Im zweiten Telltale-Abenteuer mit dem vielseitigen Milliardär Bruce Wayne alias Batman erleben wir die Schattensatten des Undercover-Daseins und sehen uns mit einigen moralischen Dilemmata konfrontiert. Auch an bekannten Schurken mangelt es nicht. In inhaltlicher Hinsicht gibt es zudem Anknüpfungspunkte zum Vorgänger, den man durchaus gespielt haben sollte. Ob die Fortsetzung eine Empfehlung verdient, nehmen wir jetzt im Test genauer unter die Lupe. Auf Spoiler verzichten wir dabei so gut wie möglich.
Milliardär als Undercover-Agent
'The Enemy Within' (Deutsch: 'Der Feind im Inneren') knüpft an die Ereignisse des ersten Abenteuers an. Dort getroffene Entscheidungen lassen sich beim Start importieren (wird darauf verzichtet, treten Standard-Entscheidungen in Kraft). Es macht Sinn, das zu tun, denn die amerikanische Spieleschmiede zeigt sich bemüht, Bezug auf den Vorgänger zu nehmen. Das Verhältnis zu Gordon, Catwoman, John Doe, das Image von Bruce Wayne... all das macht sich wiederholt bemerkbar. Natürlich ändern sich dadurch nur feine Nuancen, aber es trägt trotzdem zu einem persönlichen Spielerlebnis bei.
Mit Riddler beginnt alles - seine Ziele sind zunächst sehr rätselhaft |
An bekannten Superschurken mangelt es nicht und den Anfang macht der Riddler. Er ist längst nicht der Einzige: Bane, Mister Freeze, Harley Quinn...einiges aus dem bunten DC-Comic-Universum wird aufgeboten. Bruce Waynes Identität als Fledermaus steht obendrein auf dem Spiel – er wird von einer fragwürdigen Regierungsbehörde (die Agency) genötigt, um als Undercover-Agent Kontakt mit John Doe aufzunehmen. Dessen "Freunde" führen – wie könnte es auch anders sein - Übles im Schilde und ganz Gotham ist in Gefahr.
Welcher Erzfeind hinter John Doe steckt, war im ersten Teil leicht zu erahnen. Egal wie bekannt diese Figur den meisten Spielern auch sein dürfte, Telltale Games gelingt ein spannender, unverbrauchter Zugang. Es fällt im Verlauf des Abenteuers erstaunlich schwer, ihn anzulügen, da man sich in dessen Persönlichkeit gut hineinversetzen kann und sich sogar für dessen Situation mitverantwortlich fühlt.
Verschiedene Fronten
Batmans Beziehung zu Gordon hängt von unseren Entscheidungen ab - das betrifft auch andere Charaktere des ersten Teils |
'Der Feind im Inneren' stellt den Spieler oft vor unangenehmen, schwierigen Entscheidungen, insbesondere weil man ständig die Rolle wechseln muss: Wie weit gehe ich, um das Vertrauen von Verbrechern zu gewinnen? Wen nutze ich dafür aus und wie? Wen kontaktiere ich, um Hilfe zu bekommen? Was positiv für Batman ist, muss nicht gut für Bruce sein und umgekehrt. Selbst bei Widersachern ist es dadurch manchmal klüger, sich nicht gleich alles zu verbauen und taktisch vorzugehen. Nur... wo ist die Grenze?
Das Einhalten von Grenzen und Prinzipien ist ein zentrales Thema der Staffel. Mit der zunächst geheimnisvollen Agency gibt es einen neuen Mitspieler, der genau diesen Grundkonflikt widerspiegelt. Die offiziellen Befugnisse dieser Abteilung sind der Polizei übergeordnet und es ist fraglich, ob sie vor etwas zurückschreckt, um ihr Ziel zu erreichen. Gerade in den ersten Stunden sind die Karten aber längst noch nicht aufgedeckt und vieles wird erst recht spät klar. Bis dahin bleibt einem nur die eigene Intuition.
Packende Geschichte mit gewohntem Gameplay
Jede der fünf Episoden dauert rund zwei Stunden und hat einen runden Spannungsbogen, sowie einen klaren narrativen Fokus. Was die grafische Umsetzung und Präsentation anbelangt, so ist diese gewohnt solide gelungen und wird der berühmten Comic-Vorlage gerecht. Über eher mäßige Animationen sollte man jedoch hinwegsehen können (das ist bei Telltale Games keine Überraschung). Sämtliche Sprecher machen dafür einen hervorragenden Job. Insbesondere der Sprecher von John Doe haucht dieser Rolle eine furchteinflößende Persönlichkeit ein, die den Gegenspieler des Vorgängers sofort vergessen lässt. Deutsche Untertitel gibt es übrigens.
Das Absuchen von Fotos nach Hinweisen ist noch die komplexeste Aktivität, doch auch sie ist einfach |
In spielerischer Hinsicht wird ähnliche Kost wie zuletzt geboten, wenn auch in vereinfachter Form. Spuren können am Tatort miteinander in Verbindung gebracht werden und vereinzelt gibt es kleine Rätsel (z.B. wenn es darum geht, jenen Hotspot zu finden, der als Antwort zu einem Rätsel taugt), die jedoch komplexer sein könnten. In diesem Bereich war der Vorgänger etwas besser. Dafür sind die Entscheidungen deutlich spannender gelungen und die Beziehungen zu anderen NPCs sind im steten Wandel.
An der risikoscheuen Steuerung gibt es wenig auszusetzen. Die meiste Zeit stehen Entscheidungen und Quick-Time-Events im Vordergrund, ab und zu ist Exploration gefragt. Gefordert wird man in der Regel aber nicht. Schade ist lediglich, dass die Suche nach Interaktionspunkten per Gamepad mitunter ein bisschen umständlich ist, weil die wenigen, die es gibt vereinzelt suboptimal am unteren Bildrand platziert sind. Sucht man zuerst im falschen Bildbereich, endet es schnell fatal. Das rächt sich aber nur selten.
'Der Feind im Inneren' steht im Zeichen verschwommener Grenzen und verschiedener Rollen. Mal sind wir Batman, mal Bruce Wayne, mal sind wir Undercover und müssen uns mit Verbrechern gut stellen... folglich ist es nicht einfach immer zu wissen, wie weit man gehen darf. Ob Freund, oder Feind, das hängt auch von der Rolle ab, die wir gerade spielen sollen. Eben darin liegt der Reiz des jüngsten interaktiven Superhelden-Dramas mit der Fledermaus, darin und in der toll umgesetzten Beziehung zwischen John Doe und Bruce Wayne. Durchhänger leistet sich die zweite Staffel nur sehr wenige und so wird man bis zum dramatischen Finale prima unterhalten. Zweifellos eines der bislang besten Spiele von Telltale Games, auch wenn spielerisch weniger geboten wird, als beim Vorgänger.
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Batman: The Enemy Within
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Telltale Games
- Release
- 8. August 2017
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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