Alles hat einmal ein Ende, so auch die dritte Staffel von 'Sam & Max: The Devil’s Playhouse'. Viel ist geschehen, seit die Freelance Police das erste der magischen Spielzeuge fanden. Im abschließenden Test werfen wir einen Blick zurück auf die vergangenen Episoden, unterziehen die neueste Folge einer genauen Prüfung und vergeben unsere Abschlusswertung für die gesamte Staffel.

Per Astralprojektor durch die Zeit
Achtung, Spoiler! Wer die einzelnen Episoden noch nicht gespielt hat und sich noch überraschen lassen möchte, liest erst im Absatz „The City that Dares Not Sleep“ weiter!
Die erste Folge 'The Penal Zone' startet ganz anders, als alle bisherigen 'Sam & Max'-Spiele: Ein fast komplett schwarz-weißer Erzähler begrüßt die Spieler und begleitet sie fortan durch die gesamte Staffel. Nach der kurzen Einleitung finden sich Hund und Hase in einem Raumschiff wieder, das just dabei ist, die Stadt zu zerstören. Mithilfe neuer magischer Mächte, die im kleinen Max schlummern, ist der Angriff schnell abgewendet. Erst im späteren Spielverlauf erfahren wir von den Mächten, die von magischen Spielzeugen verliehen werden und wie die Freelance Police überhaupt an Bord des Raumschiffs gekommen ist. Nun geht es darum, General Skun-ka'pe in die Penal Zone zu katapultieren, einer Dimension, in der der außerirdische Gorilla gefangen werden soll. Direkt nachdem die erste Gefahr gebannt scheint, stoßen Sam & Max auf zwei Skelette, die ihnen erschreckend ähnlich sind. Was sie noch nicht wissen: Sie haben damit die 'Tomb of Sammun-Mak', also das Grab von Sammun-Mak geöffnet. Dort finden Sie weitere Toys of Power und bereisen über einen alten Filmprojektor mithilfe verschiedener Filmrollen unterschiedliche Zeitpunkte eines Abenteuers von den Vorfahren der Freelance Police: Sameth und Maximus, die den Spieler ins alte Ägypten führen immer noch auf der Suche nach der Spielzeugkiste des Teufels, in der alle magischen Spielzeuge aufbewahrt werden – Verständlich, dass auch viele Bösewichte diese Toys nur zu gern einsetzen würden. Max wird durch die Spielzeuge immer mächtiger und saugt die Mächte geradezu in sich auf.
Das führt dann dazu, dass Sam in der dritten Episode 'They Stole Max's Brain!' erst einmal auf sich allein gestellt ist, denn irgendwer hat seinem kaninchenähnlichen Kumpanen kurzerhand das Hirn gestohlen. Das kann und darf nicht sein! Also macht sich Sam auf die Suche nach dem hinterhältigen Dieb. Bald findet er zwar Max graue Zellen, doch leider verschafft er auch dem altägyptischen Herrscher Sammun-Mak zu einem Comeback. Der sorgt dafür, dass die gesamte Stadt fortan unter einem Fluch steht. Alle glauben, in Ägypten zu leben und beten den Herrscher Sammun-Mak an, der sich im Körper von Max sichtlich wohlfühlt.
Irgendwie schafft es Sam dann doch, die Hirne wieder durchzutauschen und so stehen beide wieder vereint einer neuen Gefahr gegenüber: In 'The Alley of the Dolls' attackieren Zombies die Stadt. Zombies, die nicht nur Sam und Max sehr bekannt vorkommen, denn es handelt sich um Sam-Klone. Bekleidet nur mit einer Boxershorts sind abertausende Sams auf der Suche nach Toys. Nachdem recht bald feststeht, wer hinter den Zombies steckt, macht sich die Freelance Police auf, die Devils’s Toybox endgültig zu zerstören, damit wieder Ruhe einkehren kann. Das gelingt dem ungleichen Duo auch, allerdings unter einem sehr hohen Preis: Max mutiert zu einem Godzilla-ähnlichen Monster und greift die Stadt an. Die wohl schwerste Aufgabe steht bevor, denn irgendjemand muss das Monster stoppen.
