011
- Spielzeit
- 6 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.turmoilgames.com/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Alpha Polaris bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)
2 Kommentare
30% wären passender gewesen.
Zitat meiner Wenigkeit von 2011:
Mal abgesehen davon das die Grafik altbacken, eine Sprachausgabe kaum vorhanden und die Schauplätze an 2 Händen abzuzählen sind...
Die Story ist einfach so langweilig, uninteressant und oberflächlich erzählt das sich jeder am Ende fragen wird warum man sich so einen Käse angetan hat.
Gruselfaktor quasi nicht vorhanden, obwohl als "Horror-Adventure" angepriesen - jede Folge GZSZ oder ein nächtlicher Besuch auf dem Friedhof bietet mehr spannung und tiefe als dieses Machwerk.