Ergebnisse der Wahl zum Spiel des Jahres 2021

Traditionell habt Ihr zum Jahreswechsel bei uns die Wahl: Welches Adventure hat Euch im Jahr 2021 am Besten gefallen? Wo gab es die schönste Grafik und welches Spiel hatte den besten Soundtrack? Inzwischen haben wir Eure Stimmen ausgewertet und präsentieren Euch hier das Ergebnis.

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25 Kommentare

realchrisatcorner (Gast) vor 3 Jahren
Welche Wissenschaft, welches Fach? Bin echt neugierig.

Das Adventure als Spielgenre ist, insbesondere in der amerikanischen Forschung (Du darfst nicht das Spielegeschäft im Laden mit der Wissenschaft verwechseln), ziemlich klar in verschieden Formulierungsvarianten, die sich in ihrem Kern aber gleichen, definiert. Du darfst nicht Genremixe, die es tatsächlich immer gab, und Genre als Gattungsbegriff verwechseln und schon überhaupt nicht Adventure als Label im Laden.

Aber, Du hast die Begründung ja schon selbst geliefert. Es gibt hier sonst zu wenig Zielgruppe. Die sehr lose Labelung mit »Adventure« hält Eure Seite am leben. Was ja auch wirtschaftlich legitim ist und Sinn macht. Wissenschaftlich betrachtet, ist es aber Unsinn. Und, wirtschaftlicher wäre es tatsächlich, komplett aufzumachen und nur noch über »narrative Spiele« zu reden. Dann könnt Ihr sogar narrative Brettspiele dazunehmen.
sinnFeiN vor 3 Jahren
realchrisatcorner hat geschrieben:
03.02.2022, 01:00
Welche Wissenschaft, welches Fach? Bin echt neugierig.
Ach, das hatten wir zwei doch schonmal ;). Game Studies, Kulturwissenschaft, Geschichtswissenschaft, ...
Da gibt es so einige Ansätze weg von den Genre-Begriffen.
Und nein... hat wenig mit Mixes wie "Tactical Survival Card-based Narrative Action Adventure" zu tun.

Zuerst ein Zitat, dann ein paar Literaturangaben.

Nico Nolden schreibt beispielsweise:
Genres bleiben dennoch problematisch, weil ihre Kategorien aus der Beobachtung einer überschaubaren Zahl von Beispielen gewonnen sind und gewissen Klischees und Stereotypen für Typen digitaler Spiele Vortrieb leisten. Damit schüren sie Erwartungshaltungen, denen bestimmte Formate entweder nur für gewisse Jahre oder nur zu einem Anteil entsprechen. Genres sind schlicht über die Jahre keine stabilen Kategorien, ihre Anwendung suggeriert jedoch diesen Eindruck. Überzeugend strukturiert bislang kein Vorschlag, zumal die Fachwissenschaft noch nicht genügend Fallstudien vorweist, um selbst Konventionen für Genres abzuleiten. [...] Im Zuge der historischen Entwicklung digitaler Spiele aber unterliegen auch die unter Journalisten und Spielern geläufigen Bezeichnungen ständiger Veränderung.
(Nico Nolden, Geschichte und Erinnerung in Computerspielen, Erinnerungskulturelle Wissenssysteme, Berlin / Boston 2019, 100. https://www.degruyter.com/document/doi/ ... ml?lang=de. - ein Standardwerk)
Sein gesamtes Kapitel 2.5 beschäftigt sich mit der Herangehensweise an Spiele über deren Systeme.

Explizit zu Adventures / Walking Simulators empfehle ich übrigens den Artikel von Christian Huberts und Felix Zimmermann, die das "Ambience Action Game" definieren. (nein, das hat nix mit Action-Sequenzen zu tun)
Zimmermann, Felix / Huberts, Christian (2019): „From Walking Simulator to Ambience Action Game – A philosophical approach to a misunderstood genre.“ Press Start Journal, Vol 5 No 2 (2019): Special Issue: Walking Simulators. S. 29-50, https://press-start.gla.ac.uk/index.php ... e/view/126

Wenn's Englisch sein soll, auch hier noch Debatten, warum die Begriffe längst nicht mehr aktuell sind:
Clarke, Rachel Ivy, Jin Ha Lee, and Neils Clark. "Why Video Game Genres Fail." Games and Culture 12.5 (2017): 445-65.
Apperley, Thomas H. "Genre and Game Studies: Toward a Critical Approach to Video Game Genres." Simulation & Gaming 37.1 (2006): 6-23. (Thomas Apperley empfehl ich auch so einiges von ihm. Da schadet es nicht, seine Schriften durchzugehen. Sehr lesenswert. Stets mit teilnehmender Beobachtung.)

Zum Schluss ein Klassiker der Game Studies:
Christian Elverdam and Espen Aarseth: Game Classification and Game Design: Construction Through Critical Analysis, Games and Culture 2007 2: 3, DOI: 10.1177/1555412006286892.

