Ein Adventure als Spiel des Jahres bei einigen Preisverleihungen - Wer hätte das gedacht? 'Walking Dead – Season 1' hat das geschafft und legt die Messlatte für Telltale Games natürlich sehr hoch. Mit der ersten Episode der zweiten Iteration – All That Remains – versuchen die Entwickler trotzdem nicht ‚nur‘ an den Erfolg anzuknüpfen, sondern eine Weiterentwicklung zu schaffen. Hauptbestandteil von Season 1 war ganz klar Lee Everett. Kann die neue Hauptfigur Clementine an seine Glaubwürdigkeit und charakterliche Stärke anschließen? Können sich die Spieler mit der kindlichen Clementine ähnlich identifizieren? Und am Wichtigsten: Kann die Atmosphäre auch diesmal wieder überzeugen? Eine Wertung gibt es erst beim Test der finalen Episode.

Zuletzt bei The Walking Dead
Ganz im Sinne einer kurzen Einleitung erfahren wir in den ersten Sekunden, was bisher geschah. Omid, Christa und Clementine finden eine Art Raststätte.
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Natürlich passiert hier nichts... oder etwa doch? |
Eine gute Gelegenheit zum Waschen. Omid und Christa in der Herren-Toilette, Clementine in der Damen-Toilette. Wer 'Walking Dead' kennt, ahnt jetzt bereits Schlimmes und dementsprechend vorsichtig gehen wir vor. Clementine legt den Revolver neben das Waschbecken und holt die Flasche Wasser aus ihrem Rucksack. Ein wenig Tollpatschigkeit gehört bei ständiger Angst allerdings dazu. Und weg ist die Wasserflasche – direkt in eine Toilettenkabine hinein. Der Puls steigt. Langsam tasten wir uns vor und plötzlich, als wir die Wasserflasche erreichen, kommt jemand zur Tür hinein. Es ist weder Omid, noch Christa. Die Waffe liegt draußen, was tun? So läuft ein typischer Handlungsstrang in 'Walking Dead – Episode 201: All That Remains' ab. Die folgenden Entscheidungen sind schwerwiegend und unwiderruflich. Spannung, Reue und Nachdenken sind fast schon ständige Wegbegleiter.
Walking Wolf Among the Dead
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Ja, die Grafik kann sogar ganz gut aussehen... OH! Ein Hund! |
Wer die letzten Abenteuer der kalifornischen Schmiede mochte, fühlt sich sofort wohl. Viele Elemente wurden von ihren beiden aktuellen Comic-Spielserien - 'The Wolf Among Us' und die erste Staffel zu 'The Walking Dead' - übernommen, gemischt und in dieses Sequel hineingebracht. Leicht überarbeitete Dialogauswahl und Point&Click Menü sind weniger der Rede wert. Die verbesserte Grafik ist da schon etwas auffälliger, aber auch die eine neue Rätselmechanik hat es ins Spiel geschafft. Durch Ziehen des Mauszeigers in die gewisse Richtung, näht man zum Beispiel etwas zusammen. Was genau zusammengenäht wird, verraten wir hier nicht. Trotzdem bleiben die Rätsel wie in der vorherigen Staffel sehr simpel und die berühmt-berüchtigten Quicktime-Events fehlen natürlich auch nicht. Durch Zeitdruck wird einerseits Spannung aufgebaut, aber Fans klassischer Adventures werden trotzdem noch immer Probleme haben.
