'Devotion' kam schon im Februar 2019 heraus und verschwand kurz darauf wegen Winnie Pooh-Vergleichen zum chinesischen Präsidenten Xi Jinping wieder. Nun ist es direkt beim taiwanischen Entwicklungsstudio ganz ohne DRM direkt erhältlich. Die ersten Reviews damals waren begeistert und schon das Vorgänger-Spiel 'Detention' zeigte, dass sie Horror-Adventures können. Grund genug, die grob drei- bis dreieinhalb Stunden zu spielen und einen Blick in die taiwanische Kultur sowie die Religion hineinzuwerfen. Dabei geht es eigentlich um eine Familie aus den 80er Jahren, die in Taipei lebt. Eigentlich läuft alles gut. Schauen wir uns in der folgenden Review an, was es dann zum Horror macht.

Krankheit, Spiritualismus und Körper-Horror: eine ganz normale Familie

Horror über Körper und Stimmung

Prinzipiell spielt 'Devotion' fast ausschließlich im eigenen Familien-Apartment in Taipei. Mit der Zeit und auch mit dem psychischen Zustand Feng Yus ändert sich diese Umgebung aber gewaltig. Das zeugt vom geistigen und sozialen Verfall des Protagonisten. Dazu kommen übernatürliche Elemente aus dem Kultischen und auch eine monsterhafte Frau, die uns immer wieder verfolgt. Einfache Fluchtpassagen sind deswegen auch Teil des Spiels. Die wirken unheimlich, sind jedoch nicht schwer. Man kann im Adventure auch nicht schleichen oder laufen. Die Geschwindigkeit ist stets vorgegeben, was diese Sequenz noch leichter macht.
Fokus auf Story und beeindruckende Atmosphäre

All das ist jedoch eigentlich Nebensache. Das Spiel konzentriert sich sehr stark auf die Geschichte und die Interpretation derer. Es erklärt wenig, sondern zeigt Ereignisse (zeigen, nicht erzählen) und lässt uns die Geschichte samt deren Ausgang interpretieren. Dazu kommt eine äußerst gruselige Stimmung, die teilweise grafisch ausgezeichnet inszeniert ist. An manchen Stellen merkt man aber das kleine Team, und manche Texturen und Objekte können da nicht ganz mit der Qualität mithalten. Insgesamt wirken die Räumlichkeiten und die Gegenstände in diesen aber so authentisch, dass man sehr gut in das Spiel und dessen Atmosphäre hineingezogen wird. Dazu wird in 'Devotion' viel mit Lichtstimmung gearbeitet, weshalb wir auch in dunkeln Ecken, um etwas erkennen zu können, ein Feuerzeug als Lichtquelle brauchen. Die Tonebene wird ebenso ins Zentrum gerückt, denn mit Kopfhörern wird so ein schöner Raumklang erzeugt, und Klopfen oder Alltagsgeräusche lassen zwischendurch auch einmal einen Schauer über den Rücken laufen. Weil wir bei Geräuschen sind, sei auch gesagt, dass das Spiel mit chinesischer Sprachausgabe daherkommt und nur englische, japanische, traditionell chinesische, vereinfachte chinesische und koreanische Untertitel hat.
Technischer Zustand

'Devotion' ist schon großartig. Man merkt ein wenig, dass es zwei Jahre alt ist und nicht das größte Budget hatte, aber das Thema rund um den Familienkonflikt und psychische Erkrankungen ist äußerst gelungen dargestellt. Wie der Name schon sagt, schaffen kultisch-religiöse Aspekte den nötigen Horror. Insgesamt ist es so ein sehr kurzweiliges Spiel, das man auch mal an einem Abend durchspielen kann. First Person psychologisches Horror-Adventure klingt zwar so generisch wie es nur geht, aber wird hier tatsächlich meisterhaft umgesetzt. Großteils als Kammerspiel umgesetzt, erzeugt es eine sehr dichte Atmosphäre und es ist in den Auswirkungen auf die Familie geradezu furchteinflößend. Man müsste nur hoffen, dass man Red Candle Games mehr Budget gibt, damit die nächsten Spiele in technischer Qualität noch nachziehen können und möglicherweise auch breitenwirksamer vermarktet wird. Da es länger nicht erhältlich war, ist es so eine versteckte Perle, die Horror-Fans und Freunde ostasiatischer Kultur unbedingt spielen sollten.
-
Devotion
- Entwickler
- RedCandle Games
- Publisher
- RedCandle Games
- Release
- 19. Februar 2019
- Webseite
- http://www.redcandlegames.com/devotion/
- Art
-
Independent
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
2 Kommentare
Ich hab das damals übersehen und jetzt aber endlich zugegriffen.