Daran geglaubt hatten wohl nur noch die Wenigsten. Umso größer war dann die Freude, als im April ein neues 'Monkey Island'-Adventure angekündigt wurde - Sogar vom Serien-Erfinder Ron Gilbert persönlich mitentwickelt. Schon bald kam Kritik auf: Keine deutsche Sprachausgabe und ein neuer Grafikstil brachten Shitstorms gegen das Spiel und die Entwickler hervor. Nun ist das Spiel erschienen und wir haben es natürlich unter die Lupe genommen.

Tief in der Karibik
Da ist er wieder: Guybrush Threepwood, mächtiger Pirat. Noch immer auf der Suche nach dem Geheimnis von Monkey Island. Jetzt will er es endlich finden! Und wo Guybrush ist, da sind auch seine Frau Elaine und der Geisterpirat LeChuck nicht weit. Nach einem kurzen Prolog, der uns geschickt in die Steuerung des Spiels einführt und ganz nebenbei die Brücke zu einem der Vorgänger schlägt, treffen wir Guybrush wieder auf Melee Island. Von dort erkundet er die umliegende Inselwelt, ein Abstecher auf die Affeninsel inklusive. Und klar: Überall begegnen uns bekannte Charaktere aus den Vorgängerspielen. Dank dieser meistert Guybrush einige Prüfungen oder Wettbewerbe und sammelt goldene Schlüssel ein. Was diese mit dem Geheimnis zu tun haben, wollen wir an hier nicht verraten, damit Ihr nicht unnötig gespoilert werdet.

Teils knackige Rätsel

Echte Guybrush-Experten freuen sich zusätzlich über im Spiel versteckte Rätselkarten, die Fragen zur Spielreihe und den Entwicklern stellen und jeweils vier Antworten vorschlagen. Falsch beantwortete Fragekarten verschwinden aus dem Buch, in dem alle Karten gesammelt werden. Diese tauchen später wieder im Spiel auf. Um alle Karten zu finden, wird man das Spiel mehrmals beenden müssen.
Kontextbasierte Steuerung

Das Inventar ist ähnlich wie beim LucasArts-Klassiker 'Sam & Max' in der unten linken Bildschirmecke als symbolischer Beutel angesiedelt, der unbegrenzt viele Objekte fassen kann. Zunächst werden die Symbole kleiner, später kann man mittels Pfeilen durch das Inventar scrollen. Dabei wird übrigens immer nur die Bildhälfte verdeckt, in der Guybrush nicht steht.
Guybrush bewegt sich nach einem einzelklick schon angenehm schnell durch die Szenen, einen Doppelklick macht ihn zum Sprintweltmeister. Selbst ohne die Möglichkeit per Doppelklick auf einen Ausgang den Raum zu wechseln, entwickelt sich so ein sehr gutes Spieltempo.
Gute Musikmischung

Die englischen Sprecher sind sehr gut gewählt, oftmals hören wir schon aus den Vorgängern bekannte Stimmen. Auch die deutschen Texte sind sehr gut übersetzt und können den Humor erhalten. Dafür wurden einige Sätze und Dialoge umgeschrieben, so etwas wie den berühmten Monkey Wrench gibt es hier nicht mehr. Die Dialoge laufen im bekannten Multiple Choice ab, oftmals lassen sich aber nicht alle Sätze in einem Gespräch anbringen, hier bietet sich ein wiederholtes Spielen an. Übrigens kann in den Optionen ein Modus mit erweiterten Texten eingeschaltet werden, für die Spieler, die gern viel lesen oder hören. Dadurch erweitert sich das Spiel spürbar, es tauchen sogar mehr Charaktere in den einzelnen Kapiteln auf.