The City that Dares Not Sleep
Panik in der Stadt! Ein großes Monster, das entfernt an Godzilla erinnert, streift durch die Straßen der Stadt. Die Regierung plant, es mit den schon aus früheren Staffeln bekannten Kampfrobotern anzugreifen, was zwar das Ende des Monsters, aber auch das Ende der Stadt, ja der ganzen Ostküste bedeuten würde. Doch es muss eine andere Möglichkeit geben! Schnell steht fest, dass ein Spezialisten-Team benötigt wird, dass das Monster bekämpft, ehe die Malmtrons eingesetzt werden. Wie gut, dass in diesem Moment eine alte Bekannte zurückkehrt: Sybill, hochschwangere Expertin auf unterschiedlichsten Gebieten, schließt sich dem Team an, auch Papierwaite und Dr. Norrington erklären sich zu der Mission bereit. Und die ist alles Andere als gewöhnlich: Das Monster soll von innen bekämpft werden! Also suchen und finden unsere Helden eine Möglichkeit, in das Ungetüm hineinzukommen. Hier finden sie eine voll ausgestattete Wohnung: Küche (Magen), Arme (Spielzimmer), Beine (Fitnessraum mit Laufband), Wohnzimmer (Kopf) und Lagerraum… Nach und nach übernimmt das Team die Kontrolle über das Monster. Dieses Mal sogar fast ohne magische Fähigkeiten, denn nach der Zerstörung der Toybox ist lediglich der Astralprojektor übrig geblieben – und das auch nur noch als Diaprojektor. Wird es den mutigen Helden gelingen, das Monster zu besiegen, ehe die Stadt verwüstet oder die gesamte Ostküste der USA zerstört wird?
Das große Ganze
Schon in den ersten beiden Staffeln hat Telltale Wert auf eine zusammenfassende Geschichte gelegt, dennoch funktionierten die meisten Episoden auch ganz gut als einzelne Spiele. Mit 'The Devils Playhouse' ist das vorbei. Die einzelnen Episoden schließen jeweils direkt am Ende des Vorgängers an, so dass sich unter dem Strich eine große Geschichte ergibt, deren wahre Tragweite sich dem Spieler erst ganz zum Schluss der fünften Folge eröffnet. Und wie! Noch nie war das Ende einer 'Sam & Max' Staffel so überraschend oder so emotional. Rückblickend muss man jedoch sagen, dass es auch in dieser Staffel Höhen und Tiefen gab: Gute Episoden mit interessanten Neuerungen wie die Verhörmethoden aus 'They Stole Max Brain!' oder die völlige Aufhebung der Linearität in 'The Tomb of Sammun-Mak', in der wir durch das Austauschen von Filmrollen in der Zeit vor und zurückspringen konnten. Dem gegenüber steht die letzte Episode 'Beyond the Alley of the Dolls', die sich vor Allem in Sachen Rätsel eine Auszeit nahm. Das Finale bietet nun wieder etwas mehr an Rätseln, ohne jedoch irgendwann richtig fordernd zu werden. Das Problem, dass einige Aufgaben nur durch Ausprobieren zu lösen sind, hat Telltale leider auch fürs Finale nicht abgestellt und verschenkt hier wieder etwas Potential. Wie schon während der gesamten Staffel bleibt das Inventar erstaunlich leer, mehr als sechs Gegenstände finden sich eigentlich nie gleichzeitig in unseren Taschen. Immerhin bleiben die Lösungen meist logisch, zumindest für die Welt, in der Sam & Max leben. Was diese Episode und damit die gesamte Staffel von den Vorgängern abhebt, ist die Geschichte, die uns wirklich ein emotionales Ende beschert.
