In unserer Preview zu 'Willy Morgan and the Curse of Bone Town' war vieles ungewiss. Inzwischen liegt das gesamte Point&Click-Adventure vor. Piraten? Ein Teenager? Will er mächtiger Pirat werden? In den ungefähr vier Stunden Spielzeit serviert uns imaginarylab eine Schatzsuche in der nahezu verlassenen Piratenstadt Bone Town. Ob die großen Vorbilder von Lucas Arts hier würdig vertreten werden, lest Ihr in den nächsten Absätzen.

Willy Morgan – auf den Spuren von Indiana Jones Junior

Vor 10 Jahren ist Henry jedoch bei der Suche in Bone Town unter mysteriösen Umständen verschwunden. Der Sohn Willy ist nun 15, allein zu Hause und immerhin schon gegen 14:00 Uhr aufgestanden. Bald darauf passiert das, womit er niemals gerechnet hat: Der Postbote bringt einen Brief seines verschollenen Vaters. Jedoch wurde dieser vor 10 Jahren abgeschickt. Diese Botschaft lockt ihn in ein Gasthaus nach Bone Town. Warum der Brief jetzt erst ankommt, gibt ihm Rätsel auf. Natürlich können wir aber noch nicht los. Zuerst muss Willy Morgan sein Fahrrad wieder zusammenbauen und etwas Geld finden...
Ein Adventure nach Rezept

Die Geschichte ist wie eine bunte Mischung aus 'Uncharted', 'Indiana Jones' und 'Monkey Island'. 'Willy Morgan' fühlt sich oft sehr vertraut an. Zuerst müssen wir, ganz typisch für Adventures, erst behelfsmäßig die Teile des Fahrrad zusammensuchen. Es folgt eine Reise in eine verlassene Piratenstadt. Auch der Humor und die Anspielungen kommen dabei nicht zu kurz. Keine dieser Zutaten ist schlecht. Nichts davon ist herausragend. Die einzige Wendung mittendrin ist ebenso erwartbar.
Das Ende schließt die Geschichte halbwegs ab, macht aber zugleich das nächste Fass auf. Eine Fortsetzung ist hier wohl angedacht. Der Abspann rollt dann fröhlich los, während wir halb befriedigt vor dem Bildschirm warten. Es ist kein Cliffhanger, aber ein runderes Ende hätte uns doch deutlich besser gefallen. Ob es tatsächlich ein Sequel geben wird, bleibt nämlich abzuwarten.
Fetch-Quests wohin das Auge reicht.

Viel bezeichnender ist jedoch der Beginn: das Fahrrad. Es besteht aus neun Teilen. Alle neun Teile müssen zusammengetragen werden. Manche sind offensichtlich, andere sind hinter einem kleinen Rätsel versteckt. Das Rätsel entpuppt sich meist als Fetch-Quest (hole die Sonnencreme) und nur ab und zu gibt es einen Zwischenschritt (verflüssige sie mit der Glühlampe) oder man muss zwei Gegenstände im Inventar kombinieren (der seltenste Fall). Das sind die Haupt-Gameplay-Elemente des vierstündigen Adventures.
Abgesehen davon gibt es Multiple-Choice-Dialoge, die genretypisch einfach durchgeklickt werden. Die Dichte an Gegenständen und Personen ist jedoch relativ gering. Insgesamt sind es ungefähr 12 Charaktere, mit denen man eine Handvoll Themen besprechen kann. Jeder Bildschirm hat ebenso eine Handvoll an Gegenständen zum Untersuchen und meist nur wenige zum Aufnehmen.
Lediglich kurz bei der Ankunft in Bone Town heißt es erst einmal alles abklappern, um zu verstehen, was hier zu tun ist. Ganz nebenbei erledigt man aber auch so schon einige der Aufgaben. Die Rätsel und das Spiel sind somit eher auf der einfacheren Seite. Selten besteht nur die Möglichkeit festzuhängen. Einfaches Trial-and-Error-Prinzip führt für gewöhnlich schnell zum Erfolg.
Ordentliche Präsentation

Der Ton ist ein weiterer interessanter Punkt: Die englischen Dialoge sind ordentlich bis gut vertont. Daran gibt es wenig auszusetzen. Deutsche Untertitel sind obendrein mit an Bord. Die Musik variiert je nach Schauplatz – leider auch was die Qualität anbelangt. Phasenweise wirkt sie wie ein Attentat auf die Ohren und weder an den schwächeren noch an den guten Stellen bleibt sie im Ohr.
Nett. Das ist 'Willy Morgan and the Curse of Bone Town' kurz zusammengefasst. Das Spiel tut kaum jemanden weh (außer manchmal bei der Musik). Es bleibt aber auch nicht in Erinnerung.
Mit einer Spielzeit von vier Stunden ist es ein längerer Point&Click-Abend im Sommer für Zwischendurch. Für Höheres ist es leider nicht bestimmt. Die Geschichte ist in Ordnung, aber kein Gassenfeger. Das Ende könnte runder sein. Wer empfindlich auf ein zumindest teilweise unbefriedigendes Ende reagiert, wird hier keine Freude haben. Natürlich kann im Nachfolger dann direkt angeknüpft werden.
Willy Morgans erstes Abenteuer stellt sich selbst ein Bein beim Versuch, an die geliebten Vorbilder heranzureichen. Wo früher Innovation war, bleibt hier Stillstand und Abarbeiten eines Kochrezeptes. Da wäre mehr möglich gewesen.
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Willy Morgan
- Entwickler
- imaginary Lab
- Publisher
- VLG Publishing
- Release
- 11. August 2020
- Art
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Independent
- Sprachen
-
- Systeme
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- Stichwörter
5 Kommentare
Ne, irgendwann als Deal eventuell.
Danke für den Test.
Ich mag diesen Grafikstil bei Adventures.
Da habe ich mich leider zu oft verbrannt und gehe meistens davon aus, dass nichts mehr kommt.