Nicht nur Serien flimmern staffelweise über den Bildschirm. Auch bei Spielen ist ein zunehmender Trend zu erkennen. So hat Telltale Games nun nach Titeln wie 'Wallace & Gromit' oder 'Tales of Monkey Island' am 15. April mit 'Sam & Max: The Penal Zone' die dritte Staffel der Reihe gestartet. Mit neuen Features und neuen Witzen bestreiten Sam und Max diesmal ihr vielleicht ungewöhnlichstes Abenteuer. Dieser ersten Episode sollen sich vier weitere anschließen, die alle über das Internet bezogen werden können. Neu ist, dass diesmal auch Mac-User und PS3-Spieler in den Genuss des schrägen Humors kommen. Wie es sich mit Hund und Kaninchen auf den verschiedenen Plattformen spielt, verrät unser Test. Eine Staffel-Wertung folgt übrigens erst im Test zur fünften und letzten Episode.

Gefahr aus dem All
Wohin es den rechtschaffenen Sam (Markenzeichen: Hut und Krawatte) und seinen leicht aggressiven Partner Max (Markenzeichen: andauernde Psychose) auch verschlägt, es ist immer etwas los. In 'The Penal Zone' bekommen es die beiden ungleichen Hälften der 'Freelance Police' mit einer außerirdischen Macht in Form eines Gorillas zu tun. General Skun-ka'pe, so sein Name, landet eines Tages ohne Vorankündigung in New York, auf der Suche nach einem Artefakt. Nicht nur, weil er Sprüche über Frieden und Liebe klopft, sind sich Sam und Max zu 99,8 % sicher, dass der General in Wahrheit eine schwarze Seele besitzt. Ausschlaggebender ist viel mehr, dass sie seine ganze Bösartigkeit bereits gesehen haben. In der Zukunft. Was viele Spieler immer schon ahnten, ist nun Gewissheit: In Max schlummert ein verkanntes Genie mit besonderen Fähigkeiten. Mehrere, magische Spielzeuge aktivieren im Verlauf des Spiels bei Max übersinnliche Fähigkeiten. Alles fängt damit an, dass das überdrehte Kaninchen einen verfluchten 'Gucki' findet, durch den es die Zukunft sehen kann. Und hier gibt es gleich eine weitere Neuerung: nicht lineares Storytelling. Denn der Spieler steigt mitten in Max′ Zukunftsvision ins Spiel ein, in der die beiden Helden Skun-ka'pe auf seinem Raumschiff beobachten. Und zwar durch schwedische Gardinen. Alles klar, nur ein wahrhaft schurkischer Schurke würde das tierische Duo in eine Zelle sperren. Das, und die Tatsache, dass Skun-ka'pe New York bombardiert, sollten folglich genug Hinweise sein, um zu wissen, wo der Hase im Pfeffer begraben liegt. Oder so ähnlich. Bis zum großen Showdown, der schließlich doch ganz anders ist, als erwartet, kann man getrost in die absurde Welt abtauchen und seinen Spaß haben.
Mit Tastatur und Maus durchs Abenteuer
Die meiste Zeit über steuert man Sam. Die Momente, in denen man in den Max-Modus wechselt, dienen dazu, auf Max′ neue Kräfte zuzugreifen, doch dazu später mehr. Zur Fortbewegung kann man zwischen den Pfeiltasten, den Buchstabentasten 'W', 'S', 'D', 'A' oder den Zifferntasten '8', '2', '4' und '6' wählen. Wenn man die Shift-Taste gedrückt hält, rennt Sam, statt zu gehen. Alternativ kann man auch nur die Maus benutzen. Dazu muss die linke Maustaste gedrückt gehalten werden. Die Maus-Steuerung ist allerdings etwas ungenau. Man kann also 'The Penal' Zone' als reines Point-and-Click-Adventure spielen, doch besser geht es, wenn man über die Tastatur navigiert. Die Maus kommt dennoch oft zum Einsatz: Mit einem Linksklick werden Objekte untersucht oder aufgenommen, das Mausrad öffnet das Inventar und bei gedrückter, rechter Maustaste steht hier eine weitere Möglichkeit zur Verfügung, Sam zum Rennen zu bewegen. Außerdem kann man durch einen Rechtsklick Dialoge unterbrechen – auf eigene Gefahr, versteht sich, denn das Spiel lebt von den sarkastischen Bemerkungen der Hauptfiguren. Die Steuerung ist zugegeben manchmal ein wenig hakelig, aber man muss zum Glück nie weite Strecken zurücklegen und die Locations sind überschaubar. Das Abenteuer mit der Tastatur zu meistern ist daher kein zu großes Handicap.
