Seit Mitte der 90er Jahre haben sich die 'Baphomets Fluch'-Spiele von Revolution Software einen Namen als eine der bekanntesten Adventurereihen überhaupt gemacht. Obwohl die Spiele stets als Trilogie geplant waren, die mit 'Baphomets Fluch 3: Der schlafende Drache' eigentlich ihren Abschluss gefunden haben, kündigten Revolution und Publisher THQ überraschenderweise einen vierten Teil an, der bereits im September erscheinen soll. Wir hatten die Möglichkeit uns mit Revolutions Chefentwickler und Designerlegende Charles Cecil zu treffen und 'Baphomets Fluch 4: Der Engel des Todes' anzuspielen.
George ist wieder solo
George Stobbart, oftmals unfreiwilliger Held und Hobby-Abenteurer, ist ganz am Boden angekommen. Ein Jahr nach seinem Kampf gegen den Drachen in Glastonbury ist seine Beziehung zu Nico endgültig in die Brüche gegangen und niemand in New York will ihm mehr einen anständigen Job geben. George bleibt es nur noch sich im miesesten Viertel der Stadt als Rechtsberater von Gangstern, Dealern und Verbrechern durchzuschlagen.
Gerade als George dachte, dass nichts Schlimmeres mehr passieren könnte, betritt die geheimnisvolle Schönheit Anna Maria sein Büro. Sie erzählt ihm von einem uralten Manuskript, das sich bereits seit Jahren im Besitz ihrer Familie befindet und das sie zu entschlüsseln begonnen hat. Scheinbar enthält das Manuskript Hinweise auf eine gefährliche Waffe, die in der Lage sein soll selektiv zu töten und die bereits einmal vor vielen Jahrhunderten gegen die Ägypter zum Einsatz kam: Der Engel des Todes. Irgendwie scheint die Mafia Wind von der Sache bekommen und ist Anna Maria nun dicht auf den Fersen, um sie aus dem Weg zu räumen und das Manuskript an sich zu reißen. Für George beginnt damit nicht nur ein neues Abenteuer sondern auch jede Menge Ärger...
Verflucht noch mal...
Drei Jahre nach der Veröffentlichung von 'Baphomets Fluch 3: Der schlafende Drache' wird die Geschichte um Gerorge Stobbart und Nicole Collard im September in 'Baphomets Fluch 4: Der Engel des Todes' fortgesetzt. Anders als bei den ersten drei Spielen hat sich Revolution, das inzwischen auf Charles Cecil als einzigen Vollzeitangestellten zusammengeschrumpft ist, Hilfe bei der Umsetzung an Bord geholt. Der komplette technische Teil von 'Baphomets Fluch 4' wird von Sumo Digital, die sich bisher für Spiele wie 'Outrun 2006' oder 'Virtua Tennis: World Tour' verantwortlich zeigten, erschaffen. Auf diese Weise kann Charles Cecil mehr Zeit für die Story und Rätsel aufbringen, ohne dabei von Umsetzungsschwierigkeiten abgelenkt zu werden.
Direkt nach der Startsequenz, die genau die 'Baphomets Fluch'-Atmosphäre versprüht, die viele Spieler in den ersten Teilen der Serie lieben gelernt haben, sitzt George richtig in der Klemme. Die Mafiosi haben sein Büro erreicht und wollen nicht nur Anna Maria, sondern auch ihm ans Leder. George muss nun nicht nur die Gangster davon abhalten ins Gebäude zu kommen, sondern auch einen Fluchtweg für sich und Anna Maria finden. Dabei ist es für George, wie in den ersten Teilen, durchaus auch möglich zu sterben, wenn er sich unvorsichtig anstellt. Im Falle des Todes, steigt das Spiel jedoch direkt am Beginn der Szene ein.
Grafisch ist 'Baphomets Fluch 4' zwar nicht auf Augenhöhe mit den Vorzeigespielen einiger anderer Genres, weiß aber im Vergleich zu anderen Adventures durchaus zu überzeugen. Da diesmal auf eine Konsolenumsetzung verzichtet wird, müssen keine Einschränkungen seitens der Technik hingenommen werden. Lichteffekte, wie Schattenwurf und Spiegelungen der Charaktere, funktionieren vorzüglich und auch Regen- und Dampfeffekte passen ausgezeichnet ins Gesamtbild.
Einige der Effekte sollen dabei nicht nur gut aussehen, sondern auch in so manchem Rätsel Verwendung finden. So muss George im Laufe des Spiels an das Handtuch eines Mannes, der gerade unter der Dusche steht, gelangen. Dieser erblickt ihn jedoch immer zu schnell und verhindert so das Vorhaben. Erst nachdem George die Temperatur der Dusche hochregelt und jede Menge Dampf aufsteigt, kann er sich ungesehen anschleichen und das Handtuch mitnehmen.
