In unserem exklusiven Firmenportrait sprachen wir mit fünf Mitarbeitern von der Firma dtp. Der Hamburger Publisher etablierte sich im letzten Jahr als der europäische Publisher für Adventurespiele schlechthin. Das Interview mit Christopher Kellner bildet den Auftakt unseres für eine Woche täglich aktualisierten Specials.
Erzähl uns doch zuerst was von deiner Tätigkeit bei dtp.
Ich bin der PR Manager von dtp, d.h. meine Aufgabe ist es die dtp-Produkte nach aussen hin zu promoten, die dtp-Produkte bekannt zu machen und mit den verschiedenen Redaktionen und Zeitungen, Zeitschriften und Online–Redaktionen zusammenzuarbeiten, damit unsere Produkte eben auch möglichst breit in diesen Medien stattfinden.
Wieviel Aufwand betreibt ihr zur Vermarktung eines Adventure-Spiels?
Gerade bei den Adventures betreiben wir natürlich einen riesigen Aufwand, weil wir festgestellt haben, dass sich die Adventures nur dann gut verkaufen lassen, wenn man wirklich wie eine ganze Horde von Buschnegern dafür trommelt. Deswegen machen wir von Beginn des Hypes, bis dann ungefähr einen Monat nach Release ca. 60 Pressemitteilungen. Wir versuchen in allen möglichen Medien Previews zu lancieren und kümmern uns danach natürlich auch noch um die Tests. Darüber hinaus überlegen wir uns, was wir zu den Spielen zusätzlich noch machen können, jetzt Abseits der normalen Berichterstattungen, also Abseits von Pressemitteilungen, Previews und Reviews, versuchen wir eben noch spezielle Interviews zu geben. Wir versuchen uns auszudenken, was wir zusätzlich zu diesen Titeln noch machen können, was zu diesen Titeln noch passt. Zum Beispiel irgendwelche Special-Infos über Sherlock Holmes oder über Sir Arthur Doyle, dass wir so was auf der Webseite machen. Und dann überlegen wir uns, was wir noch als zusätzlichen Gimmick für unsere Kunden online zur Verfügung stellen können, wie zum Beispiel den Comic, den wir jetzt schon einige Male gemacht haben.
Ist das alles dann meistens von einem finanziellen Rahmen abhängig?
Wir haben ein bestimmtes Marketing Budget für jeden Titel und dieses Marketing Budget fliesst in Anzeigen und gekaufte PR.
Was sollte man berücksichtigen um ein Spiel möglichst effizient absetzen zu können?
Man muss sich zunächst einmal überlegen was der interessante Knackpunkt an diesem Spiel ist, also über welchen Dreh und Angelpunkt man sozusagen dieses Spiel für die Leute interessant machen könnte, die sich nicht schon von sich aus für Adventures interessieren. D.h. das könnte jetzt bei 'Sherlock Holmes' der Krimi-Aspekt sein, bei 'Black Mirror' der Horror-Aspekt und bei 'The Moment of Silence' die Verschwörungstheorie.
Das muss man sich eben vorher überlegen und dementsprechend dann auch versuchen Medien anzusprechen, die eben speziell für dieses Thema bereit und aufnahmefähig sind. Jetzt zum Beispiel bei 'Black Mirror' Gothic Seiten, Horror-Seiten, Horror-Medien, bei 'The Moment of Silence' Mystery- Seiten, Verschwörungs-Seiten, Science Fiction Seiten auch, bei 'Sherlock Holmes' Krimi-Seiten, Krimiportale und so weiter. Oder eben auch im Printbereich, das muss man sich dann eben genau überlegen. Dann versucht man mit verschiedenen PR und Marketing Massnahmen das Interesse der Community an dem Produkt zu wecken. Das geschieht zum Beispiel auch, wenn man Hollywood Sprecher für die Hauptrolle engagiert.
Was für eine Relevanz hat das Adventure-Genre nun für die Firma dtp tatsächlich?
