Die ersten beiden Episoden von 'Minecraft: Story Mode' vermochten noch nicht wirklich zu überzeugen. Sei es nun aufgrund austauschbarer Charaktere oder einer zu kurz geratenen zweiten Episode. Inzwischen ist die erste Staffel komplett und wir schauen mal, ob sich etwas an unserem Eindruck geändert hat. Auch drängt sich die Frage auf, wie Telltales Ankündigung einer Post-Season zu verstehen ist. Die fünfte Episode ist hier nämlich tatsächlich sehr aufschlussreich. Die finale Wertung bezieht sich auf die komplette Staffel.

-> Zum Test von Episode 1 und 2
-> Zum Test der Post-Season (Episode 6-8) mit Wertung
Der Wither-Storm wütet weiter...
Wie zuletzt geht es für Jesse und seine/ihre (das Geschlecht ist zu Beginn des Abenteuers frei wählbar) Freunde auch in Episode drei und vier darum, die Klötzchen-Welt vor einem gewaltigen Ungetüm zu retten, das Wither-Storm genannt wird. Die Hoffnungen ruhen auf dem legendären Orden des Steins, der allerdings längst keine Einheit mehr ist und dessen Mitglieder quer über die Welt verstreut sind. Mitglieder des Ordens suchen und Monster besiegen... auf die Nachwuchs-Helden wartet viel Arbeit. Obwohl das recht ernst klingen mag, fällt 'Minecraft: Story Mode' eher in die witzige Schublade.
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Dieses Monster ist schwer zu besiegen |
Das Herz dieser nett gemachten Coming-of-Age-Geschichte bildet die Außenseiter-Clique rund um Jesse, die vor der ersten Bewährungsprobe steht. Haben alle das Zeug zum Helden und wie gehen sie mit der Verantwortung um, sind nur ein paar der Fragen, die uns bis zum Ende begleiten. Auch geht es um grundlegende Themen, wie z.B. Eifersucht, oder dem Umgang mit Verlust. Wie gewohnt gilt es einige Entscheidungen zu treffen, die vereinzelt über Leben und Tod entscheiden können. Natürlich in einer Form aufbereitet, die jüngere Semester nicht verschreckt und Eltern nicht schockiert. Einschränkend sei jedoch erwähnt, dass es neben der routinierten englischen Sprachausgabe nur deutsche Untertitel gibt.
Teamarbeit ist gefragt
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Der Einblick in den Orden des Steins macht die Geschichte interessanter |
Zu Beginn wirkten die Hauptfiguren austauschbar: Axel ist der bullige und nicht besonders hell, seine fehlende Intelligenz macht die kluge und an der Wissenschaft interessierte Olivia wett und Petra ist quasi die Rebellin der Truppe. Die Konstellation kennt man aus Filmen, Serien und dergleichen. Spielfigur Jesse muss als Leader zwischen verschiedenen Bedürfnissen vermitteln. Da im Laufe des Abenteuers weitere Charaktere dazu kommen, ist es nicht immer leicht, den Frieden zu wahren. Man kann die Rolle verantwortungsbewusst auslegen, oder etwas eigensinniger agieren. Im Endeffekt sind die Dialog-Möglichkeiten so getrimmt, dass es in der Gruppe jeweils zumindest einen Fürsprecher gibt und wichtige Entscheidungen hängen in letzter Instanz ohnehin vom Gruppengefüge ab, wodurch der Handlungsstrang nie aus den Fugen gerät.
Warum das Storytelling ab Episode drei Fahrt aufnimmt, hängt damit zusammen, dass das interessante Beziehungsgeflecht des Ordens des Steins mehr ins Zentrum rückt, was den Hauptfiguren zugleich Zeit zur Entfaltung verschafft. Währenddessen trifft man mit Jesse Entscheidungen, die auch dieser Figur langsam eine individuellere Note geben. Hilfreich ist dabei die Tatsache, dass es immer wieder kleine Verzweigungen in der Geschichte gibt. Zum Beispiel, wenn zwei Freunde in die entgegengesetzte Richtung laufen und man sich überlegen muss, wem man folgen möchte. Natürlich sind die optionalen Verzweigungen kurz gehalten und jene Charaktere, die von der Bildfläche verschwinden können, haben hinterher natürlich keine sehr tragende Rolle. Aber all das sorgt dafür, dass der Wiederspielwert von 'Minecraft: Story Mode' etwas höher ist, als bei vielen sonstigen Episoden-Abenteuern.
