Das Jahr 2013 hat aus Adventure Sicht ruhig begonnen. Ein Ende des Winterschlafes ist nun aber in Sicht. Daedalics neuestes Werk 'The Night of the Rabbit' (vorher 'The Rabbit's Apprentice: Im Bann des Zaroff') präsentiert sich in einem erfreulich fortgeschrittenen Stadium und scheint fast reif zum Pflücken. Welchen Eindruck wir bislang von diesem Spiel haben verraten wir Euch in unserem Preview.
Ein letzter Blick auf die Stadt, ehe die weite Reise beginnt...Der 12-jährige Jerry Haselnuss wünscht sich sehnlichst ein Magier zu werden. Kurz vor Ende der Sommerferien ist dieser Traum plötzlich zum aus dem Zauberhut Greifen nahe. Ein rätselhafter Brief fliegt der Frohnatur unverhofft in die Hände und damit die Anleitung zu einem magischen Ritual. So nimmt unser Abenteuer also seinen Anfang. Bald darauf machen wir Bekanntschaft mit dem sprechenden und wohl gekleideten Kaninchen Marquis de Hoto. Der will unseren kleinen Protagonisten in die magischen Künste einführen und öffnet dazu ein magisches Portal. Jerry muss nicht lange überlegen und folgt ihm auf diesem Weg in seine Heimat, um dort die Ausbildung zum Baumläufer zu starten.
Friede Freude Eierkuchen?
Der Marquis will uns die Künste der Magie lehrenDie Reise führt nach Mauswald, einer idyllischen Stadt am Fuß eines gewaltigen Baumes, die von sprechenden Tieren in Jerrys Größe bewohnt wird. Vom Marquis werden wir nun instruiert, was alles für unsere Ausbildung vorzubereiten ist. Während wir diese Liste abarbeiten, haben wir Gelegenheit, uns in der fremden Märchenwelt zu orientieren. Doch so positiv die Geschichte in den ersten beiden Stunden vielleicht voranschreiten mag, so sehr schlägt sie dann später einen dunkleren Ton an. Ein böser Magier mit Namen Zaroff verhängt einen Bann über diese Welt und sorgt für Unheil. Nun liegt es an Jerry und seinen neuen Freunden, dem Magier das Handwerk zu legen und den Bann zu brechen...
Lachen ist gesund
Skurrile Gestalten wie dieses Vater-Sohn-Gespann gibt es einigeDie Geschichte zu 'Im Bann des Zaroff' stammt diesmal aus der Feder von Matthias Kempke. Der konnte vor einiger Zeit bereits mit dem Indie-Adventure 'What Makes You Tick: A Stitch in Time' aufwarten und lässt auch diesmal seine Fantasie aufblitzen. Die Charaktere sind meist liebenswert, einprägsam und noch dazu recht überzeugend gesprochen. Hauptfigur Jerry Haselnuss macht einen sympathischen Eindruck, selbst wenn er nicht so kantig ist, wie ein Rufus oder Sadwick aus vergangenen Spielen und manchmal vielleicht zuviel Optimismus versprüht. Obwohl die recht weitläufig erzählte Geschichte eine düstere Komponente hat, vergessen die Entwickler nie den Humor und setzen dieses Element gezielt ein. Allerdings ufern manche Dialoge zumindest in der vorläufigen Form etwas aus. Ein Klick auf eine Dialogoption kann manchmal einen Schwall an Worten zur Folge haben. Aber den kann man mittels Escape-Taste immer drastisch abkürzen.
Jerry Looking Through
Das Intro bildet einen netten Einstieg, auch wenn wir hier nicht viel machen können.Die Steuerung ist Genre-typisch geraten, wobei diesmal allerdings primär nur eine Maustaste benutzt wird. Wird der Mauszeiger auf ein Objekt gerichtet, dann wird angezeigt, ob wir es durch einen Mausklick aufheben oder nehmen. Allerdings dürfen wir dabei nicht zwischen mehreren Handlungsalternativen wählen. Via Scrollrad der Maus oder Tastatur lässt sich das Inventar aufrufen. Ähnlich dem demnächst erscheinenden 'Lilly Looking Through' gibt es in dieser Welt immer wieder Elemente und Wesen, die wir nur dann sehen können, wenn Jerry durch eine magische Münze hindurch blickt.
Daedalics Handschrift lässt grüßen
Ein Klick auf die Münze lässt einen manche Dinge mit anderen Augen sehenDas Rätseldesign wird Kennern von Daedalic vermutlich nicht weiter überraschen. Gerade zu Anfang bewegt sich die Geschichte aber etwas langsam voran und man sieht sich mit viel Kleinklein-Aufgaben konfrontiert, wodurch die eigentliche Story phasenweise etwas in den Hintergrund rücken kann. Ähnlich 'Deponia 2' wird man bald nach der Einleitung in eine weite Welt geworfen,in der man sich erst orientieren muss und wo es vom Start weg viele Orte zu erkunden gibt. Teilweise sieht man sich auch mit Puzzles konfrontiert, bei denen man vielleicht nicht gleich weiß, inwieweit sie der eigentlichen Hauptaufgabe dienen können. Immerhin scheinen die Aufgaben aber einige Herausforderungen parat zu halten. Im fertigen Spiel ist man aber sowieso nicht völlig auf sich gestellt sein. Es wird eine integrierte Hilfefunktion mit Lösungshinweisen geben. Die war in der Preview-Fassung allerdings noch nicht fertig.
Saubere Umsetzung
Es werden erfreulich viele Schauplätze gebotenDie 2D-Hintergründe sind detailliert und liebevoll gezeichnet. Wirkten die Schauplätze von 'Satinavs Ketten' noch sehr statisch, so wird bei 'Im Bann des Zaroff' das Bemühen deutlich, mehr Bewegung ins Spiel zu bringen und eine räumlichere Wirkung zu erzeugen. Manchmal bewegt sich der Hinter- und/oder Vordergrund beispielsweise mit der Bewegung des Protagonisten mit, wodurch ein perspektivischer Eindruck entsteht. Die Figuren sind jedenfalls sauber und recht lebendig animiert. Allerdings ist es schade, dass sie meist - wie in vielen Adventures - starr an einem Ort verharren. Im fertigen Spiel wird es zudem kurze Zwischensequenzen geben, die in der vorliegenden Fassung noch nicht ganz fertig waren. Der Soundtrack macht jedenfalls einen ausgezeichneten Eindruck, verleiht dem Geschehen viel Atmosphäre und rundet den positiven Eindruck gekonnt ab.
Im Bann des Zaroff wird sich sehr gut in die Liste der bisherigen Daedalic-Titel einreihen. Die Rätsel haben einen gewohnten Charakter und auch der Humor ist gewohnt. Die Geschichte kommt zwar langsam in die Gänge, macht soweit aber ebenfalls einen guten Eindruck. Die Charaktere sind liebenswert, aber kantige Figuren ala Rufus bilden eher die Ausnahme. Wer gerne Fantasiewelten erkundet und knackige Rätsel löst, der sollte dieses charmante Adventure im Auge behalten. Es bringt soweit sehr gute Voraussetzungen für ein gelungenes Adventure