Nachdem wir auf Adventures spezialisiert sind und von einigen Medien – wie zum Beispiel vom Inventory – auch schon als Europas wichtigster Publisher für Adventures gesehen werden, kann man sagen, dass Adventures - wenn nicht das Hauptstandbein - so auf jeden Fall eines der wichtigsten Standbeine überhaupt von dtp sind und wir werden, auch wenn wir noch andere Genres machen, in Zukunft, wie wir es auch schon gemacht haben mit dem Radsportmanager u.s.w auf jeden Fall unseren Hauptfokus auf Adventures belassen.
Was für Schritte geht ein Adventure, bis es schliesslich in den Läden steht?
Also von unserer Seite her ist es so, dass wir natürlich auch in das Scouting und in die Titelwahl involviert sind, d.h. wir haben da in der PR-Abteilung ein Wörtchen mitzureden. Wir müssen auch bevor ein Titel ausgewählt wird unsere Einschätzungen abgeben, ob sich der Titel vermarkten oder in der Presse verkaufen lässt oder welche Wertungen er wahrscheinlich bekommen wird. Unsere Entscheidungen fliessen letztendlich also auch in den Entscheid ein, ob ein Spiel gemacht wird. Und dann geht es natürlich in die Verhandlungsphase, an der sind wir in der PR-Abteilung nicht aktiv beteiligt, sondern das macht das Produkt Management und wenn der Titel dann unterzeichnet ist, müssen wir dafür sorgen, diese Unterzeichnung des Vertrages erst mal bekannt zu machen und dann den Titel in der Presse anzukündigen. Das ist so der erste Schritt.
Anschliessend wird dann eine PR-Strategie aufgebaut. Diese Strategie muss dann langsam angefahren werden, erst einmal mit einigen wenigen Pressemitteilungen, dann wöchentliche Pressemitteilung, in den letzten vier Wochen mehrfach wöchentliche Pressemitteilungen und dann eben nach dem Release wird eine ganz intensive Community- und Forenbetreuung gestartet. Wir versuchen dann auch in anderen Foren Leute zu gewinnen, damit sie sich die Spiele zumindest einmal ansehen. Die Gestaltung der Webseite, das ist eigentlich etwas, dass wir einen Monat vor Release machen.
Wie steht dtp zu anderen Publishern?
Nun ja, das ist schwer zu sagen. Ich finde halt, dass die meisten anderen Publishern zumindest für die Adventures zu wenig in der Presse tun und das macht sich dann auch in den Verkaufszahlen sehr sehr stark bemerkbar. Also man sieht einfach, dass wenn für ein Adventure keine PR-Arbeit, oder einfach so gut wie keine oder nur wenig Arbeit geleistet wird, funktionieren Adventures nicht. Auch wenn sie qualitativ noch so hochwertig sind und noch so interessante Titel. Da sehen wir schon, dass die Konkurrenz da Defizite hat und wir bei uns eher eine Stärke sehen, die wir dann auch in Zukunft weiter ausbauen möchten.
Was hälst du von den Adventure-Fans? Was ist dir alles an der Community schon aufgefallen?
An Positivem an der Adventure Community fällt mir auf, dass sie - also wir betreiben ja auch Zielgruppenforschung, schauen uns sehr genau an, welche Leute unsere Spiele spielen und wie sie zusammengesetzt sind, wo sie her kommen – und mir ist eben aufgefallen: Adventurespieler sind meistens sehr gebildete, sehr intelligente Leute, auch sehr höfliche Leute. Das fällt vor allem in dem Miteinander in den Foren auf. Wenn man sich dann mal die Foren zum Beispiel von unseren Sportspielen ansieht, da treibt sich eine ganz andere Klientel an Spielern herum. Da ist der Ton auch viel rauer und viel ausfallender und beleidigender... und auch, sagen wir einmal von der Rechtschreibung und so weiter. Also um das zusammenzufassen: Adventurespieler sind sehr gebildet und intelligent, meistens dann auch etwas älter als der normale Durchschnitts-Computerspieler, also viele so etwa Mitte 20.
