Fantasy trifft auf die Roaring Twenties, J.R.R. Tolkien trifft auf 'Der große Gatsby' – Valiant Game Studios haben 2018 mit den ersten beiden Episoden ihres Adventures 'Pendula Swing' eine recht einzigartige Genre-Mischung vorgelegt, die zu gefallen wusste. Mittlerweile liegen alle Episoden vor und im März steht die Veröffentlichung von 'Pendula Swing: The Complete Journey' ins Haus. Wir haben uns angesehen, ob der eigenwillige Genre-Mix über die Dauer von sieben Episoden funktioniert und sagen Euch, welche Veränderungen seit der Veröffentlichung der ersten beiden Episoden vorgenommen wurden.

Geruhsamer Ruhestand? Keine Spur!
Brialynne muss sich außerdem mit den technischen Errungenschaften auseinandersetzen, die sich überall in der Stadt finden und die ihr völlig fremd sind: Da gibt es Züge, Autos und Telefonzellen, ein Kino, Nachtclubs, Sandwich- und Eisverkäufer bieten auf der Straße ihre Waren feil, die Einwanderungsbehörde erweist sich als äußerst bürokratisch und zeigt sich von Brialynnes Heldenstatus völlig unbeeindruckt – kurz: Es ist nichts mehr so, wie es einmal war, und Brialynne hält entsprechend oft fest, dass es bestimmte Dinge zu ihrer Zeit nicht gegeben hat. Obwohl sie sich schon lange zurückgezogen hat, ist sie erstaunlich anpassungsfähig und darüber hinaus noch immer bekannt wie ein bunter Hund. Das ist ein Umstand, den sie im Verlauf des Spiels nutzen, der ihr aber auch schaden kann, wenn die falschen Personen ihre Identität erfahren oder erraten.
Isometrische Sicht auf die Roaring Twenties
Die Mischung aus Fantasy und dem Stil der 1920er Jahre funktioniert dabei erstaunlich gut – Menschen, Elfen, Orks, Zwerge und Goblins tragen teilweise die Kleidung dieses Jahrzehnts, Plakate kommen im Art Deco-Stil daher, und gleichzeitig erinnern manche Abschnitte der Stadt an ein klassisches Fantasy-Setting. Da gibt es gepflasterte Straßen und Plätze, mittelalterlich anmutende Gebäude, armselige Behausungen... und wenige Meter weiter verlaufen die Schienen der Eisenbahn.
Einer optischen Generalüberholung wurde auch die Schriftart unterzogen, die für Dialoge und Gedanken benutzt wird. Jede Rasse verfügt nun über ihre eigene Schriftart. Dazu wurden die Buchstaben etwas vergrößert, sodass Texte nun leichter lesbar sind. Generell präsentiert sich das Layout der Texte am Bildschirm jetzt um einiges benutzerfreundlicher. Dialoge lesen wir wie alles andere auch vom Bildschirm ab; als Sprache ist derzeit nur Englisch verfügbar.
Wer sich auf die Fahnen schreibt, Fantasy mit den Roaring Twenties zu vereinen, der darf das natürlich nicht nur optisch tun, sondern muss auch in Sachen Musik glänzen. Und das passiert hier: Der Soundtrack ist sehr jazz- und swinglastig, jeder Ort hat seinen eigenen Mini-Soundtrack erhalten. Das macht Laune und passt hervorragend zum Spiel. Hintergrundgeräusche tragen zur Atmosphäre bei. Eine Sprachausgabe gibt es nicht. Zwar hören wir die Charaktere „sprechen“, allerdings handelt es sich dabei um unverständliches Gemurmel im Stil der 'Sims', das mit der Zeit auch etwas nervig wird. Über die Optionen lässt sich diese rudimentäre „Sprachausgabe“ jedoch abstellen.
So viele Quests!