Edit: Daniel Martin Feige, Computerspiele. Eine Ästhetik vergessen (Dank den Kolleg*innen ins Gedächtnis gerufen). Im Suhrkamp erschienen. Er argumentiert, dass mit jedem gelungenen Spiel das Genre neu definiert.
enttäuschter Adventurist (Gast) vor 3 Jahren
Die Frage, was ein Adventure ist oder beinhalten sollte, können alle Fans von Geheimakte, Black Mirror, Siberia 1&2 (@ Fustelpustel: was ist an Geheimakte nich cool?) genau beantworten. Und Rätsel sind Pflicht. Mittlerweile werden derartige Spiele als klassische Adventures betitelt. Daran erkenne ich direkt, ob es was für mich ist. Wer mit Graphic Novels was anfangen kann, der kann sich nicht beklagen. Im Prinzip sind in den letzten Jahren fast nur solche Titel erschienen. Deshalb hab ich mich älteren Sachen zugewendet und z.B. noch Das Rätsel des Master Lu entdeckt. Auch voll die Perle. Das Reservoir ist nun leider erschöpft. Ich fieber jedem neuen Titel entgegen, der annähernd meinem Verständnis von einem Adventure-Game entspricht. Und wie ich öfter (so auch hier) den Kommentaren entnehme, gibt es viele Spieler wie mich. Das First Cases Ding hab ich nicht zu Ende gespielt, weil der Spieler nicht mal annähernd rätseln musste und die ganze Zeit an der Hand geführt wurde. Wie das Teil in den Reviews aber so gut abschneiden konnte, ist mir ein Rätsel.
Lisa Duck (logge mich bald wieder ein) (Gast) vor 3 Jahren
Irgendwie ist diese Diskussion hier bezogen auf den eigentlichen Grund etwas haltlos. Die Adventurecorner kann ja nur über das berichten, was aktuell auf den Markt kommt. Und das sind halt nicht mehr die klassischen Abenteuerspiele - welche ich (oder vielleicht auch Ihr) liebe. Mit deutscher Lokalisation, viel Komfort und einer professionell aufbereiteten Geschichte. Das wird es vielleicht nie wieder - so wie es mal war - geben. Das ist traurig... Aber auch der Lauf der Zeit. Ich klammere mich mittlerweile an jedem Zipfel Hoffnung (z.B. Monolith) und würde mich freuen, wenn es noch einmal ein Comeback geben würde.

Was mich aber immer wieder irritiert sind diese Mond-Bewertungen hier... Vielleicht müsste man da wirklich mal zwischen "alten" und "neuen" Zeiten trennen. Hier - und auch anderswo - ist man dann doch (wahrscheinlich was ein letzter Klammerhalt ist) schnell mal dabei überprotionale Bewertungen zu zücken. Vielleicht mit dem ehernen Zeil das Genre am Leben und die Macher bei Laune zu halten. Wenn man es aber mit der Vergangenheit vergleicht ist es manchmal einfach unangebracht positiv. Das macht mir dann so eine Plattform wir hier manchmal etwas mürbe und es wirkt einfach unrealistisch.

Das Adventure-Jahr 2021 war in meinen Augen kein gutes Jahr. Und man sollte vielleicht dazu tendieren, nicht alles was nicht schön ist (auch wenn man es möchte) schön reden zu wollen.
sinnFeiN vor 3 Jahren
Lisa Duck (logge mich bald wieder ein) hat geschrieben:
05.02.2022, 19:54
Was mich aber immer wieder irritiert sind diese Mond-Bewertungen hier... Vielleicht müsste man da wirklich mal zwischen "alten" und "neuen" Zeiten trennen. Hier - und auch anderswo - ist man dann doch (wahrscheinlich was ein letzter Klammerhalt ist) schnell mal dabei überprotionale Bewertungen zu zücken. Vielleicht mit dem ehernen Zeil das Genre am Leben und die Macher bei Laune zu halten. Wenn man es aber mit der Vergangenheit vergleicht ist es manchmal einfach unangebracht positiv. Das macht mir dann so eine Plattform wir hier manchmal etwas mürbe und es wirkt einfach unrealistisch.
Das ist allgemein das Problem: Wertungen sind nicht 1:1 direkt vergleichbar. Sie vermitteln das zwar, aber die Review und das Fazit wären die eigentlichen Gradmesser. Die Wertung ist nur eine Zuspitzung. Wir hatten da schon mehrfach Überlegungen, die Zahl abzuschaffen oder zu verändern. Die Vergleichbarkeit ist vielen jedoch wieder wichtig gewesen.

Ein Beispiel, warum das ohnehin sehr schwierig ist:
Indiana Jones und der letzte Kreuzzug hat ungefähr 4-8 Stunden Spielzeit (laut https://howlongtobeat.com/game?id=4668). Wenn man heutzutage ein Adventure auch in der Qualität mit 4 Stunden Spielzeit raushaut und 60 € verlangt, wird das gnadenlos bestraft. Viel zu kurz, nicht das Geld wert, irgendwann im Sale.
Der Kontrast ist noch heftiger, wenn man sich überlegt, was damals das Geld wert war und heute - Inflationsbereinigung gab es bei den Spielen noch nicht allzu viele. Dann kommt noch die Auswahl dazu. Heute erscheint eine Unmenge an Spielen, sodass auch große Magazine keine Chance haben, den Markt halbwegs abzudecken. Das geht auch bei Adventures mittlerweile einfach nicht mehr.

Das heißt jetzt nicht als Schlussfolgerung, dass ich Indy 3 als schlechtes Spiel heutzutage empfinde, sondern einfach, dass die Maßstäbe heute auch ganz anders sind.

Meine Empfehlung: Nie auf die Wertung verlassen, sondern reinlesen und ein Gefühl bekommen, was denn gut lief und was schief lief und ob das mit den eigenen Vorlieben zusammenpasst :)

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