Phoenix Online Studios, die Macher der King's Quest-Fanadventure-Serie 'The Silver Lining', wagen mit 'Cognition: An Erica Reed Thriller' einen ersten Ausflug in kommerzielle Gefilde. Die Story für 'Cognition' hat das Team in Zusammenarbeit mit Adventure-Legende Jane Jensen (Gabriel Knight, Gray Matter) entwickelt. Wir haben die erste Episode 'The Hangman' für Euch getestet. Eine Staffel-Wertung folgt übrigens erst im Test zur finalen vierten Episode.

Die unheimlichen Fälle des FBI
Protagonistin und Namensgeberin Erica Reed ist FBI-Agentin in einer Außenstelle in Boston mit übernatürlichen kognitiven Fähigkeiten: wenn sie ein Gegenstand berührt, kann sie Fragmente aus dessen Vergangenheit wahrnehmen. Im spannungsgeladenen einleitenden Kapitel verliert sie auf der Jagd nach dem berüchtigen Cain-Killer ihren Bruder auf brutale und verstörende Art und Weise, wobei der Killer entkommen kann. Drei Jahre nach dieser Familientragödie hat Reed die damaligen Ereignise immer noch nicht vollständig verarbeiten können und beschäftigt sich weiterhin mit der unterdessen geschlossenen Akte. Währenddessen zieht ein mysteriöser Mord das Interesse des FBIs auf sich. Ein Mann wurde in einer Wohnung erhängt und seine Fingerabdrücke unkenntlich gemacht. Auch Erica wird mit ihrem Partner auf diesen Fall angesetzt, um die Hinweise, die der Mörder am Tatort hinterlassen hat, zu entschlüsseln.
Blicke in die Vergangenheit
Das besondere an Cognition sind zweifelsohne die übernatürlichen Fähigkeiten der FBI-Agentin, die gezielt beim Lösen einiger Rätsel zur Anwendung gebracht werden müssen. Hier ist dem Spiel der Einfluss von Jane Jensen deutlich anzumerken. Aktiviert werden können diese Fähigkeiten durch einen Klick auf eine Kugel im unteren linken Bildschirmrand. Dann springt das Spiel in den Kognitionsmodus, in dem alle Objekte in der aktuellen Szene, auf die mindestens eine der drei Fähigkeiten angewandt werden können, mit einem farbigen Nebel umrandet werden. Die erste Fähigkeit besitzt Reed bereits zu Beginn. Die beiden weiteren Fähigkeiten "Projektion" und "Regression" erlernt sie im Laufe des Spiels. Die Möglichkeit, in die Vergangenheit zu sehen, bietet recht kreative und innovative Lösungsansätze auf die ansonsten klassischen, teilweise aber leider auch etwas dilettantischen Rätsel, welche insgesamt für geübte Adventurespieler einfach zu meistern sind. Einige Objekte wirken aber etwas deplatziert, da sie offensichtlich für ein Rätsel benötigt werden, es aber nicht plausibel gemacht wird, wie es der Gegenstand in diese Szene geschafft hat. Es gibt auch Rätsel die unter Zeitdruck zu lösen sind, und Stellen, an denen die Protagnistin das Zeitliche segnen kann - hier wird dem Spieler aber ein Tipp gegeben, was zu tun ist, bevor er das Spiel in der gleichen Szene fortsetzen kann. Eine weitere Besonderheit des Spiels stellt Ericas Smartphone dar, welches sie immer bei sich trägt. Es kann und muss dazu verwendet werden, um Fotos zu schießen, mit Arbeitskollegen zu telefonieren, Musik abzuspielen oder aber auch Internetrecherchen anzustellen. Eine nette Idee der Entwickler ist das ins Smartphone integrierte Hilfesystem. Wenn Reed bei einem Rätsel hängt, kann sie ihrem Vater eine SMS schicken, der sie dann mit einem hilfreichen Tipp unterstützt.
Auch genrefremde Spieler werden sich schnell in die Bedienung des Adventures einfinden. Mit einem Linksklick geht Reed zum gewünschten Ort, mit einem Doppelklick rennt sie dorthin. Die Objekte können oberflächlich betrachtet, näher untersucht, und eventuell auch benutzt werden. Diese Optionen werden in einem Kontextmenü angeboten, das erscheint, wenn man auf den Gegenstand klickt. Außerdem befindet sich in diesem Kontextmenü bei Objekten, die mit einem Inventargegenstand kombiniert werden können, eine entsprechende Option, was natürlich auch ein weniger subtiler Hinweis an den Spieler ist. Das Inventar wird durch einen Klick in die rechte obere Bildschirmecke geöffnet. Es bietet die Möglichkeiten, einzelne Gegenstände näher zu untersuchen, zu kombinieren, oder zu benutzen. Beim Kombinieren von Inventargegenständen wird es dem Spieler ebenso einfach gemacht - die Gegenstände, die sich nicht kombinieren lassen, werden ausgegraut. Viele Objekte lassen in einer Nahansicht betrachten, welche weitere Details zum Vorschein bringt.