Steuerungskompromisse
Bereits bei der ersten Folge berichteten wir von der ungewohnten Steuerung, an der sich naturgemäß bis zum Ende der Staffel nichts geändert hat. Am PC steuern wir Sam und Max per Tastatur durch das Bild und benutzen die Maus für die Interaktionen. Alternativ bewegt sich die Freelance Police bei geklickter Maustaste in die Richtung, in die man die Maus schiebt. Im Vergleich zu den vorherigen Staffeln ist diese Steuerung alles andere als perfekt, aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran. Wenn man sich also darauf einlässt, gehen auch die für Abenteurer ungewohnten Bewegungen gut von der Hand. Geschuldet ist dieser Kompromiss scheinbar der gleichzeitigen Entwicklung des Spiels für die Playstation 3. Dort fällt im Vergleich zum PC-Spiel zunächst der fehlende Mauszeiger auf - Verständlich, denn über den PS3-Controller ist nur noch eine direkte Steuerung von Hund und Kaninchen möglich. So lassen sich die Protagonisten besser als per Tastatur und Maus kontrollieren, da das Spiel sehr gut auf die Bewegungen des Analogsticks reagiert. Leider wird dieser Steuerungsvorteil aber dadurch zunichte gemacht, dass eben der Mauszeiger fehlt. Am Schmerzlichsten vermisst man diesen Fakt beim Interagieren mit der Umwelt. Überall finden sich Hotspots, die nicht direkt erreicht werden können. Dabei hätte es so schön sein können: Interaktive Elemente werden mit einem blauen Kreis hervorgehoben, sobald man interagieren möchte. Per Schultertaste führt man dann eine Aktion aus, wobei unseren Ermittlern nur eine einzige Aktion ermöglicht wird. Alle verfügbaren Hotspots lassen sich übrigens per Tastendruck anzeigen - So weit, so gut. Was aber, wenn ein Objekt oder ein Gesprächspartner nicht direkt auf Augenhöhe ist? Am PC kein Problem: Der Mauspfeil wird bewegt, ein Klick - fertig. Per PS3-Controller muss nun aber erst zwischen möglichen Hotspots durchgeschaltet werden. Das geschieht über die Schultertasten des Controllers und ist nicht wirklich komfortabel, vor allem in Räumen mit vielen Objekten. Warum man hier nicht den zweiten Analog-Stick zur Steuerung eines Cursors nutzt, wissen wohl nur die Entwickler. Vielleicht schiebt Telltale aber noch eine Move-Variante nach, das würde das Spielerlebnis an der Konsole deutlich aufwerten.
Für welche Version man sich auch immer entscheidet: Früher oder später findet man sich in die Steuerung ein. Dann entscheidet vielleicht nur noch die Grafik darüber, ob man am PC oder Playstation spielt. Und auch hier hat der PC die Nase vorn: Die Grafik am PC sieht mit vollen Details einfach noch einmal besser aus als auf der Konsole. Besser heißt aber leider nicht detailreich, denn viele der Kulissen hätten noch besser aussehen können. Vergleicht man die Staffel aber mit den vorherigen Telltale-Spielen, sieht 'Sam & Max' wirklich prima aus und befindet sich grafisch in etwa auf einem Level mit 'Tales of Monkey Island'.
Kompromisslose Sprachausgabe
Ein echtes Highlight bescherte uns Telltale in der dritten Episode 'They Stole Max Brain!' mit dem europäischen Touristen, gesprochen von Majus (MajusArts). Aber auch alle anderen Sprecher liefern hervorragende Arbeit ab und leisten sich durch die gesamte Staffel keine Schwächen. Gleiches gilt für den Soundtrack, der immer die passende Stimmung trifft.
Telltale hat mit 'The City that Dares Not Sleep' ein wirklich emotionales und abgefahrenes Finale geschaffen und erzählt über die gesamte Staffel eine interessante und aberwitzige Geschichte um die Spielzeugkiste des Teufels. Leider gibt es in der gesamten Staffel keine wirklich herausfordernden Rätsel, im Gegenteil: Entweder sind die Rätsel zu leicht oder die Lösung lässt sich nur durch stumpfes Ausprobieren finden. Daneben zählen die gewöhnungsbedürftige Steuerung und die teilweise zu detailarme Grafik zu den Schwächen von 'The Devils Playhouse'. Highlights sind wieder einmal die Geschichte selbst, sowie die englische Sprachausgabe. Wer der englischen Sprache mächtig ist, und den schrägen Humor von Sam und Max mag, darf sich diese Staffel trotz der Schwächen nicht entgehen lassen, sollte die Folgen aber unbedingt in der richtigen Reihenfolge durchspielen.
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Sam & Max: Season 3: Im Theater des Teufels
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Daedalic
- Release
- 25. Oktober 2011
- Webseite
- http://www.telltalegames.com/samandmax2010
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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