Gut, der Begriff „Quest“ mag etwas übertrieben erscheinen, denn Abend füllende umfangreiche Quests im RPG-Stil darf man nicht erwarten. Für Brialynne stellt aber jede Aufgabe eine Quest dar. Schließlich war sie mal Abenteurerin, und alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen. Folgerichtig gibt es ein Questlog, in dem alle Aufgaben festgehalten werden. Sie werden dabei in ausstehende und erledigte Aufgaben unterteilt, manche sind optional. Mit Sternchen gekennzeichnete Aufgaben müssen wir abschließen, um mit der Hauptgeschichte voranzukommen.
Das Notizbuch verfügt weiters über einen Abschnitt, in dem man via Tastatur Notizen eingeben kann. Dazu werden sämtliche Gespräche mitgeloggt, was ganz praktisch ist, wenn man mal ein Detail nachschlagen möchte. In einem Analyse-Abschnitt kann sich Brialynne außerdem Gedanken über das bisher Geschehene machen und ein bisschen Sherlock Holmes spielen. Das ist eine Funktion, die in der ersten Episode eingeführt wird, nur um dann für mehrere Episoden brach zu liegen. Das fand ich sehr schade, denn eigentlich ist das ein ziemlich cooles Feature, das ruhig öfter zum Einsatz hätte kommen können.
Klick' mal!
Viele Aufgaben der Hauptgeschichte lassen sich übrigens auf unterschiedliche Weise lösen, was den Wiederspielwert deutlich erhöht und vermutlich auch Trophäenjäger motiviert. Denn nicht jede Trophäe kann beim ersten Durchgang freigeschaltet werden. Es kann auch passieren, dass man eine Quest in Angriff nimmt und nicht zu Ende bringen kann, weil man zwischenzeitlich etwas Anderes gemacht hat. Auf diese Eigenheit wird man unter anderem während der Ladezeiten hingewiesen, ebenso auf den Umstand, dass man im ersten Durchgang nicht 100 Prozent Spielfortschritt erreichen kann. Der Spielfortschritt lässt sich ebenfalls im Questlog nachlesen.
'Pendula Swing' kann auch als vollwertiges Spiel mit sieben Episoden überzeugen. Zwar gibt es nach wie vor technische Kinderkrankheiten. So lässt sich das Spiel mitunter nur im Fenstermodus starten und das auch nur, wenn man die Grafikqualität etwas herunterschraubt. Teilweise verschwinden Inventargegenstände oder Questgeber. Das ist zwar etwas nervig, man muss sich allerdings vor Augen halten, dass das Team hinter dem Spiel aus grade mal drei Leuten besteht. Das Trio hat insofern wirklich Beachtliches geleistet, auch wenn die Hauptgeschichte nicht wahnsinnig aufregend ist und relativ rasch durchgespielt werden kann. Lässt man die Nebenaufgaben beiseite, ist man mit der eigentlichen Story in etwa vier Stunden durch.
Ratsam ist das allerdings nicht. Denn die Nebenaufgaben lassen einen tiefer in die Welt von 'Pendula Swing' eintauchen und ermöglichen es dem Spieler auch, Brialynnes Charakter in gewisser Weise zu formen, etwa, indem man sie mildtätige Aufgaben vollbringen lässt. Wer alle Nebenquests annimmt und jeden Dialog durchspielt, wird sicher mindestens sechs bis acht Stunden in der Welt von 'Pendula Swing' verbringen, wer einen erneuten Durchlauf startet, kommt auf eine entsprechend höhere Spielzeit. Der Schwierigkeitsgrad bleibt durchgehend auf einem eher niedrigen Niveau; dadurch wird das Spiel entsprechend einsteigerfreundlich.
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Pendula Swing
- Entwickler
- Valiant Game Studio
- Publisher
- Valiant Game Studio
- Release
- 8. März 2020
- Spielzeit
- 4 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://pendulaswing.com/
- Art
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Independent
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