Und was ist mit der Grafik?
"Wie sieht Guybrush denn aus, der gefällt mir nicht mehr." - Das waren meine Gedanken, denn der Hauptcharakter hatte sich so sehr verändert. Plötzlich trug er einen Mantel, das Gesicht passte irgendwie auch nicht mehr. Und ja, ich meine den Guybrush aus 'Monkey Island 2'. Der Comic-Guybrush aus dem Nachfolger sah wieder anders aus, gefiel mir aber überraschend gut. 'Tales of Monkey Island' war nah an meiner Vorstellung eines modernen 3D-Guybrush und über die Grafik von Teil 4 hüllen wir besser den Mantel des Schweigens. Und ja, die Grafik von 'Return to Monkey Island' unterscheidet sich deutlich von der aus allen Vorgängern. Wie bei allen anderen Teilen der Reihe auch auch. Überraschend schnell fand ich mich in der Grafik ein, die Animationen laufen flüssig, die Charaktere und Objekte fügen sich hervorragend in die Hintergründe ein und in Bewegung ist das Spiel wirklich hübsch. Hier gibt es von uns also tatsächlich keinen Grund zur Kritik.

'Return to Monkey Island' fühlt sich für Kenner der Reihe an, wie nach Hause kommen. Wer die Vorgänger noch nicht gespielt hat, erlebt eine witzige Piratengeschichte (sollte vor dem Spielen aber zumindest Teil 1-3 nachholen, um alle Anspielungen zu verstehen). Die Geschichte selbst atmet den Charme der frühen 'Monkey Island'-Adventures und hat alles, was man von einem Adventure der Reihe erwartet: Liebgewonnene Charaktere, neue skurrile Figuren, viele erfreulich logische Rätsel, Prüfungen, Wettkämpfe, Inseln und natürlich Humor. Dazu der tolle Soundtrack und eine in Bewegung schicke und sehr stimmige Grafik. Die Entwickler fügen der Point- & Click-Steuerung ein paar kleine Modernisierungen hinzu und liefern ein überragendes Adventure ab, das uns im ersten Durchgang rund 13 Stunden in die Karibik entführt. Für Wiederspielwert sorgen verschiedene Enden, Quizkarten, zwei Schwierigkeitsgrade und der Writers-Mode. Guybrush neuestes Adventure ist der aktuell heisseste Kandidat für das Adventure des Jahres.
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Return to Monkey Island
- Entwickler
- Terrible Toybox
- Publisher
- Lucasfilm Games (ab 2021)
- Release
- 19. September 2022
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award • Adventure des Jahres • Adventure des Jahres Redaktionswahl • Der beste Soundtrack des Jahres • Die beste Geschichte des Jahres • Die besten Rätsel des Jahres • Überraschungs-Hit des Jahres
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- https://www.returntomonkeyisland.com/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Return to Monkey Island im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
43 Kommentare
Auf der Switch funktioniert es auch super. Jetzt muss ich doch mal Tales of Monkey Island nachholen.
Indiana
Tja, Was bei Wahlen immer so rauskommt..
Aber ein solches Adventure ist immer willkommen. Kommenden Winter werden wir uns das holen.
Blade Runner Enhanced Edition
Syberia The World Before
Life is Strange - Remastered Collection
Agatha Christie - Hercule Poirot
Leisure Suit Larry - Wet Dreams Dry Twice
Es werden primär positive Aspekte hervorgehoben bzw. es erfolgt eine Funktionsbeschreibung ohne ein Erkenntnis fördernde Betrachtung. Ausgespart sind die negativen Aspekte des Spiels. Dazu kann ich mich manch Interpretation nicht anschließen - aus subjektiven wie aus objektiven Gründen, wenn ich das Spiel in Relation zu anderen Adventures setze.
Dies führt insgesamt zu einer anderen, ungeschönteren, aussagekräftigeren Bewertung, welche sich in Meinungen anderer Spieler wie der Einschätzung auf diversen Plattformen wiederspiegelt. Das Spiel kommt bei Spielern überwiegend gut an, aber nicht in diesem Ausmaß. Sogenannte Fachseiten schreiben das Spiel nach oben.