Ausgewogene Gameplay-Mischung
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Action-Einlagen gibt es einige, aber auch kleine Rätsel |
Im Laufe der weiteren Episoden gibt es mehr explorative Freiheiten und die begehbaren Bereiche werden größer. Für Telltale-Verhältnisse gibt es mehr Hotspots. Abgesehen davon gibt es kleinere Rätsel. Sie zählen vorwiegend zu der Sorte, die man v.a. von Rollenspielen und Action-Adventures kennt (z.B. hört man sich eine Geschichte an und filtert ausgehend davon die korrekte Schalter-Reihenfolge heraus) und etwas mehr Komplexität hätte nicht geschadet, aber dennoch ist es eine willkommene Auflockerung.
Im Hinblick auf Action zeigen sich die Entwickler bedacht, sich nicht zu weit von der Vorlage zu entfernen, wo es bekanntlich nicht nur ums Bauen geht, sondern auch das Schwert zum Einsatz kommt. In 'Story Mode' haben wir es nicht nur mit klassischen Quick-Time-Situationen zu tun und steuern Jesse im Gefecht hin und wieder fast schon wie in einem Rollenspiel. Der Zeitdruck bleibt einsteigerfreundlich, aber in Summe fühlt man sich beim Klötzchen-Abenteuer mehr gefordert, als zum Beispiel bei 'The Walking Dead 2' und die Action-Einlagen sind immersiver umgesetzt.
Post-Season?
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Die fünfte Episode erzählt eine eigenständige Geschichte, die mit diesem Fund beginnt |
Im letzten Abschnitt beschäftigen wir uns mit der von Telltale Games angekündigten Post-Season, die an die erste Staffel anknüpfen wird und drei zusätzliche Episoden beinhaltet. Die berechtigte Sorge, es könnte deshalb einen heftigen Cliffhanger geben, kann entkräftet werden. Überhaupt ist zu sagen, dass man die erste Staffel problemlos mit den ersten vier Episoden als erledigt betrachten könnte. Die fünfte Episode wirkt eher wie eine Zugabe, die eine eigenständige Geschichte mit Jesse und Co erzählt und diese auf recht gelungene Art und Weise abschließt. Zugegeben, die Auflösung fällt ein bisschen bequem aus.
Die Crux an der Sache ist, dass sich hinterher plötzlich – im Ansatz vergleichbar mit 'Tales from the Borderlands' - eine neue Ausgangslage eröffnet, die Raum für neue Geschichten bietet. Aber zumindest ist bei 'Minecraft: Story Mode' nach in Summe etwa sieben bis acht Stunden Spielzeit bereits eine Fortsetzung in Sicht. Man hat am Ende der phasenweise sehr unterhaltsamen Staffel zudem das Gefühl, dass die Autoren des amerikanischen Indie-Studios mehr und mehr in die Spielwelt hineinwachsen und sich immer freier ausleben können, was für weitere Abenteuer einiges verspricht. Und der Vorteil dieser IP ist zweifellos, dass es inhaltlich kaum Einschränkungen gibt.
Der Einstieg in die Staffel war eher nur Durchschnitt. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass die Formkurve seither hinaufzeigt. Episode drei ist nett, vier und fünf sind sogar gut gelungen. Für Telltale-Verhältnisse bietet 'Minecraft: Story Mode' in den letzten Jahren die ausgewogenste Mischung aus Story, Entscheidungen, Quick-Time-Action, Exploration und kleineren Rätseln. Die Einfachheit der markanten Grafik trägt sicherlich ihren Teil dazu bei, dass die begehbaren Areale diesmal größer ausfallen, als bei anderen Werken der Episoden-Schmiede und das ist positiv zu bewerten. Spätestens die letzte Episode macht jedenfalls deutlich, dass man mit dieser Klötzchen-Welt in narrativer Hinsicht noch so einiges anstellen kann. Jüngere Spieler werden mit der recht witzigen Story aber wahrscheinlich deutlich mehr Spaß haben als Erwachsene.
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Minecraft: Story Mode
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Mojang
- Release
- 13. Oktober 2015
- Trailer
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