Was mich manchmal an der Adventure-Community stört ist, dass es gegenüber Veränderungen viele konservativ eingestellte Spieler gibt. Aber noch nicht mal gegenüber drastischen Veränderungen, wie bei der Steuerung oder beim Rätseldesign, sondern auch gegenüber Veränderungen z.B. im Vergleich zu den alten Klassikern wie 'Monkey Island' oder 'Indiana Jones'. Ich meine, die Zeit dieser Klassiker die war mal und diese Zeit ist heute vorbei. Jetzt gibt es eben neue Adventures und es gibt viele neue gute Adventures. Ich find es eben schlecht und falsch, wenn diese neuen Adventures immer an irgendwelchen fast 15 Jahre alten Titeln gemessen werden, die damals geil waren, aber ganz einfach heutzutage niemanden mehr wirklich interessieren würden, wenn sie heute neu rauskommen würden. Ich finde dass oftmals so ein bisschen Äpfel mit Birnen verglichen werden und Spiele dann auch irgendwie unfair abgestraft werden.
Na ja und das übliche, wie es wahrscheinlich jedem anderen Publisher bei der Community auch so ergeht: "Es recht zu machen jedermann, es eine Kunst die niemand kann". Also es ist eigentlich völlig egal was wir machen: Ob wir die Demo jetzt vor Release rausbringen oder nach Release, oder ob wir zu wenig Pressemitteilungen machen oder zu viele Pressemitteilungen. Es gibt immer irgendwelche Leute, die sich über irgendetwas aufregen. Ich weiss nicht ob das in anderen Fangemeinden auch so ist, in der Adventure-Gemeinde ist das halt so. Na ja, das muss man als Publisher halt so hinnehmen.
Welches Adventure-Spiel das von dtp vertrieben wurde, ist bisher dein persönlicher Favorit?
Mein persönlicher Favorit bisher war auf jeden Fall 'Black Mirror'. Das hat mir auch thematisch am besten gefallen und von der Grafik und der Optik her. Auf Platz zwei kommt eigentlich gleich 'The Moment of Silence'.
Welches Spiel war bisher das massentauglichste?
Am Massentauglichsten war letztendlich dann doch 'Black Mirror', was wir gar nicht so gedacht hätten, was auch relativ überraschend war für uns. Aber es hat sich dann eben herausgestellt, dass die deutschen Adventurespieler weniger auf die bunten Comic-Adventures stehen, als eher auf die - sag ich mal - realistischen, düsteren Geschichten, mit denen sie anscheinend eher etwas anfangen können.
Die Comic-Adventures dagegen kommen nicht so gut an, anscheinend weil sie irgendwo so ein Zwischending sind: Sie sehen aus wie Kinderspiele, sind aber eigentlich keine Kinderspiele. Sie sind von der Thematik und vom Humor her meistens was für Erwachsene, sehen aber nicht so aus. Damit können die deutschen Spieler anscheinend nicht soviel anfangen.
Entpuppte sich 'Black Mirror' also definitiv als der Überraschungserfolg 2004?
'Black Mirror' ist auf jeden Fall ein Überraschungserfolg. Also, wir wussten dass das Ding funktionieren würde, sonst hätten wir es ja nicht gemacht, aber dass es sich zum bestverkauften Vollpreis Adventure in diesem Jahr auf dem Gesamtmarkt überhaupt entwickeln würde, das hätten wir nicht gedacht. Dass es also ein richtiger Hit wird, der jetzt so in der Retrospektive eigentlich nur noch von 'Runaway' übertroffen wird.
Welcher Titel verkaufte sich am schwächsten?
Der schwächste Titel von den Verkaufszahlen bisher war eigentlich 'The Westerner'.
Was bedeutete das Jahr 2004 für dtp?
2004 bedeutet auf jeden Fall einen riesigen Schub für dtp nach vorne. Es ist uns denke ich in diesem Jahr schon gelungen uns als der Adventure-Publisher schlecht hin darzustellen und das auch in der breiten Öffentlichkeit sozusagen darzulegen und auch dort bekannt zu machen. Wir sind die Spezialisten für Adventures und nicht ein kleiner Publisher der ab und zu mal ein Spiel rausbringt, sondern wirklich auch eine ernstzunehmende Grösse im Spielebereich. Insofern war das schon sehr wichtig.
