Dünnes Eis - Review

Eine einsame Forschungsstation am Südpol

Der Polarforscher Cliffy steht mal wieder vor einem Problem: Der Strom auf der Forschungsstation ist ausgefallen. Nun steht er vor dem defekten Windrad und versucht sich als Techniker. Doch was ist das? Es scheint so, als ob sich jemand anders an der Anlage zu schaffen gemacht hat. Dabei ist Cliffy doch allein, seitdem seine Kollegin und Freundin Robbie die Station verlassen und Hank, der Dritte im Bunde einen das Zeitliche gesegnet hat. Cliffy wischt den Gedanken weg und kehrt nach erfolgreicher Reparatur zurück ins Warme und in die tägliche Routine. Arbeiten an Experimenten und Pinguinbeobachtung stehen auf dem Zettel. Und Aufräumen müsste auch mal wieder wer... Aber wer hat denn für die Unordnung gesorgt, wo doch Cliffy der einzige Bewohner der Station ist? Oder ist er etwa doch nicht allein?

Zusammen mit Cliffy gehen wir dem Geheimnis der Station auf den Grund und erleben auf dem Weg, wie ihm die ihn umgebende Einsamkeit immer mehr zu schaffen macht.

Das Spiel zum Song

Die Band Baumann, Bergmann, Pokinsson gründete sich 2014 und hat seither drei Alben und verschiedene Singles herausgebracht. Alleine im letzten Jahr wurde jede Woche ein kleiner Song veröffentlicht. Den zehnten Bandgeburtstag will man standesgemäß mit neuen Aufnahmen begehen, wofür natürlich Musikvideos benötigt werden. Zum Song 'Dünnes Eis' hatte Poki dann die Idee, ein Zeichentrick-Video zu machen. In der knappen Zeit bis zur Veröffentlichung war das aber zu viel Aufwand und so entstand kurzerhand in etwas mehr als den geplanten zwei Wochen ein klassisches Point- & Click, das das Thema des Songs an den Südpol verlagert und die Geschichte dort erweitert. Der sich verstärkende unterschwellige Grusel ist dabei ebenso gegenwärtig wie der für Poki typische Humor. Über die Geschichte wollen wir an dieser Stelle nicht mehr verraten, denn insgesamt werden geübte Adventure-Spieler kaum mehr als 60 bis 90 Minuten im Spiel verbingen.

Aufgrund der kurzen Spielzeit erklärt sich von selbst, dass es nicht zu viele und zu schwere Rätsel gibt. Die vermeintliche Monotonie der Forschungsarbeit auf einer Polarstation findet sich an einigen Stellen auch im Gameplay wieder, wo neben der mühevollen Pflege von Forschungskulturen das Highlight des Tages die Beobachtung der örtlichen Fauna darstellt und selbst das zu einer immer gleichen Routine wird. Nicht falsch verstehen: Weder die Steuerung noch die Rätsel sind anstrengend. Manchmal ist es aber erforderlich, gewisse Aufgaben häufiger zu wiederholen. Bis zu dem Punkt, an dem man sich als Spieler vielleicht fragt, ob man einen Bug gefunden hat oder ob Poki das wirklich so beabsichtigt hat (Ja, hat er!) und darüber hinaus. Überwiegend erwarten uns aber klassische Point- & Click-Aufgaben.

Comicgrafik im Poki-Stil

Vor dem Hintergrund der kurzen Entwicklungszeit von unter zwei Monaten und dem sehr kleinen Team ist die Grafik beeindruckend. Ja, die Animationen sind nicht so rund, wie man sie vielleicht aus den Deponia-Adventures kennt und auch die Hintergründe bieten etwas weniger Details. Dennoch sind es überraschend viele Bilder, durch die Cliffy sich bewegt oder vor denen er etwas zu erledigen hat. Die Charaktere und ihre Umgebung erinnern an den Zeichenstil von Poki, unterscheiden sich aber deutlich genug von Spielen wie Harveys Neue Augen um einen eigenen Wiedererkennungswert zu bieten.

Soundtechnisch steht natürlich der Song 'Dünnes Eis' im Vordergrund, ohne den es das Spiel ja nicht gegeben hätte. Während einzelne Zwischensequenzen mit Ausschnitten aus dem Lied unterlegt sind, gibt es das Gesamtwerk erst im Abspann zu hören, dann aber auch mit den kompletten knapp sieben Minuten. Die Bandmitglieder leihen auch den Charakteren ihre Stimme, allen voran Gunnar Bergmann als Cliffy. Auch Poki und seine Frau und Bandkollegin Anne Baumann sind in kleineren Rollen zu hören, womit auch schon der komplette Sprechercast benannt ist. Die drei machen ihre Sache dabei recht gut und brauchen sich hinter Profis nicht verstecken.