Im vergangenen Herbst erschien die erste Episode von IF Games buntem Zeitreise-Adventure 'Perils of Man' für iOS-Geräte. Es sollte schließlich bis Ende April 2015 dauern, ehe die finale Episode nachfolgte, gemeinsam mit einem Steam-Relase für PC/Mac. Wir haben die Fortführung des Abenteuers mit der jungen Protagonistin Ana Eberling unter die Lupe genommen und anhand der PC-Fassung getestet. Den Link zum Test der ersten Episode findet Ihr am Ende dieses Reviews. Die Wertung bezieht sich auf beide Episoden, also auf das gesamte Spiel.

Zurück in die Vergangenheit...
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Ana macht einen kurzen Abstecher in der Gegenwart und erkundet einen weiteren Teil des Labors (Screenshot: PC-Fassung) |
Auf der Suche nach ihrem Vater erlebt Ana Eberling zwei weitere Abstecher in die Vergangenheit und hat auf der Jagd nach ihm Gelegenheit Bedrohungen zu verhindern. Beispielsweise verschlägt es uns diesmal in die 1930er-Jahre, auf ein Schiff mit einer kranken Besatzung und einem paranoiden Kapitän. Begleitet werden wir dabei wieder vom mechanischen Vogel Darwin und vom Vorfahren Thomas Eberling.
IF Games rückt verstärkt die folgende Fragen ins Zentrum der Episode: Wie gut ist es, Bedrohungen vorherzusehen? Sollte man als Zeitreisender die Vergangenheit ändern, um Leben zu retten? Vergleichbare Überlegungen werden in Literatur, Film und Fernsehen aber derart oft aufgegriffen, sodass es schwierig ist, einen neuen Kniff zu bieten. Damit hat auch 'Perils of Man' Schwierigkeiten. Zugleich entpuppt sich Ana Eberling immer weniger als die ideale Hauptperson, um diesen Inhalt zu transportieren. Sie ist der Sympathieträger und als Charakter gut etabliert. Doch ihr prägender innerer Konflikt geht in eine etwas andere Richtung, was eine klare narrative Aussage erschwert. Ihre Motivation ist die Suche nach ihrem Vater, der Wunsch nach einer intakten Familie. Dafür scheut sie kaum ein Risiko. Der Fokus auf die Vermeidung von Risiken, die Beeinflussung der Vergangenheit... all das führt im Nachinein gesehen eher von ihr als Person weg, was zur Folge haben kann, dass das cinematische Finale nicht die gewünschte emotionale Wirkung erzielt.
Macken im Rätseldesign
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Das Rätsel-Design wirkt in mehreren Situationen überhastet (PC-Fassung) |
Bei Episode eins hatten die Rätseln Luft nach oben. Trotzdem konnte man 'Perils of Man' anmerken, wie sehr sich die Schweizer Entwickler darum bemüht hatten, ein richtiges Adventure zu erschaffen. Mit dem Resultat durfte man sehr wohl zufrieden sein. Die zweite Episode verheddert sich nun jedoch immer wieder und ist weniger überzeugend gelungen. Selbst das vom Prinzip her richtig gute Dia-Globus-Rätsel leidet darunter, dass untergeht, wofür dieses Rätsel wichtig sein soll. Womöglich hängt das auch damit zusammen, dass der Übergang zwischen den Episoden überhastet schmeckt.
Leider gab es noch weitere Punkte, die für mich nicht aufgegangen sind. Es stört mich nicht, wenn eine Spielfigur einen Gegenstand erst dann aufhebt, wenn es unbedingt erforderlich ist. Damit dieses Unterfangen logisch stimmig bleibt, muss ich jedoch wissen, dass es diesen Gegenstand überhaupt gibt, sonst besteht aus meiner Sicht kein triftiger Grund danach zu suchen. Im fünften Kapitel von 'Perils of Man' ist das nicht immer der Fall. So muss man - man Möge mir diesen kleinen Spoiler bitte verzeihen - sich einmal auf gut Glück einsperren lassen, nur in der Hoffnung, dass in der Gefängnis-Kabine vielleicht ein brauchbarer Gegenstand auftaucht, der vorher allerdings noch gar nicht da war. Ab und zu würde man wiederum ein Rätsel erwarten, aber dieses bleibt aus. Beispielsweise bei der Sabotage zwecks Blutprobe, oder wenn der mechanische Darwin mit der Eselswache ein Brettspiel wagt. Schade ist in diesem Zusammenhang auch, dass das siebente und finale Kapitel sich auf einen langen Dialog beschränkt, den wir nur akribisch durchgehen müssen. Gerade letzteres hätte nach bedeutsamen Interaktionsmöglichkeiten, einer echten Entscheidungsmöglichkeit, nur so geschriehen... vergeblich. Angesichts der Spieldauer hätte ein Mehr bestimmt nicht geschadet (beide Episoden zusammen sind in vier, fünf Stunden locker zu schaffen).