Zur Unterstützung der Atmosphäre des Spiels tragen auch viele Kleinigkeiten bei. Beispielsweise führen die Tauben auf dem Dach von Georges Büro ein richtiges Eigenleben. Sie hüpfen munter umher, laufen davon, wenn man ihnen zu Nahe kommt oder fliegen gleich in sicheren Abstand auf's Nachbardach.
Die Streicher- und Klavierklänge knüpfen musikalisch nahtlos an die ersten Teile der Serie an und auch in Sachen Synchronisation bleibt zum Glück alles beim Alten: Alexander Schottky wird erneut Geroge Stobbart sprechen, während Franziska Pigulla der Journalistin Nicole Collard ihre Stimme leiht. Aber auch ein umstrittenes Spielelement aus dem letzten Teil bleibt uns erhalten: Die Kistenrätsel. Glücklicherweise ist dies aber nur mit Einschränkungen der Fall. Zwar werden noch immer Kisten verschoben, da Charles Cecil darin eine gute Interaktionsmöglichkeit mit der dreidimensionalen Spielwelt sieht, allerdings soll dies nicht mehr als Mittel zum Zweck der künstlichen Spielzeiterhöhung geschehen, sondern nur noch, wenn es auch sinnvoll erscheint. So muss man etwa ein Regal vor einer Tür umkippen, um einige Verfolger am Reinkommen zu hindern, oder eine Klimaanlage, die den Weg nach draußen versperrt entfernen. Nach der Kritik an dieser Art von Rätseln nach dem dritten Teil der Serie wird dieses Element sicherlich nur eine deutlich untergeordnete Rolle spielen.
Point and Click is dead back to life!
"Point and Click is dead" – Diese Aussage von Revolution-Chef Charles Cecil spaltete seinerzeit die Spielergemeinde. Im Gespräch mit uns relativierte Cecil zwar die Aussage in soweit, dass Point & Click Adventures alles andere als tot sind und sich, wie in etwa 'Runaway' auch sehr gut verkaufen können, allerdings steht er nach wie vor dazu, dass die Zeit der klassischen 2D-Point & Click-Adventures mit statischen Räumen ohne Interaktionsmöglichkeiten vorbei ist. Er bedauerte außerdem, dass er dem Spieler in 'Baphomets Fluch 3' nicht die Wahl zwischen direkter und indirekter Steuerung per Point & Click gelassen hat. Als Konsequenz daraus verwendet 'Baphomets Fluch 4' eine Kombination verschiedener Steuerungen, die auch allesamt eigenständig funktionieren.
Der Spieler hat die Wahl George (oder einen anderen spielbaren Charakter) mit der Maus per Linksklick zu bewegen, ihn direkt per Pfeiltasten der Tastatur zu steuern oder ihm durch Bewegen der Maus bei gedrückter Linkstaste die Bewegungsrichtung vorzugeben. Alle diese Modi funktionieren gleichzeitig, ohne dass man sich im Menü für eine davon entscheiden müsste. Auch die Interaktion mit Gegenständen funktioniert entweder per Tastatur wie im dritten Teil der Serie oder per Mausklick. Dabei führt die linke Taste eine Standardfunktion aus, während man per Rechtsklick die Wahl zwischen einigen möglichen Operationen hat.
Damit der Spieler beim Rätseln nicht in der Luft hängen gelassen wird, soll George etwa alle zehn Minuten daran erinnert werden, was er zu tun hat. Wie das in der Praxis aussehen wird, wurde jedoch noch nicht verraten. Zusätzlich dazu wird das Spiel eine Hint-Funktion enthalten. Per Klick im Hauptmenü des Spiels öffnet sich ein Browserfenster, in dem zunächst allgemeine Hinweise zur jeweiligen Situation gegeben werden. Ein weiterer Klick präzisiert die Tipps, während nach einem dritten Klick die genaue Lösung angegeben wird. Da das Spiel für diese Tipps verlassen werden muss, wird wohl eine ständige oder zufällige Benutzung dieser Funktion weitestgehend ausgeschlossen. Es bleibt dem Spieler überlassen, inwieweit er von dem Hilfesystem Gebrauch machen will.
'Baphomets Fluch 4' macht Vieles richtig, was im dritten Teil der Serie nicht optimal verlief. Auch wenn die Screenshots nur wenig Gemeinsamkeiten mit den ersten beiden Teilen der Serie haben, kommt während des Spielens eine 'Baphomets Fluch'-Atmosphäre auf, die sich einfach richtig anfühlt. Dank Rückkehr zur Point & Click-Steuerung und deutlich anspruchsvolleren Rätseln als bei 'Baphomets Fluch 3' bin ich zuversichtlich, dass 'Baphomets Fluch 4' die Stärken der Vorgängerspiele vereinen und in eine zeitgemäße 3D-Umgebung pressen kann. Daher sollten auch Spieler, denen der dritte Teil der Serie nicht gefallen hat, dem Spiel eine Chance geben.
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Baphomets Fluch 4: Der Engel des Todes
- Entwickler
- Revolution Software Ltd.
- Publisher
- THQ
- Release
- 15. September 2006
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.broken-sword.com/
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