Wenn Sam ein Objekt von Interesse entdeckt, dreht er sich automatisch in dessen Richtung. Kann man den Gegenstand aufnehmen, wandert er ins Inventar, das in Form einer Pappschachtel am oberen, rechten Bildschirmrand angezeigt wird. Neben dem Inventar befinden sich auch Sams Notizblock, in dem man noch mal nachlesen kann, was gerade Sache ist, und das Wappen, um in den Max-Modus zu wechseln. Und mit Max-Modus ist gemeint, dass man in die tiefsten Tiefen der Gehirnwindungen des weißen Kaninchens abtaucht. In diesem Zustand kann man seine neuen, übersinnlichen Fähigkeiten mit Hilfe von magischen Spielzeugen benutzen. Wie oben erwähnt kann Max z.B. dank des 'Guckis' kurze Blicke in die Zukunft erhaschen, wenn er mit dem Spielzeug eine bestimmte Person anpeilt. Ein Beispiel: Einer von Skun-ka'pes Leuten versperrt dem Ermittler-Duo den Eingang zu einem Spielwarenladen. Der Gorilla muss unbedingt verschwinden, bloß wie? Ganz in der Nähe befinden sich mehrere Mülltonnen, doch Sam weigert sich, sie vollständig zu durchwühlen, ohne zu wissen, wonach er suchen muss. Im Max-Modus wendet man den Gucki nun auf Sam an und sieht, dass er kurz darauf eine Bananenschale im Müllhaufen finden wird. Mit dieser Info macht sich Sam ans Werk ... und findet kurz darauf eine Bananenschale. Einen Nachteil hat die Sache allerdings: Im Max-Modus ist die Steuerung wirklich grottig. Zum Glück muss man sich in der Regel nur etwas drehen, aber das Ganze ist doch sehr unsauber.
Es gibt noch ein paar weitere Spielzeuge, die Fähigkeiten freischalten, überwiegend benutzt man jedoch den Gucki und ein Spielzeugtelefon zur Teleportation. Bleibt zu Hoffen, dass Max seine neue Seite in den kommenden Episoden noch mehr entdecken kann.
Keep watching the skies, Max
Die Auflösung für die Grafik kann man im Menü variabel festlegen. Von 800 x 600 bis 1440 x 900 ist alles dabei. Die Figuren wirken gut, die Hintergründe jedoch recht simpel. Es gibt kaum Animationen oder Licht- und Schatteneffekte. Der altbewährte Comic-Stil wurde beibehalten.
Neues hat man sich allerdings bei den Dialogoptionen überlegt, denn die sind nun kreisförmig wie bei einem Konsolenspiel angeordnet. Auswählen tut man mit der Maus. Die Sprecher sind übrigens sehr gut. Insbesondere die Hauptfiguren sind treffend besetzt. Nicht Sam und Max klingen wie echte Figuren aus einer Comicwelt, auch Skun-ka'pes Sprecher überzeugt durch eine hervorragende James Earl Jones (Darth Vader) Imitation, wodurch seine Figur noch einmal extra fies wirkt.
Die verschiedenen Locations sind mit unterschiedlicher Musik untermalt und ein paar Soundeffekte gibt es auch, z.B. Sams Schritte oder leises Piepen im Raumschiff. Die jazzige Musik passt zum Stil des Spiels und läuft eher dezent im Hintergrund ab. Wem sie dennoch zu aufdringlich ist, der kann die Lautstärke im Menü herunter drehen.
Zurzeit liegt Season 3 nur in englischer Sprache und ohne deutsche Untertitel vor, aber wer des Englischen mächtig ist, sollte ohnehin lieber auf eine Übersetzung verzichten, da sich einige Wortspiele nicht ins Deutsche retten lassen.
Kopfnüsse, keine Kokosnüsse
Die Rätsel sind (meistens) nicht all zu schwer. Ein bis zwei Kopfnüsse sind dabei, aber durch ein wenig herum probieren lassen auch die sich lösen. Man kann außerdem im Menü einstellen, wie viele Tipps man erhalten möchte. Die Minispiele sind diesmal weggefallen und nach wie vor kann man keine Gegenstände im Inventar kombinieren. Dafür kommen allerdings die Maschinen im Polizeiwagen der 'Freelance Police' zum Einsatz, C.O.P.S. genannt, die später im Spiel mit ihrem analytischen Verstand dazu beitragen, neue Locations zu entschlüsseln.
