Die zähe Entwicklung von 'Monolith' passt in mancher Hinsicht zur schwierigen Lage des Point-and-Click-Genres. Dem renommierten deutschen Studio Animation Arts ('Geheimakte') fehlten die finanziellen Möglichkeiten und Arbeitskräfte, um den Fokus voll auf ihr SciFi-Projekt zu legen. Folglich plätscherte die Arbeit daran fast 12 Jahre seit der ersten Ankündigung vor sich hin. Bis jetzt. Das lange Warten hat nämlich ein Ende gefunden und für den PC ist dieser Titel verfügbar.

Weltraumforscherin in Not
Auf einem fernen Planeten erleidet ein Raumschiff der Intergalactic Mining Corporation eine dramatische Bruchlandung. Knapp vor einem Abgrund kommt es zum Stillstand. Die offenbar einzige Überlebende ist die hartnäckige Weltraumforscherin Tessa Carter... wenn auch mit leichter Amnesie. Vom Piloten fehlt wiederum jede Spur. Die Protagonistin will nicht länger warten und nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand, egal wie aussichtslos die Lage wirken mag.

Mehrschichtiges SciFi-Drama
Früh wird enthüllt, dass die Ereignisse auf dem Planeten in der Vergangenheit geschehen. Tessa versucht in der Gegenwart alles zu rekonstruieren. Dabei findet sie zugleich einiges über sich heraus. Das Narrativ passiert also auf mehreren Ebenen, die miteinander zusammen hängen.

Später nimmt die Erzählung Fahrt auf und schafft es eher dem Spieler die Situation von Tessa nahezubringen. Bis dahin ist Geduld förderlich, etwas Klischee-Resistenz und eine große Rätsel-Liebe. Der übergeordnete Handlungsbogen motiviert für sich genommen nur mäßig in den ersten Stunden. Selbst der fremde Planet lässt jene Faszination vermissen, die starke SciFi-Adventures wie The Dig oder J.U.L.I.A.: Among the Stars auszeichnet. Der Spielspaß lebt vor allem von den Rätseln.

Die Krux der langen Entwicklungszeit

Manche Informationen werden erst später relevant und einige Aufgaben erstrecken sich über mehrere Räumlichkeiten. Es ist notwenig ein paar Hotspots und Hinweise länger im Gedächtnis zu behalten. Wem für den eher mittleren Schwierigkeitsgrad die Geduld fehlt, der kann bei Monolith jederzeit die In-Game-Lösung nutzen. Von der Spielfigur und ihrem Helfer kommen bei Fehlern zudem konkretere Hinweise.
Passable technische Umsetzung