Man sieht, dass wir jetzt in einer Situation sind, wo wir uns die Spiele die uns angeboten werden aussuchen können, weil wir sozusagen die ersten sind, die von Entwicklern angesprochen werden, wenn die ein neues Adventure haben. Das war von einem Jahr noch nicht so, da mussten wir mehr oder weniger um die Titel betteln.
Wenn du die Möglichkeit hättest, etwas vom letzten Jahr zu ändern, was wäre das?
Rein vom PR und Marketing her gesehen, ist es sehr gut gelaufen und die Art und Weise wie wir so einen Pressehype eben aufgebaut haben werden wir auch so belassen. Bei 'Black Mirror' ist es gut gelaufen, bei den anderen Produkten auch. Auch bei 'The Moment of Silence' war es richtig und notwendig soviel zu machen.
Was ich allerdings gesehen habe, was ich im nachhinein auch ändern würde, ist z.B. dass wir 'The Moment of Silence' versucht haben als neue Genre-Referenz von Anfang an zu verkaufen – was es dann aber nicht geworden ist. Da hätten wir etwas vorsichtiger rangehen müssen. Ich finds schon richtig, dass wir soviel für den Titel gemacht haben und ich würd' auch jeder Zeit wieder soviel machen, allerdings würde ich mich im Ton, sag ich mal, etwas mehr zurück halten.
Deine Meinung zu ...
'Black Mirror':
Ein wirklich erstklassiges Horror-Adventure mit super Atmosphäre.
'The Moment of Silence':
Das erste Computerspiel, das wirklich eine zeitkritische Aussage hat.
'Nibiru':
Ein sehr vielversprechender Titel, mit ebenfalls wunderschöner Grafik.
'The Westerner':
Trifft nicht so ganz mein Geschmack, ist aber stellenweise doch sehr witzig.
'Runaway 2':
Ich freu mich drauf und ich hoffe, dass es bald erscheinen wird.
'Clever & Smart':
Habe ich noch nicht gespielt, kann ich noch nicht viel dazu sagen, aber wie gesagt: Comic-Adventures sprechen mich nicht so an.
'Syberia 2':
Ist finde ich technisch das derzeit beste Adventure, also das beste 3rd Person Adventure und ist, finde ich, der PR-Arbeit masslos gegen die Wand gefahren und auch in der Fachpresse unterbewertet worden.
Ich bin der PR Manager von dtp, d.h. meine Aufgabe ist es die dtp-Produkte nach aussen hin zu promoten, die dtp-Produkte bekannt zu machen und mit den verschiedenen Redaktionen und Zeitungen, Zeitschriften und Online–Redaktionen zusammenzuarbeiten, damit unsere Produkte eben auch möglichst breit in diesen Medien stattfinden.
Wieviel Aufwand betreibt ihr zur Vermarktung eines Adventure-Spiels?
Gerade bei den Adventures betreiben wir natürlich einen riesigen Aufwand, weil wir festgestellt haben, dass sich die Adventures nur dann gut verkaufen lassen, wenn man wirklich wie eine ganze Horde von Buschnegern dafür trommelt. Deswegen machen wir von Beginn des Hypes, bis dann ungefähr einen Monat nach Release ca. 60 Pressemitteilungen. Wir versuchen in allen möglichen Medien Previews zu lancieren und kümmern uns danach natürlich auch noch um die Tests. Darüber hinaus überlegen wir uns, was wir zu den Spielen zusätzlich noch machen können, jetzt Abseits der normalen Berichterstattungen, also Abseits von Pressemitteilungen, Previews und Reviews, versuchen wir eben noch spezielle Interviews zu geben. Wir versuchen uns auszudenken, was wir zusätzlich zu diesen Titeln noch machen können, was zu diesen Titeln noch passt. Zum Beispiel irgendwelche Special-Infos über Sherlock Holmes oder über Sir Arthur Doyle, dass wir so was auf der Webseite machen. Und dann überlegen wir uns, was wir noch als zusätzlichen Gimmick für unsere Kunden online zur Verfügung stellen können, wie zum Beispiel den Comic, den wir jetzt schon einige Male gemacht haben.
Ist das alles dann meistens von einem finanziellen Rahmen abhängig?