Eine optionale Hotspots-Anzeige fehlt übrigens, ganz im Gegensatz zur mobilen Version. Dafür existiert eine integrierte Hilfefunktion. Diese bietet jedoch selten auf Anhieb eine nützliche Information. Man muss sie manchmal mehrfach nutzen, um irgendwann vielleicht den erhofften Anhaltspunkt zu erhalten.
Passable PC-Umsetzung mit Macken
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Je weiter die Protagonistin von einem Teil des Hintergrunds entfernt ist, desto stärker zeigt sich die Tiefenschärfe (PC-Fassung) |
Die PC-Umsetzung entstand in Zusammenarbeit mit Vertigo Games. Sie entspricht der iOS-Version, wirkt im visuellen Bereich jedoch weicher und hat durch den Einsatz von Tiefenschärfe an Qualität gewonnen. Die klassische Point&Click-Handhabung funktioniert ihrerseits per One-Click-Steuerung, was angesichts der Touch-Steuerung der Vorlage naheliegend ist. Leider hat die PC-Umsetzung ein paar Defizite übernommen, die man im iOS-Bereich noch eher verzeihen kann, für den es ursprünglich entwickelt worden war. Derzeit gibt es zum Beispiel keine Möglichkeit, in einem Spieldurchlauf mehrere Speicherstände anzulegen. Gespeichert wird nur automatisch. Im Hinblick auf mögliche Bugs ist das insbesondere am PC letztlich ein Risiko (wir hatten diesbezüglich aber keine Probleme bei der Testung). Einzelne Gesprächsteile und Laufwege sind zudem nicht per Mausklick beziehungsweise Doppelklick verkürzbar, wie es bei zahlreichen aktuellen Adventures üblich ist. Auch das Auf- und Abrufen des Inventars hätte bequemer sein können – zum Beispiel per Scrollrad der Maus (siehe u.a. 'The Night of the Rabbit' von Daedalic). Ein paar Hotspots sind obendrein relativ klein geraten, insbesondere was manche Ausgänge anbelangt. Wer im Heizraum ist, übersieht zum Beispiel leicht, dass man an diesem Schauplatz weiter rechts zu einem weiteren Bereich gelangen kann. Bleibt zu hoffen, dass eines der nächsten Updates hier ein paar Verbesserungen bringen kann. Solche Schwächen tragen in Summe dazu bei, dass 'Perils of Man' am PC/Mac nicht ganz so locker von der Hand geht, wie man es sich vielleicht wünschen würde.
Die drei Kapitel der ersten Episode fand ich gut. Die zweite Episode von 'Perils of Man' läuft für meinen Geschmack aber deutlich weniger rund. Gravierende Baustellen gibt es. Diese sind sowohl inhaltlicher, als auch spielerischer Natur. Noch dazu gestaltet sich die Handhabung der PC-Fassung nicht so bequem, wie man es von anderen Adventure-Spielen der oberen Etage kennt. Immerhin hat 'Perils of Man' sich visuell aber recht gut weiterentwickelt und der Einfluss von Bill Tiller macht sich positiv bemerkbar. Die cinematischen Zwischensequenzen sorgen zudem für ansprechende Atmosphäre, wobei ich gerade gegen Ende mehr Interaktivität bevorzugt hätte. Unterm Strich bleibt 'Perils of Man' ein Adventure mit guten Momenten, dass aus verschiedenen Gründen jedoch nicht zum erhofften Höhenflug ansetzen kann.
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The Perils of Man
- Entwickler
- IF Games
- Publisher
- Vertigo Games
- Release
- 28. April 2015
- Spielzeit
- 4-6 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.ifgames.ch/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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