Als Baustelle erweist sich die deutsche Sprachausgabe, was nicht nur an den dürftigen Sprechern, sondern auch an einigen holprig geschriebenen Dialogen liegen mag. Manche Szenen wirken dadurch sperrig, als würde der Text nur abgelesen werden. Am ehesten passabel klingt Tessas Stimme - doch sobald es um emotionale Erinnerungen geht, hakt es auch hier. Gerade bei so einer Geschichte ist das störend. Bis zum Release soll es bei manchen Audio-Files Änderungen geben. Für eine echte Verbesserung müsste sich in diesem Bereich aber einiges ändern, wovon nicht auszugehen ist. Übrigens gibt es einen ausführlichen Podcast zur Entstehungsgeschichte des Abenteuers.
Dafür geht die Point-and-Click-Steuerung per Maus gut von der Hand, ähnlich wie man es von der 'Geheimakte'-Reihe gewohnt ist. Gegenstände und Hotspots können bequem per Klick benutzt, kombiniert oder betrachtet werden. Für den fliegenden Roboter gibt es im Benutzerinterface auch die Funktionen Scan und Holo, um jeden Schauplatz nach weiteren Hinweisen durchsuchen zu lassen. Die Spielzeit beträgt etwa sieben bis acht Stunden, was im aktuellen Vergleich sehr ordentlich ist.
Animation Arts gelingt mit 'Monolith' nicht der große Wurf, doch zumindest knüpfen sie nach langer Durststrecke an 'Sam Peters'-Zeiten an. Wir bekommen sogar richtig nette, klassische Rätselkost serviert und das ohne polarisierende Hauptfigur. Das Gameplay fühlt sich angenehm vertraut an und die Grafik ist zwar nicht ganz zeitgemäß, aber dennoch passabel. Soweit die guten Neuigkeiten. Das Storytelling sorgte bei mir für gemischte Gefühle. Speziell der Mittelteil zieht sich in die Länge und tut sich eher schwer damit, eine Brücke zur anderen Erzählebene zu schaffen. Zwar warten auch in diesem Abschnitt nette Augaben, doch die sind gefühlt Selbstzweck und die Richtung der Geschichte ist früh zu erahnen. Eine kompaktere Erzählweise wäre in meinen Augen wirkungsvoller gewesen, selbst wenn das ein kürzeres Spielerlebnis bedeutet hätte. Für Rätsel-Fans der alten Schule ist 'Monolith' somit wahrscheinlich interessanter, als für jene Spieler, denen es primär um die die Geschichte geht. Dennoch wird insbesondere Genre-Fans ein netter Zeitvertreib für Zwischendurch geboten.
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Monolith
- Entwickler
- Animation Arts
- Publisher
- Animation Arts
- Release
- 11. Oktober 2023
- Auszeichnungen
- Adventure des Jahres • Der beste Soundtrack des Jahres • Die beste Geschichte des Jahres • Die besten Rätsel des Jahres • Überraschungs-Hit des Jahres
- Spielzeit
- 7-8 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- https://www.animationarts.de/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
26 Kommentare
Den Titel lasse ich wohl aus.
Gerade die erzählerischen Längen im Mittelteil wären wohl klassische Punkte bei denen ich das Spiel abbreche. Die Demo hat mich auch nicht so überzeugt. Da stürze ich mich dann doch stattdessen endlich in Technobabylon, das liegt schon länger auf dem ToDo Stapel.
https://www-adventurecorner-de.translat ... v-articles
Ich habe eben mal in der Galerie hier die Bilder angeguckt und festgestellt, dass die Hauptfigur ja mal als männlicher Charakter geplant war. Dort sahen die Screenshots aber nochmal ein gutes Stück geiler aus, wahrscheinlich war das dann nie wirklich "ingame" Grafikqualität Die Hintergründe im fertigen Spiel empfand ich, in den meisten Fällen aber trotzdem als sehr stimmig und ansprechend.
Ich hoffe wir bekommen hier und da noch ähnliche Spiele, gerade das Sci-Fi Setting spricht mich immer mehr an als z.B. Fantasy.
Zum Test hier auf dieser Seite kann ich nur sagen, dass ich damit zu 95% konform gehe. Die Wertung geht auch völlig klar und die Kritikpunkte kann ich auch so unterschreiben. Letztlich ist Corner eine Seite von Fans für Fans und ich bin sehr dankbar, dass hier überhaupt etwas (regelmäßig) passiert und dadurch keine für mich wichtigen Spiele verpasse. Darum unterstütze ich das Projekt auch mit einem kleinen Betrag. Hier wird Freizeit & (privates) Geld für “unser” Hobby ausgegeben und für diese Hingabe zum Adventure bin ich sehr dankbar. Selbst (mein) Feedback bzw. Anregung bzgl. aktuellen News über Crowdfunding Projekte über Kickstarter und Co. wurden vom Team (unerwartet) schnell umgesetzt. So verpasse ich kaum noch unterstützenswerte Projekte. Daher liebes Redaktionsteam, macht bitte weiter so und verliert nicht eure Lust an der Seite.
Nach über 11 Stunden Spielzeit habe ich nun keine Lust das ganze Spiel nochmal neu aufzurollen. Könntest mir jemand ein Savegame von dieser Stelle im Spiel oder auch kurz vorher vom Verlassen der Station zukommen lassen?