Episodische Formate und Indie-Entwickler sind typischerweise eine gefährliche Mischung. SkyGoblins' 'The Journey Down' tanzt diesbezüglich nicht aus der Reihe. Nach zweijähriger Wartezeit ist das zweite von drei Kapiteln erschienen und seit der pixeligen Freeware-Fassung sind streng genommen sogar vier Jahre verstrichen. Letztlich überwiegt aber vermutlich die Freude, dass es überhaupt weitergeht mit dem chaotischen Rasta Bwana. Gemeinsam mit seinem Bruder Kito ist dieser immer noch auf der Suche nach seinem Adoptiv-Vater Kaonandodo. Die kluge Lina hilft ihnen dabei, denn der Verschollene war einer gewaltigen Sache auf der Spur. Das wissen jedoch auch noch andere Personen und mit ihnen ist wahrlich nicht gut Kirschen essen. Wie uns die Episode gefallen hat, verraten wir Euch jetzt im Test. Eine Wertung zur kompletten Trilogie gibt es im Test zum dritten Teil.

REVIEW: Chapter 3 (mit Gesamtwertung)
Vom Regen in die Traufe
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Im rapiden Sinkflug geht es in den nächsten Abschnitt der Geschichte... |
In einem wild zusammengeschusterten Fluggefährt gedachten Bwana, Kito und Lina zuletzt die Suche nach Kaonandodos Tagebuch fortzusetzen. Darin sollen sich Hinweise zu einem mysteriösen Ort namens Underland befinden. Wie geschmiert verlief die Angelegenheit jedoch keineswegs und so erleben wir zu Beginn von 'The Journey Down - Chapter Two' eine satte Bruchlandung im Meer. Bwana hat wie üblich aber mehr Glück als Verstand und so wird das Trio rechtzeitig von einem Schiff aufgelesen. Damit gelangen wir ein paar Rätsel später zur Hafenstadt Port Artue, wo wir es leider prompt mit einem korrupten Polizeichef namens Barlow zu tun bekommen, der die Brüder ohne Wenn und Aber einsperren lässt und Lina mitnimmt. Ein paar Gitterstäbe konnten den chaotischen Rasta und seinen Bruder aber noch nie aufhalten und so steht bald die Rettung von Lina auf der Tagesordnung. Leider stellt sich bald heraus, dass sie es nicht nur mit einem mächtigen Gegenspieler zu tun haben.
Fortführung mit gewohnten Qualitäten
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Ist der Kapitän des Schiffes einmal nicht ansprechbar, ergreift Bwana prompt die Initiative. Fragt sich nur, wie wir in seine Kabine gelangen? |
Schon das erste Kapitel war ein klassisch orientiertes Point-and-Click-Adventure vom alten Schlag: Witzige Rätsel, Humor und schräge Charaktere bildeten den Kern. Daran hat sich - soviel sei vorweggenommen - nichts geändert. SkyGoblin ist es obendrein gelungen, eine Episode zu schaffen, die durchaus auch ohne Vorwissen zugänglich und spielbar ist. Nachdem die drei Episoden inhaltlich aufeinander aufbauen, ist dieser Abschnitt der Geschichte nicht völlig in sich geschlossen. Im Zentrum steht aber die Suche nach dem Buch von Kaonandodo und zumindest dieser Teil der Handlung wird geklärt (ohne echten Cliffhanger). Ersehnte Antworten wird jedoch erst das dritte und letzte Kapitel liefern.
Grafisch knüpft 'The Journey Down - Chapter Two' gekonnt an die durchdachte Ästhetik des Erstlings an, die sich diesmal sogar noch reicher im Detail präsentiert. Insbesondere der Hauptort des Geschehens, die Hafenstadt Port Artue, ist angenehm stimmungsvoll visualisiert und die tollen Jazz-Klänge tragen viel zu einer tollen Atmosphäre bei. Rund 30 Schauplätze gilt es zu erkunden und die Spieldauer beträgt schätzungsweise eine Stunde länger, als zuletzt (d.h. etwa vier Stunden). Bloß gegen Ende flaut das grafische Niveau ein wenig ab, was insbesondere bei der letzten 3D-Zwischensequenz auffällig ist. Zudem hätten die Animationen Spielraum für Verbesserung.
Von gewohnter Güte ist wiederum die englische Sprachausgabe (zudem gibt es englische Untertitel), bei der Anthony Sardinha wieder einmal als Sprecher von Bwana mit seinem markanten jamaikanischen Slang besticht. Hinsichtlich der weiteren Sprecher gibt es ab und zu zwar kleinere Niveau-Schwankungen und zuweilen passt die Lautstärke noch nicht so ganz. Dennoch darf man höchst zufrieden sein, denn der charmante Humor der gekonnt geschriebenen Dialoge wird gut transportiert. Auf eine deutsche Übersetzung müssen wir bei diesem Indie-Adventure vorerst jedoch verzichten.
Unterhaltsame Rätselkost mit Abstrichen
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Das Brüder-Duo war schon in ungünstigeren Situationen |
Einerseits mochte ich das Puzzle-Design und zwei- dreimal erlebte ich einen schönen Aha-Effekt. Einmal abgesehen von den sehr typischen Kombinationsaufgaben, und mysteriösen Steinkreisen, sind manchmal Informationen von anderen Objekten zu berücksichtigen und teils liegt die Lösung für einen Schauplatz in einem anderen versteckt. Auf innovative Spiel-Elemente haben es die Macher zwar nicht abgesehen, was aber verschmerzbar ist.