Wir haben ein bestimmtes Marketing Budget für jeden Titel und dieses Marketing Budget fliesst in Anzeigen und gekaufte PR.
Was sollte man berücksichtigen um ein Spiel möglichst effizient absetzen zu können?
Man muss sich zunächst einmal überlegen was der interessante Knackpunkt an diesem Spiel ist, also über welchen Dreh und Angelpunkt man sozusagen dieses Spiel für die Leute interessant machen könnte, die sich nicht schon von sich aus für Adventures interessieren. D.h. das könnte jetzt bei 'Sherlock Holmes' der Krimi-Aspekt sein, bei 'Black Mirror' der Horror-Aspekt und bei 'The Moment of Silence' die Verschwörungstheorie.
Das muss man sich eben vorher überlegen und dementsprechend dann auch versuchen Medien anzusprechen, die eben speziell für dieses Thema bereit und aufnahmefähig sind. Jetzt zum Beispiel bei 'Black Mirror' Gothic Seiten, Horror-Seiten, Horror-Medien, bei 'The Moment of Silence' Mystery- Seiten, Verschwörungs-Seiten, Science Fiction Seiten auch, bei 'Sherlock Holmes' Krimi-Seiten, Krimiportale und so weiter. Oder eben auch im Printbereich, das muss man sich dann eben genau überlegen. Dann versucht man mit verschiedenen PR und Marketing Massnahmen das Interesse der Community an dem Produkt zu wecken. Das geschieht zum Beispiel auch, wenn man Hollywood Sprecher für die Hauptrolle engagiert.
Was für eine Relevanz hat das Adventure-Genre nun für die Firma dtp tatsächlich?
Nachdem wir auf Adventures spezialisiert sind und von einigen Medien – wie zum Beispiel vom Inventory – auch schon als Europas wichtigster Publisher für Adventures gesehen werden, kann man sagen, dass Adventures - wenn nicht das Hauptstandbein - so auf jeden Fall eines der wichtigsten Standbeine überhaupt von dtp sind und wir werden, auch wenn wir noch andere Genres machen, in Zukunft, wie wir es auch schon gemacht haben mit dem Radsportmanager u.s.w auf jeden Fall unseren Hauptfokus auf Adventures belassen.
Was für Schritte geht ein Adventure, bis es schliesslich in den Läden steht?
Also von unserer Seite her ist es so, dass wir natürlich auch in das Scouting und in die Titelwahl involviert sind, d.h. wir haben da in der PR-Abteilung ein Wörtchen mitzureden. Wir müssen auch bevor ein Titel ausgewählt wird unsere Einschätzungen abgeben, ob sich der Titel vermarkten oder in der Presse verkaufen lässt oder welche Wertungen er wahrscheinlich bekommen wird. Unsere Entscheidungen fliessen letztendlich also auch in den Entscheid ein, ob ein Spiel gemacht wird. Und dann geht es natürlich in die Verhandlungsphase, an der sind wir in der PR-Abteilung nicht aktiv beteiligt, sondern das macht das Produkt Management und wenn der Titel dann unterzeichnet ist, müssen wir dafür sorgen, diese Unterzeichnung des Vertrages erst mal bekannt zu machen und dann den Titel in der Presse anzukündigen. Das ist so der erste Schritt.
Anschliessend wird dann eine PR-Strategie aufgebaut. Diese Strategie muss dann langsam angefahren werden, erst einmal mit einigen wenigen Pressemitteilungen, dann wöchentliche Pressemitteilung, in den letzten vier Wochen mehrfach wöchentliche Pressemitteilungen und dann eben nach dem Release wird eine ganz intensive Community- und Forenbetreuung gestartet. Wir versuchen dann auch in anderen Foren Leute zu gewinnen, damit sie sich die Spiele zumindest einmal ansehen. Die Gestaltung der Webseite, das ist eigentlich etwas, dass wir einen Monat vor Release machen.
Wie steht dtp zu anderen Publishern?