Konsolen-Kaninchen
Sam und Max entern mit der neuen Staffel erstmals auch die Welt von Sonys Playstation 3. Im Vergleich zum PC-Spiel fällt zunächst der fehlende Mauszeiger auf - Verständlich, denn über den PS3-Controller ist nur noch eine direkte Steuerung von Hund und Kaninchen möglich. So lassen sich die Protagonisten besser als per Tastatur und Maus kontrollieren, da das Spiel sehr gut auf die Bewegungen des Analogsticks reagiert. Leider wird dieser Steuerungsvorteil aber dadurch zunichte gemacht, dass eben der Mauszeiger fehlt. Am Schmerzlichsten vermisst man diesen Fakt beim Interagieren mit der Umwelt. Sei es im Labor von Mama Bosco, bei den C.O.P.S. im Desoto oder im Stinky's: Überall finden sich Hotspots, die nicht direkt erreicht werden können. Dabei hätte es so schön sein können: Interaktive Elemente werden mit einem blauen Kreis hervorgehoben, sobald man interagieren möchte. Per Schultertaste führt man dann eine Aktion aus, wobei unseren Ermittlern nur eine einzige Aktion ermöglicht wird. Alle verfügbaren Hotspots lassen sich übrigens per Tastendruck anzeigen - So weit, so gut. Was aber, wenn ein Objekt oder ein Gesprächspartner nicht direkt auf Augenhöhe ist? Am PC kein Problem: Der Mauspfeil wird bewegt, ein Klick - Fertig. Per PS3-Controller muss nun aber erst zwischen möglichen Hotspots durchgeschaltet werden. Das geschieht über die Schultertasten des Controllers und ist nicht wirklich komfortabel, vorallem in Räumen mit vielen Objekten. Warum nutzt man hier nicht den zweiten Analog-Stick oder eine Cursorsteuerung per nicht belegter Tasten? Auch die Steuerung von Max' neuen Kräften reagiert manchmal arg hektisch, so dass der Auswahlzeiger zwischen den möglichen Optionen umherspringt. Im Gegensatz dazu funktioniert an der Konsole die Dialog- und Inventarbedienung hervorragend. Letzteres ist auf der PS3 übrigens nicht in einem Karton untergebracht, sondern zeigt sich auf Tastendruck quer über den Bildschirm verteilt.
In der dritten Runde scheint dem tierischen Duo ein wenig die Puste ausgegangen zu sein. Sam und Max liefern zwar schon noch bissige Kommentare, aber verglichen mit der guten, alten Zeit, in der sie zum ersten Mal die Straßen unsicher machten, wirkt das Spiel zahmer. Dennoch hat man mit 'The Penal Zone' ein Stück kurzweilige Unterhaltung vor sich. Die Spielzeit liegt je nach Erfahrung des Spielers bei 3 – 4 Stunden. Somit ist das Spiel ideal für alle, denen die Figuren entweder ans Herz gewachsen sind oder die nicht die Zeit für ein umfangreiches, episches Spiel haben – oder die ihren Büroalltag auflockern wollen.
Fazit von Tobias Maack:
Auch auf der Playstation 3 ist es also möglich, Adventures zu spielen. Dennoch bleibt bei Telltales neuestem Werk das Gefühl, dass man bei der Steuerung zu viel Kompromisse eingehen musste, denn weder auf dem PC noch auf der Konsole kann die Steuerung so ganz überzeugen und bietet hier und da noch Raum für Verbesserungen. Da sich Telltale in einer laufenden Staffel aber noch nie an großartige Änderungen gewagt hat, müssen wir wohl in der kompletten dritten Staffel damit leben. Fans des tierischen Gespanns sollten sich diese Folge dennoch nicht entgehen lassen - ob das aber unbedingt auf der PS3 sein muss, sollte man vorher unbedingt anhand der Demo überprüfen, noch zumal die Grafik am PC einfach besser aussieht.
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Sam & Max: Season 3: Im Theater des Teufels
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Daedalic
- Release
- 25. Oktober 2011
- Webseite
- http://www.telltalegames.com/samandmax2010
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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