Edna bricht aus - Preview

Gedächtnisverlust in der Irrenanstalt?

Wie konnte das nur geschehen? Ohne jegliche Erinnerung findet sich Edna in der Gummizelle einer Nervenheilanstalt wieder. Dabei ist sie sicher, alles andere als verrückt zu sein – und ihr blauer Stoffhase Harvey stimmt da voll mit ihr überein. Und was sind das für Gesprächsfetzen, die Edna da vom Anstaltsleiter Dr.Marcel belauscht? Ihr Vater soll ein verurteilter Mörder sein? Damit ist alles klar. Dr. Marcel treibt ein falsches Spiel und will Ednas Familie zugrunde richten. Da hilft nur eins: Edna muss ausbrechen und sich zu ihrem Vater durchschlagen, um dessen Namen reinzuwaschen und das üble Komplott zu vereiteln...

Ob nun Cell-Shading, Bumb-Mapping oder Z-Buffering - 'Edna bricht aus' verwendet keinen dieser Effekte. Stattdessen kommt Edna in einer handgezeichneten, niedrigaufgelösten 2D-Grafik daher, die auf den ersten Blick eher an ein Fanadventure erinnert, als an ein kommerzielles Produkt – und mit dieser Einschätzung liegt man auch nicht vollkommen daneben. Daedalic Creative Director Jan Müller-Michaelis hat das Grundgerüst des Spiels nämlich bereits zu Studienzeiten mit einer Handvoll Helfern auf die Beine gestellt und dabei nicht nur die Story und unzählige Dialoge geschrieben, sondern auch über 120 Hintergründe und zahlreiche Animationen angefertigt. Erst drei Jahre nach Beginn der Entwicklungsarbeit bekam 'Edna bricht aus' bei Daedalic den letzten Feinschliff, unter anderem in Form einer sehr aufwendigen Synchronisation, verpasst.

Das klappt so nicht? Natürlich klappt das...

Doch nicht nur die Grafik von 'Edna bricht aus' ist anders als bei anderen modernen Spielen. Auch die Steuerung von Edna über ein Vier-Verben-System, erinnert eher an das alte SCUMM-Interface früher LucasArts-Adventures, als an zeitgemäße Genrevertreter. Hierfür gibt es jodoch einen handfesten Grund, der über den sicherlich gern in Kauf genommenen Nostalgiefaktor hinausgeht: Ein modernes "Nur - Links - oder - Rechts - Klick"-System hätte einfach nicht genügend Freiheit geboten.

Edna kann nämlich wirklich jede Person und jeden Gegenstand im Spiel ansehen, nehmen, benutzen, damit reden oder einen beliebigen Gegenstand aus dem Inventar darauf anwenden. Standardantworten, wie "Das klappt so nicht!" kommen nicht vor. Edna und Harvey haben bei jeder Kombinationsmöglichkeit einen passenden Kommentar auf den Lippen. Kleines Beispiel gefällig? In einem Waschraum hängt ein aufgerollter Gartenschlauch, den Stoffhase Harvey für eine gefährliche Schlange hält. Egal welchen der zahlreichen Inventargegenstände des Spiels man nun mit dem Schlauch verwendet, Harvey hat einen irrwitzigen Plan, wie man damit die Schlange fangen könnte, parat.

Benutzt man nun beispielsweise eine Schaufel mit dem Schlauch, spielt sich der folgende Dialog zwischen Edna und Harvey ab:

Harvey: "Okay. Ich habe einen Plan: Du schlägst uns beiden mit der Schaufel über den Schädel, so dass wir unsere Persönlichkeiten magisch austauchen. Dann drehen wir eine 80er-Jahre Bodyswitchkomödie. Wenn die Schlange dann wütend ihren Kabelanschluss kündigt, kannst Du Deinen menschlichen Charme spielen lassen, um..."

Edna: "Warte mal ... ich bin dann doch kein Mensch mehr sondern ein Hase!"

Harvey: "Ach so. Stimmt. Vergiss den Plan."

Diese Liebe zum Detail macht sich natürlich auch im Umfang des Spiels bemerkbar. Mit über 60.500 Programmcode und versprochenen 20 Stunden Sprachaufnahme könnte 'Edna bricht aus' eine positive Ausnahme in Zeiten immer kürzer werdender Adventurespiele bilden.

Umwerfend komisch

Dank der skurrilen Charaktere, der teils aberwitzigen Kommentare und Gespräche und den zahlreichen Andeutungen auf Filme und Serien der 80er und 90er Jahre, ist es Daedalic gelungen, ein Spiel zu schaffen, das humortechnisch genau auf einer Wellenlänge mit mir liegt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so sehr und so oft in einem Adventure lachen konnte - und dies schließt sogar die neuen 'Sam & Max'-Abenteuer mit ein. Dabei schafft 'Edna bricht aus' das Kunststück, niemals zu albern oder aufgesetzt witzig zu wirken, auch weil oft ein fast schon melancholisch-tragischer Grundton im Hintergrund mitklingt.