Dahinter kann man u.a. wirtschaftliche Gründe vermuten. Jedenfalls verspielt man hierdurch seine Glaubwürdigkeit.
Persönlich gestehe ich dem Spiel eine 6 zu - das ist eine insgesamt wohlwollende Erfahrung über dem Durchschnitt. Bei Fans kann ich eine 7-8 nachvollziehen. Eine 9 bedeutet ein herausragend gutes Spiel. Herausragendes kommt ohne Mängel, wie sie dem Spiel eigen sind.
Da Du ja schreibst, dass wir keine Kritik im Test anklingen lassen, hier mal der von Dir bisher in den Kommentaren einzige geäußerte Kritikpunkt am Spiel: Dann dürfte aber kein einziges Monkey Island besser sein als das erste. Und es ist eine sehr subjektive Kritik, weil Du lieber etwas ganz neues gehabt hättest, darf RtMI maximal 60% bekommen? Wir sind ja glücklicherweise noch weit vom Kino weg. Nun... bei Steam sind 93% der Reviews positiv. Adventure-Gamers vergibt 5/5 Sternen (=100%). PC-Gamer 92%, GameSpot, IGN, der Treff alle 90%. Gamestar 84 (u.a. wegen fehlender deutscher Sprachausgabe), 4Players 80 (auch weil es keine deutsche Sprachausgabe gibt, ihm das Rückblick-Album nicht gefällt und "unterm Strich wenig Geniales oder Denkwürdiges" im Spiel ist - Der Autor testet aber lt. Vita überwiegend nicht Adventures), PC-Gamers gibt ebenfalls 80 und kritisiert die Grafik, Wiederholungen, fehlende deutsche Sprachausgabe und die Gags). Wir könnten nun natürlich auch Punktabzüge wegen der fehlenden deutschen Sprachausgabe geben - Das haben wir aber schon lange nicht mehr gemacht - Auch weil es genügend Kommentare gibt, die Spiele lieber im "Orginal" spielen und deutsche Vertonung ablehnen. Ich höre lieber eine qualitativ gute englische Sprachausgabe als eine schlechte deutsche. Wenn die Übersetzung aber schlecht ist, gibt es natürlich Abzüge. Deine Wertung wäre dann bei uns also 60% und damit wäre Return to Monkey Island auf einer Stufe mit Reprobates, Alpha Polaris oder Verliebt in Berlin. Es würde dann auch 10 Punkte unter den schlechtesten Magazinwertungen (lt. Metacritic) liegen. Und es würde objektiv nicht in sämtliche Vergleichswertungen auf dieser Seite passen. Mit der vergebenen Wertung ist es im erweiterten Kreis mit Thimbleweed Park, Book of Unwritten Tales 1/2, Disco Elysium, allen Deponia-Teilen, allen Runaway-Adventures oder Monkey Island 1 - 3. Da gehört es meiner Meinung nach auch eher hin als bei den Titeln mit 60er-Wertung.
Ich denke, die Wertung ist so hoch, weil da sehr viel Emotionen reingerutscht sind und man konstatieren muss, dass in den letzten Jahren dem Genre nicht viel Gutes ausgeflossen ist.
Was sicher dazukommt: 1. ist es Monkey Island und 2. in Kombination mit Ron Gilbert und 3. das Geheimnis wird aufgelöst. Hinzu kommt der eklige Mob gegen Gilbert im Vorfeld. Das ist sicher eine seeeeeeeeeehr subjektive Bewertung geworden. Aber, was erwartet man auf einer Adventurefanseite?
Was ich meinte, ist, dass Spiele-Redakteure, gerade in gefährdeten Genres oder Hipster-Regionen dazu neigen ihre Spiele über den grünen Klee zu loben. Bei einer Person wie Ron Gilbert und bei dieser Lizenz, scheint sich dies zusätzlich zu verstärken; man wünscht ihm den finanziellen Erfolg und bewertet das Spiel entsprechend höher. Ob das nun bewußt oder unbewußt stattfindet, ist fürs Ergebnis erst mal egal.
Damit kann ich nichts anfangen. Ich gönne ihm den Erfolg. Ich kaufe das Spiel auch, wenn’s nicht so gelungen ist, aber ich möchte das Spiel fair bewertet wissen. Sonst zieht's mehrere negative Effekte nach sich. Einer davon ist, dass man sich in eine Blase hinein manövriert und Dinge verklärt, was zeitlich verzögert meist unschöne wirtschaftliche Konsequenzen nach sich zieht - siehe das Adventure-Genre.