Nun ja, das ist schwer zu sagen. Ich finde halt, dass die meisten anderen Publishern zumindest für die Adventures zu wenig in der Presse tun und das macht sich dann auch in den Verkaufszahlen sehr sehr stark bemerkbar. Also man sieht einfach, dass wenn für ein Adventure keine PR-Arbeit, oder einfach so gut wie keine oder nur wenig Arbeit geleistet wird, funktionieren Adventures nicht. Auch wenn sie qualitativ noch so hochwertig sind und noch so interessante Titel. Da sehen wir schon, dass die Konkurrenz da Defizite hat und wir bei uns eher eine Stärke sehen, die wir dann auch in Zukunft weiter ausbauen möchten.
Was hälst du von den Adventure-Fans? Was ist dir alles an der Community schon aufgefallen?
An Positivem an der Adventure Community fällt mir auf, dass sie - also wir betreiben ja auch Zielgruppenforschung, schauen uns sehr genau an, welche Leute unsere Spiele spielen und wie sie zusammengesetzt sind, wo sie her kommen – und mir ist eben aufgefallen: Adventurespieler sind meistens sehr gebildete, sehr intelligente Leute, auch sehr höfliche Leute. Das fällt vor allem in dem Miteinander in den Foren auf. Wenn man sich dann mal die Foren zum Beispiel von unseren Sportspielen ansieht, da treibt sich eine ganz andere Klientel an Spielern herum. Da ist der Ton auch viel rauer und viel ausfallender und beleidigender... und auch, sagen wir einmal von der Rechtschreibung und so weiter. Also um das zusammenzufassen: Adventurespieler sind sehr gebildet und intelligent, meistens dann auch etwas älter als der normale Durchschnitts-Computerspieler, also viele so etwa Mitte 20.
Was mich manchmal an der Adventure-Community stört ist, dass es gegenüber Veränderungen viele konservativ eingestellte Spieler gibt. Aber noch nicht mal gegenüber drastischen Veränderungen, wie bei der Steuerung oder beim Rätseldesign, sondern auch gegenüber Veränderungen z.B. im Vergleich zu den alten Klassikern wie 'Monkey Island' oder 'Indiana Jones'. Ich meine, die Zeit dieser Klassiker die war mal und diese Zeit ist heute vorbei. Jetzt gibt es eben neue Adventures und es gibt viele neue gute Adventures. Ich find es eben schlecht und falsch, wenn diese neuen Adventures immer an irgendwelchen fast 15 Jahre alten Titeln gemessen werden, die damals geil waren, aber ganz einfach heutzutage niemanden mehr wirklich interessieren würden, wenn sie heute neu rauskommen würden. Ich finde dass oftmals so ein bisschen Äpfel mit Birnen verglichen werden und Spiele dann auch irgendwie unfair abgestraft werden.
Na ja und das übliche, wie es wahrscheinlich jedem anderen Publisher bei der Community auch so ergeht: "Es recht zu machen jedermann, es eine Kunst die niemand kann". Also es ist eigentlich völlig egal was wir machen: Ob wir die Demo jetzt vor Release rausbringen oder nach Release, oder ob wir zu wenig Pressemitteilungen machen oder zu viele Pressemitteilungen. Es gibt immer irgendwelche Leute, die sich über irgendetwas aufregen. Ich weiss nicht ob das in anderen Fangemeinden auch so ist, in der Adventure-Gemeinde ist das halt so. Na ja, das muss man als Publisher halt so hinnehmen.
Welches Adventure-Spiel das von dtp vertrieben wurde, ist bisher dein persönlicher Favorit?
Mein persönlicher Favorit bisher war auf jeden Fall 'Black Mirror'. Das hat mir auch thematisch am besten gefallen und von der Grafik und der Optik her. Auf Platz zwei kommt eigentlich gleich 'The Moment of Silence'.
Welches Spiel war bisher das massentauglichste?
Am Massentauglichsten war letztendlich dann doch 'Black Mirror', was wir gar nicht so gedacht hätten, was auch relativ überraschend war für uns. Aber es hat sich dann eben herausgestellt, dass die deutschen Adventurespieler weniger auf die bunten Comic-Adventures stehen, als eher auf die - sag ich mal - realistischen, düsteren Geschichten, mit denen sie anscheinend eher etwas anfangen können.