Hoher Künstlerischer Anspruch
Die schön animierten 3D-Charaktere werden mit dem Cel Shading Verfahren auf die gelungenen, größtenteils handgezeichneten Hintergründe gerendert, wodurch ein stimmiger Comic-Look entsteht. Einige der Szenen werden aber auch komplett dreidimensional präsentiert, was in Zwischensequenzen durch Kamerafahrten ausgenutzt wird, oder in First-Person-Ansichten bei denen die Kamera die Kopfbewegungen der Spielfigur mitmacht, was zu großem erzählerischen Tiefgang führt. Hier und da wirken die Szenen aber leider etwas unbelebt. Ein paar der Zwischensequenzen werden auch komplett handgezeichnet im Comic-Stil zu Bilde gebracht. Sehr positiv fällt der ausgezeichnete Soundtrack des Adventures ins Gewicht, dessen Komponist auch für die Musik in 'The Silver Lining' verantwortlich war. Die Handlung wird mit sehr stimmiger, unaufdringlicher Hintergrundmusik untermalt. Neben der gut ausgearbeiteten Hauptdarstellerin wirken die Nebendarsteller zum Teil etwas blass und charakterlos, was sich auch bin der (bislang englischen) Sprachausgabe wiederspiegelt. Hier leistet die Stimme der Protagonistin hervorragende Arbeit, was auf die Stimmen einiger Nebencharaktere weniger zutrifft. Erica leiht sich ihre Stimme übrigens von Raleigh Holmes aus, der Tochter von Jane Jensen und Robert Holmes. Diese ist zugleich die Sängerin der Band "The Scarlet Furies", von denen auch der Song zum Spiel stammt und auf die sich das Spiel einige Male bezieht.
Die expliziten Gewaltdarstellungen und das spannende Setting macht 'Cognition' zu einem Spiel für Erwachsene, welches sich selbst nicht nur Thriller nennt, sondern auch wie ein Thriller spielt. Leider verliert die Story nach dem packenden Einstieg langsam an Fahrt. Sie endet mit einem großen Cliffhanger und vielen unbeantworteten Fragen, die hoffentlich in den folgenden Episoden beantwortet werden.
Mit der ersten Episode von 'Cognition: An Erica Reed Thriller' ist den Phoenix Online Studois trotz einiger Schwächen eine solider, im Großen und Ganzen spannender Adventure-Thriller mit hohem künstlerischen Anspruch gelungen. Die übernatürlichen kognitiven Fähigkeiten der Protagonistin ermöglichen ebenso innovative wie auch kreative Rätsel, an denen nicht nur Krimiliebhaber ihren Spaß haben werden. Wer auf Thriller mit einem Hang zum Übernatürlichen steht, kann bedenkenlos zugreifen.
Fazit von Matthias Glanznig:
'Cognition' hat Potential, aber es will manchmal zu viel. Schon der Prolog will unbedingt Dramatik erzeugen, wirkt jedoch krampfhaft und etwas an den Haaren herbeigezogen. Danach fährt das Spiel einen Gang herunter und hat mir besser gefallen. Ericas kognitive Fähigkeiten sind eine interessante spielerische Abwechslung und auch das weitere Rätseldesign fand ich ansprechend. Was den Plot und die Charaktere angeht so erinnert mich dieses Adventure an eine Episode einer durchschnittlichen US-Krimi-Serie. Nett, aber irgendwie kennt man fast alles von irgendwoher. Obwohl die Handlung kein Musterbeispiel für Originalität ist, wird immerhin kurzweilige, nette Unterhaltung für Zwischendurch geboten. Letztlich will man doch stets wissen, wie es weitergeht und das ist bestimmt kein schlechtes Zeichen.
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Cognition: An Erica Reed Thriller
- Entwickler
- Phoenix Online Studios
- Publisher
- Phoenix Online Publishing
- Release
- 19. September 2013
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.postudios.com/cognition/
- Art
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Crowdfunding
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