Ich finde das Spiel - und das hatte ich angedeutet - kritikwürdig in mehrerlei Hinsicht:
Grafik:
Den Stil außen vor lassend, ist’s teils gelungen, teils schlampig (nicht fertig gezeichnet, billig animiert, kein Auge für das richtige Maß etc.). Man erahnt mehrere Köche & begrenzte Ressourcen.
Musik:
Die Musik ist zu einfallslos. Es fehlen starke neue Themen. Zu sehr lehnt man sich auf altes Material zurück. Statt toller neuer Melodien und Rhythmen gibt’s Atmos, Kollagen und Variationen alter Themen. Das ist im Vergleich zu MI2 viel zu wenig.
Sprecher:
Die Sprecher passen teils nicht zu den Charakteren, z.B. klingen sie zu alt, und es ist nicht gut gesprochen. Es kann sich dann falsch betont, teilnahmslos, emotionslos abgelesen anhören.
Geschichte, Verlauf, Rätsel sowie Rest:
Geschichte und Dialoge sind nicht gut geschrieben. Es fehlt an Witz, Esprit und Abenteuer. Es steckt zu viel Fan-Service, zu viel Nostalgie, zu viel Aufgewärmtes im Spiel. Nicht nur der Anfang ist zu infantil. Das Spiel ist generell zu brav. Ehe das Abenteuer beginnt - ich finde das startet mit der Ankunft auf Monkey Island - ist ein Großteil des Spiel bereits vorbei. Das Ende ist - wie von Gilbert bereits demonstriert - leider enttäuschend. Das Spiel ist insgesamt zu kurz und einfach. Teils sind Szenen nicht gut ausbalanciert Das Interface ist nicht durchdacht, unrund; es vereinfacht das Spiel zusätzlich Richtung Casual.
Und so weiter und sofort. Ich will hier keine vollständige Kritik schreiben.
Unterm Strich ist’s keine 9. Auch nicht, wenn ich Subjektive außen vor lasse. Wie geschrieben, gestehe ich aus diversen Gründen, ungesehen alles bis zu einer 8 zu, aber eine 9 nehme ich genauer unter die Lupe, und das leistet das Spiel nicht, wenn ich’s fachlich objektiv betrachte.
Ihr habt zusätzlich das Problem, dass ihr neue Spiele zu hoch bewertet, weil Ihr Euch wohl eine Mischkalkulation einlassen müsst, bei der Ihr all die anderen überbewerteten Spiele berücksichtigen müßt. Das muss ich nicht, weil ich nie einen Genre-Bonus verteilte.
Hier ziehe ich eine Zäsur vor, bei der man neue Spiele realistisch bewertet, auch auf Kosten eines holprigen Vergleichs zu älteren Titeln, da der jetzige und zukünftige Nutzen wertvoller einzuschätzen sind.
Das heißt in Klartext, bei diesem Spiel, maximal eine 8.
https://www.adventure-treff.de/spiele-d ... yesterday8
Das kann man ja alles nicht mehr ernst nehmen, das ist doch Satire.
Hab da die ersten 3 Fälle auf der Switch gespielt und bin eingeschlafen vor Langeweile... Hallo 92%??????? IRRE!
Für mich ist's eine 6. Bis zu einer 8 kann ich's noch tolerieren, sofern's nachvollziehbar argumentiert ist. Niemals ist's eine 9 oder gar 9.2, was bedeutet, dass das Spiel gerade mal 8 Prozentpunkte vom Optimum entfernt ist.
Ich sehe weitaus mehr Verbesserungspotential, und das wünsche ich mir auch für kommende Spiele von Gilbert. Aus Arschleckerei lernt man nichts, sondern aus valider konstruktiver Kritik. Stimmte die rosa Wolke, wäre er nahezu am Ende der Fahnenstange angekommen; es gibt nahezu nichts mehr zu verbessern. Kommt dann doch mal was Perfektes sitzt man hier erneut in der Bredouille, muss sich verbiegen, entweder klemmt's in Relation zu Älterem oder man greift dann halt zu 12/10 Punkten.
Mit meiner Position hab ich auch kein Problem, da ich sie inhaltlich vertreten kann, und es andere Spieler eben auch realistischer zwischen 7-8 ansiedeln. Überhöhen tut's die schreibende Zunft wie ein paar selbsternannte Hardcore-Fans, die meinem, dem Spiel durch abgöttische Zuneigung dienlich zu sein, langfristig aber eher einen Bärendienst erweisen.