Die Comic-Adventures dagegen kommen nicht so gut an, anscheinend weil sie irgendwo so ein Zwischending sind: Sie sehen aus wie Kinderspiele, sind aber eigentlich keine Kinderspiele. Sie sind von der Thematik und vom Humor her meistens was für Erwachsene, sehen aber nicht so aus. Damit können die deutschen Spieler anscheinend nicht soviel anfangen.
Entpuppte sich 'Black Mirror' also definitiv als der Überraschungserfolg 2004?
'Black Mirror' ist auf jeden Fall ein Überraschungserfolg. Also, wir wussten dass das Ding funktionieren würde, sonst hätten wir es ja nicht gemacht, aber dass es sich zum bestverkauften Vollpreis Adventure in diesem Jahr auf dem Gesamtmarkt überhaupt entwickeln würde, das hätten wir nicht gedacht. Dass es also ein richtiger Hit wird, der jetzt so in der Retrospektive eigentlich nur noch von 'Runaway' übertroffen wird.
Welcher Titel verkaufte sich am schwächsten?
Der schwächste Titel von den Verkaufszahlen bisher war eigentlich 'The Westerner'.
Was bedeutete das Jahr 2004 für dtp?
2004 bedeutet auf jeden Fall einen riesigen Schub für dtp nach vorne. Es ist uns denke ich in diesem Jahr schon gelungen uns als der Adventure-Publisher schlecht hin darzustellen und das auch in der breiten Öffentlichkeit sozusagen darzulegen und auch dort bekannt zu machen. Wir sind die Spezialisten für Adventures und nicht ein kleiner Publisher der ab und zu mal ein Spiel rausbringt, sondern wirklich auch eine ernstzunehmende Grösse im Spielebereich. Insofern war das schon sehr wichtig.
Man sieht, dass wir jetzt in einer Situation sind, wo wir uns die Spiele die uns angeboten werden aussuchen können, weil wir sozusagen die ersten sind, die von Entwicklern angesprochen werden, wenn die ein neues Adventure haben. Das war von einem Jahr noch nicht so, da mussten wir mehr oder weniger um die Titel betteln.
Wenn du die Möglichkeit hättest, etwas vom letzten Jahr zu ändern, was wäre das?
Rein vom PR und Marketing her gesehen, ist es sehr gut gelaufen und die Art und Weise wie wir so einen Pressehype eben aufgebaut haben werden wir auch so belassen. Bei 'Black Mirror' ist es gut gelaufen, bei den anderen Produkten auch. Auch bei 'The Moment of Silence' war es richtig und notwendig soviel zu machen.
Was ich allerdings gesehen habe, was ich im nachhinein auch ändern würde, ist z.B. dass wir 'The Moment of Silence' versucht haben als neue Genre-Referenz von Anfang an zu verkaufen – was es dann aber nicht geworden ist. Da hätten wir etwas vorsichtiger rangehen müssen. Ich finds schon richtig, dass wir soviel für den Titel gemacht haben und ich würd' auch jeder Zeit wieder soviel machen, allerdings würde ich mich im Ton, sag ich mal, etwas mehr zurück halten.
Deine Meinung zu ...
'Black Mirror':
Ein wirklich erstklassiges Horror-Adventure mit super Atmosphäre.
'The Moment of Silence':
Das erste Computerspiel, das wirklich eine zeitkritische Aussage hat.
'Nibiru':
Ein sehr vielversprechender Titel, mit ebenfalls wunderschöner Grafik.
'The Westerner':
Trifft nicht so ganz mein Geschmack, ist aber stellenweise doch sehr witzig.
'Runaway 2':
Ich freu mich drauf und ich hoffe, dass es bald erscheinen wird.
'Clever & Smart':
Habe ich noch nicht gespielt, kann ich noch nicht viel dazu sagen, aber wie gesagt: Comic-Adventures sprechen mich nicht so an.
'Syberia 2':
Ist finde ich technisch das derzeit beste Adventure, also das beste 3rd Person Adventure und ist, finde ich, der PR-Arbeit masslos gegen die Wand gefahren und auch in der Fachpresse unterbewertet worden.