Spannung und Mitgefühl, aber noch etwas vage
Statt Rätsel gibt es hier wieder eine gewohnt dichte Atmosphäre und starke Story. Die anfänglichen Zweifel, ob Clementine die Richtige ist, lichten sich
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Walking Dead versucht den Spieler in die Welt hinein zu ziehen ... und schafft es |
relativ bald. Im Laufe der Episode wird immer deutlicher, wie stark die Persönlichkeit von Clementine geworden ist und welche Strapazen sie erdulden kann. Ihre Willenskraft ist geradezu beeindruckend. Dennoch bleibt ein letzter Wermutstropfen: Das 'Walking Dead'-Universum ist bewusst hart und skrupellos. Es geht ums nackte Überleben, ohne schlechtes Gewissen. Oder etwa doch? Ein Kind als Hauptdarstellerin kann in dieser Welt aus dem Rahmen fallen. Darf ein Kind überhaupt so hart und skrupellos handeln? Dieses Problem artet fast schon in eine gesellschaftspolitische Frage aus. Das kann man dem Spiel negativ anrechnen, aber auch positiv. Dieser Punkt könnte die Spielerschaft im Laufe der Staffel durchaus polarisieren. Allgemein schafft es 'Walking Dead' immer wieder zum Nachdenken anzustoßen. Oft ertappt man sich dabei, sich vor sich selbst zu rechtfertigen, warum man schwerwiegende Entscheidungen getroffen hat. Es geht um das Überleben! Ich darf das!
An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass vieles in Episode 1 lediglich angerissen wird - sogar noch etwas mehr, als es bei den bisherigen Folgen der Fall war. Am Ende überwiegt diesmal die Ungewissheit, wohin sich die Staffel weiterentwickeln könnte und was es beispielsweise mit den Leichen am Fluss auf sich hat. Ein paar Antworten mehr hätte Telltale ruhig geben können. Somit spielt sich 'All That Remains' zwar gut und lässt auf einiges hoffen, gleichzeitig fühlt es sich eher wie ein Teaser an, der zwar einiges anschneidet, doch fast alles im Dunkeln lässt. Erst mit den nächsten Episoden werden wir die Story vermutlich besser einschätzen können.
Das bekannte Telltale Games Feeling zieht einen sofort in den Bann, wenn man denn ein Fan dieser Spiele ist. Das Walking Dead Flair kann genauso punkten. Ich traue mich nicht zu sagen, dass die zweite Staffel schlechter beginnt, aber zumindest deutlich schwammiger. Nach dem Spiel hat man einen Haufen offener Fragen. Genau die machen die Serie aber interessant und sollten die Entwickler wieder ihre gewohnte Klasse weiter ausspielen, können wir uns auf ein wahres Spiele-Fest freuen. Wie immer sind Fans von Rätseln und entspannte Spieler wohl etwas unglücklich, denn hier hat Telltale wieder bewusst nichts geändert. Walking Dead ist kein Spiel für Hardcore-Adventurer, sondern für alle Spieler. Ohne schwierig zu werden, versucht es zu unterhalten und das klappt auch wieder gut.
Fazit Matthias Glanznig:
Erfreulicherweise setzt Telltale diesmal weniger auf Quicktime-Ereignisse. Es gibt sie zwar, doch im Vergleich zu 'The Wolf Among Us' ist die spielerische Mischung ausgewogener und explorativer. Clementine in die Fußstapfen der früheren Hauptfigur Lee treten zu lassen, eröffnet dem gewohnten Survival-Setting einerseits spannende neue Möglichkeiten, dieser Schritt kommt aus meiner Sicht jedoch nicht ohne Nachteile. Als Kind ist sie in der Regel eher auf Hilfe angewiesen und mir fiel es in manchen Situationen nicht leicht, ihr die volle Verantwortung aufzubrummen, was dem emotionalen Entscheidungsprinzip in meinem Fall etwas an Kraft gekostet hat. Unabhängig von dieser Problematik konnte ich mich in ihre Situation aber prima hineinversetzen, wie auch die weiteren Charaktere gewohnt greifbar sind. Am Ende fühlt es sich allerdings eher wie eine halbe Episode an. Länger als anderthalb Stunden hätte es ruhig sein können! Obgleich 'All that Remains' für mich der schwächste Teil der Reihe ist, gute Unterhaltung wird allemal geboten. Hoffentlich lässt Telltale die Fans diesmal nicht so lange auf Episode zwei warten, wie es bei 'The Wolf Among Us' aktuell der Fall ist.
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The Walking Dead 2: Season Two
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Telltale Games
- Release
- 17. Dezember 2013
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.telltalegames.com/walkingdead/
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