Ein paar Herausforderungen lassen sich leider vorab lösen, ohne das Warum zu kennen. Insbesondere Genre-Kenner werden manchmal einen Schritt weiter sein. Die zugrunde liegende Logik ist zudem vielleicht nicht immer sofort ersichtlich. Vereinzelt ist daher Herumprobieren gefragt, ohne jedoch in Frust auszuarten, zumal die Lösung meist nahe liegt. Wünschenswert wäre ansonsten gewesen, Inventar-Gegenstände miteinander kombinieren zu können. Bei den Rätseln hätte SkyGoblin definitiv Luft nach oben, obgleich 'The Journey Down' sich auf einem guten Niveau bewegt. Der Schwierigkeitsgrad ist ungeachtet dessen eher im durchschnittlichen Bereich angesiedelt. Für Genre-Neulinge ist dieses Adventure aber womöglich kein idealer Einstieg.
Smarte Portierung für mobile Geräte
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Grafik mit Stil |
Die gewohnte Point-Click-Handhabung (natürlich 3rd-Person) ist tadellos und wurde für mobile Geräten clever portiert. Da das Adventure im Kern ohnehin auf eine Ein-Klick-Steuerung setzt, kommt iOS- und Android-Geräten entgegen (getestet wurde auf dem iPad). Die Touchscreen-Bedienung ist hier intuitiv und simpel gelungen. Eine Hotspots-Anzeige steht mobilen Nutzern ebenso zur Verfügung. Sie werden bei Bedarf stets dann angezeigt, wenn der Spieler mit dem Finger in der Nähe des relevanten Punktes ist. So geht das Gefühl der Exploration trotz dieser ambivalenten Hilfsmaßnahme nie verloren. Vermisst habe ich lediglich eine Tagebuch-Funktion, denn der Text läuft manchmal doch recht flott und gerade auf solchen Geräten ist man bekanntlich nicht immer mit voller Aufmerksamkeit bei der Sache.

Das lange Warten hat sich gelohnt: Wer 'Chapter One' des witzigen Indie-Adventures rund um den Rasta Bwana bereits mochte, dürfte angesichts dieser Fortführung wenig Grund zur Klage haben. SkyGoblin knüpft geschickt an den unterhaltsamen Vorgänger an und demonstriert obendrein, dass man seither einiges dazugelernt hat. Zwar zeigen die Rätsel ab und zu Schwächen und die 3D-Zwischensequenzen lassen gegen Ende etwas nach, doch das ändert wenig am starken Gesamteindruck. 'Chapter Two' schlägt recht gekonnt in die Kerbe alter Point-and-Click-Hits und sorgt für nostalgische Gefühle. Ein Fragezeichen steht jedoch hinter dem Release-Datum von 'Chapter Three'. Hier bleibt zum aktuellen Zeitpunkt nur die Hoffnung auf eine deutlich kürzere Wartezeit. Fans des klassischen Adventure-Genres, die sich nicht an dieser Problematik stoßen, können aber getrost zugreifen. Empfehlenswert!
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The Journey Down
- Entwickler
- SkyGoblin
- Publisher
- SkyGoblin
- Release
- Komplette Staffel: 21.09.17
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.skygoblin.com/the-journey-down/
- Art
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Crowdfunding
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
3 Kommentare
Was aus meiner Sicht definiv gelobt werden muss, ist das Raumdesign. Obwohl das Spiel ohne Komfort-Funtionen, wie hotspot highlighting, auskommt, ist es mir nur einmal passiert, dass ich nicht weiter kam, weil ich einen Hotspot übersehen hatte. (Zu 50% lag das aber auch daran, dass ich den entscheidenden Hinweis im Gespräch verpasst hatte … eine Art Questlog wär also wirklich nicht schlecht.)
Aus technischer Sicht, wurde hier echt solide Abgeliefert. Das Spiel ist in wenigen 10tel Sekunden geladen und auch ingame sind mir keine Ladezeiten aufgefallen. Ich bin auch über keinen einzigen Bug gestolpert. (Bezieht sich auf die Linux-Version.)
@Matthias Glanznig:
Die Desktop-Version hat, zumindest unter Linux, eine Autosave-Funktion.
Btw.: Ist Eure Bewertungs-Skala eigentlich logarithmisch oder so? Ich mein z.B. DSA – Memoria: 90% vs. TJD 2: 86%. Nix für ungut.
Vom Stil her hat man das Gefühl als ob das Spiel ein Wilder Mix aus Computerrenderings, Skizzen mit Buntstift die dann am Computer ausgemalt wurden und Claymation (die Charaktere wirken für mich so) ist (wobei alles außer dem letzten wohl auch so richtig ist). Aber ich hab' das mal als gegeben angenommen und es nicht als Kritikpunkt angesehen.
Schlecht sieht's ja nun auch nicht aus.
Das einzige was mich etwas gestört hat war das die Sprecher teilweise unter der Musik (obwohl ich die schon auf 4 runter gestellt hatte) oder den Umgebungsgeräuschen kaum zu verstehen sind.